08.30 Uhr Ich werde durch ein lautes Hupen geweckt. Als ich mir den Schlaf aus den Augen reibe, fällt mir plötzlich ein, dass ich mich seit gestern in Bayern aufhalte. Da meine Schwester heute mit dem Zug anreisen wird, hüpfe ich augenblicklich aus dem Bett und trete ans geöffnete Fenster, um bei kühlen Temperaturen meine Glieder zu lockern. Nebenher blicke ich nach draussen und werde Zeuge, wie städtische Arbeiter die Mülltonnen entleeren.
Katze Jenny
09.15 Uhr Nachdem ich mich geduscht habe, eile ich mit Hund Dixon im Schlepptau ins Parterre und treffe in der Küche nicht nur Frau Bärbel, sondern die Katzen Micky, Jenny, Amadeus und Antonio an. Natürlich stellt der Rüde sogleich seine Nackenhaare auf und zögert nicht, die Stubentiger ins Wohnzimmer zu jagen. Schmunzelnd leiste ich Sandras Mitbewohnerin Gesellschaft und höre, dass Sandra bereits vor zwei Stunden nach München gefahren ist, um ihrem Tschob im Kreisverwaltungsreferat nachzukommen. Frau Bärbel nippt augenrollend am Saftglas und entgegnet, dass sie nun auch nach München krusen und im Pressehaus in der Bayerstrasse die Wochenendausgabe der “Süddeutschen Zeitung” mitgestalten wird.
10.00 Uhr Als endlich Ruhe in meinem alten Zuhause herrscht, erhebe ich mich vom Küchentisch und nehme mir das Recht heraus, durchs Haus zu laufen und nach Schäden zu suchen. Bei dieser Gelegenheit verschaffe ich mir heimlich per Zweitschlüssel Zugang zu Bärbels und Sandras Wohnbereich und nehme die indischen Teppiche in Augenschein, die die Mädchen an die Wände genagelt haben – wie unlöblich.
Die Villa im Waldweg ist prima in Schuss
10.45 Uhr Schlussendlich finde ich mich in der Wellness Oase (löblich: Wohlfühl Oase) wieder und lasse Dixon wissen, dass die Villa prima in Schuss ist. Der Vierbeiner wedelt freudig mit der Rute und fordert mich auf, mit ihm Gassi zu gehen – das lasse ich mir nicht zweimal sagen.
11.15 Uhr Bei leichtem Nieselregen stosse ich die Haustüre auf und schlendere in Richtung Norden davon. Unter anderem passiere ich auch die Rosenstrasse und bemerke, dass hier immer noch ungewaschene Studenten wohnen. Ich trete gegen eine achtlos auf den Boden geworfene BLUNA Getränkeflasche und erkläre meinem treuen Begleiter, dass die Gammler sehr gewalttätig sind und Drogen aller Art konsumieren.
Ich sage Nein zu Drogen aller Art
11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten stehe ich vor Edelberts Haus und bin mir sicher, dass man die Immobilie in diesem Zustand kaum vermieten kann. Trotz aller Widrigkeiten kämpfe ich mich durch den verwilderten Garten und betätige beherzt die Klingel. Der Professor öffnet prompt und winkt mich zuvorkommend herein. Ich folge meinem Bekannten in die überheizte Küche und lerne, dass während unserer Abwesenheit Frau Mars einmal pro Woche die rustikal eingerichtete Wohnung in Schuss gehalten hat. Ich stibitze mir eine Flasche PAULANER SPEZI aus dem Eiskasten und vernehme, dass wir in der kommenden Woche im Garten arbeiten sollten. Ich stimme zu und mache mich über eine Wurstplatte mit Gurken aus dem Glas her. Edelbert hält mir ausserdem den Brotkorb unter die Nase und ermutigt mich, das vitaminreiche Vollkornbrot aus dem Bäckerei Rödl zu kosten – wie schön.
12.30 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, deutet Edelbert aus dem Fenster und setzt mich darüber in Kenntnis, dass vor wenigen Wochen im Nachbarhaus eine Familie aus Afghanistan eingezogen ist. Ich staune nicht schlecht und mutmasse, dass die Asylanten unentwegt randalieren. Mein Tischnachbar schüttelt den Kopf und antwortet, dass die Leute sehr nett sind und ihn am Nachmittag zum Tee eingeladen haben – das kann ja heiter werden.
13.15 Uhr Nun wird es aber Zeit, Edelbert Lebewohl zu sagen und meine Schwester am Bahnhof in Empfang zu nehmen. Ich lüfte meinen Cowboyhut und erinnere daran, dass wir uns am Abend im “Wilden Esel” wiedersehen werden.
14.00 Uhr Zuhause angekommen, helfe ich Dixon in den frisch aufpolierten JAGUAR und rase zum Bahnhof. Zudem drehe ich am Frequenzrad des Radios und lausche stimmungsvoller RADIO ARABELLA Musik.
