08.00 Uhr Der Vierbeiner kommt bellend ins Schlafzimmer gestürmt und weckt mich unsanft. Ich öffne missmutig die Augen und bemerke, dass der Racker im Garten spielen möchte. Natürlich rolle ich mich augenblicklich aus dem Bett und stosse die Terrassentüre auf.
08.30 Uhr Als ich Wasser in die Wirbelbadewanne laufen lasse, klingelt das Telefon besonders laut. Ich nehme das Gespräch spornstreichs an und habe das Vergnügen, mit Georg plaudern zu können. Mein Bruder wünscht mir einen guten Morgen und vertellt, dass er zur Mittagszeit über New York nach Miami ausfliegen wird. Ich staune nicht schlecht und bringe weiter heraus, dass meine Verwandten gegen 22:45 Uhr in Floridas grösster Gemeinde eintreffen und die Nacht in einem schicken Hotel verbringen werden. Georg ist begeistert und kündigt an, dass er seine Ehefrau am Freitag zum Schoppen einladen und anschliessend einen Fahrdienst bemühen wird, um nach Naples zu gelangen – das ist phantastisch.
Das Ferienhaus meiner Familie
09.30 Uhr Nach dem Badespass brühe ich echten Bohnenkaffee auf und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie sich Frau Pontecorvo meinem Zuhause nähert. Wie es sich gehört, winke ich die Dame herein und kredenze ihr ebenfalls ein Heissgetränk.
10.00 Uhr Als ich ausgiebig frühstücke und meine trockne Kehle durchspüle, kommt meine Bekannte auf die preiswerten Schnäppchen im WINN DIXIE zu sprechen und meint, dass wir Lebensmittel einkaufen sollten. Ich zucke mit den Schultern und schlage vor, dass wir uns anschliessend ein prima Mittagessen im “Bob Evans” Gasthaus gönnen sollen – da läuft mir schon jetzt das Wasser im Munde zusammen.
10.30 Uhr Nachdem ich das Geschirr in die Spülmaschine verfrachtet und Edelbert über meine Tagesaktivitäten telefonisch in Kenntnis gesetzt