14.30 Uhr Ich komme mit quietschenden Bremsen auf einem Behindertenparkplatz zum Stehen und sehe, wie just in diesem Moment die S-Bahn aus München in den Bahnhof einrollt. Wenig später steigt Hildegard aus der beschmierten Bahn und fällt mir mit nassen Augen um den Hals. Ich wirke beruhigend auf die Frau ein und gebe zu Protokoll, dass es keinen Grund gibt, in Tränen auszubrechen. Meine Schwester schnäuzt kraftvoll in ein Taschentuch und erzählt, dass die Anreise aus Eichstätt sehr anstrengend war. Als ich genauer nachfrage, rückt die kleine Frau mit der ganzen Wahrheit heraus und sagt, dass sie ihr Zugabteil mit einer Negerfamilie aus dem Senegal teilen musste – das ist ja allerhand.
Die Bimmelbahn rollt in den Bahnhof
15.00 Uhr Weil im Waldweg 11 kein Platz für einen weiteren Hausgast ist, kutschiere ich Hildegard zum “Hotel Birkenhof”. Unterdessen redet meine Schwester ohne Punkt und Komma auf mich ein und beteuert, dass sie am Donnerstag nach Eichstätt zurückkehren muss. Ich seufze laut und verspreche, dass ich sie mit dem Auto in die 90 Kilometer entfernte Gemeinde bringen werde.
15.30 Uhr Wie es sich für einen Kavalier der alten Schule ziert, begleite ich Hildegard an die Hotelrezeption und fordere den Knecht am Empfang auf, den Schlüssel zum schönsten Zimmer herauszurücken. Der Heini kommt seinen Aufgaben lächelnd nach und animiert uns, mit dem Aufzug in den vierten Stock hochzufahren.
16.15 Uhr Obgleich meine Schwester sehr müde ist, lade ich sie in die hoteleigene Gaststätte zu Kaffee und Kuchen ein. Währenddessen diskutieren wir über die Flüchtlingskrise und kommen überein, dass Frau Merkel kaum noch einen Rückhalt in der Gesellschaft geniesst. Hildegard schiebt sich ein Stück Käsekuchen in den Mund und unterbreitet, dass der Staat den Asylanten Milliarden in den Rachen schiebt und für arme Rentner kaum noch einen Cent übrig hat – wie wahr.
17.00 Uhr Um meine Freunde im Wilden Esel nicht warten zu lassen, tippe ich auf meine goldene Armbanduhr und lade Hildegard ein, mich ins Gasthaus meines Vertrauens zu begleiten. Meine Schwester lehnt jedoch ab und sagt, dass sie spätestens um 18 Uhr ins Bett gehen will. Ich zucke mit den Schultern und wünsche der Dame eine angenehme Nacht. Danach flitze ich mit Dixon an meiner Seite zum JAGUAR und presche hupend ins Stadtzentrum.
Das Weissbier fliesst in Strömen
17.30 Uhr Mit kurzer Verspätung betrete ich mein altes Stammlokal und werde von Admiral a.D. Bürstenbinder, Frederick von Braustein, Franz-Xaver Ollmann, Prof. Kuhn und Herrn Töpfer lauthals begrüsst. Wirt Willy heisst mich ebenfalls herzlich Willkommen und berichtet, dass er uns zur Feier des Tages eine bayerische Schlachtschüssel mit frisch gekochter Blut- und Leberwurst, Kesselfleisch, Wammerl und einem feinen Weinkraut auftischen wird. Dazu gibt es ein perfekt eingeschenktes Weissbier aus der Privatbrauerei Brombach. Ich nippe genüsslich am “Erdinger” und erkläre meinen Freunden, dass ich den Nachmittag mit meiner Schwester verbringen musste. Edelbert prostet mir redlichst zu und unkt, dass meine Verwandte unentwegt geweint hat. Zudem verweist der gute Mann auf unsere geplante Tegernsee Reise und meint, dass es angebracht wäre, Hildegard am Donnerstag nach Eichstätt zu bringen und anschliessend weiter ins Mangfallgebirge zu rasen.
Ich steuere den JAGUAR zielsicher nach Hause
19.30 Uhr Da wir immer noch vom Tsched Leg geplagt sind, entschliessen wir uns, nach der achten Halbe die Segel zu streichen. Zum Abschied poche ich mit den Fingerknochen auf den massiven Eichentisch und spreche für morgen Nachmittag eine Einladung in den Waldweg aus. Anschliessend lotse ich Edelbert und den Vierbeiner zum Auto und schicke mich an, gemächlich in Richtung Wohngebiet davon zu fahren – da kommt Freude auf.
20.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 8 deutet, bin ich endlich wieder dahoam und lasse den Abend bei Frau Bärbel und Sandra im Wohnzimmer ausklingen. Wir frönen weinschlürfend den Nachrichten und geben uns danach der Reportage “Bayern erleben” auf dem BR hin – diesen Mist muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Nachdem ich mich von den Mädchen verabschiedet und Dixon noch einmal in den Garten gelassen habe, ziehe ich mich ins Gästezimmer zurück. Gute Nacht.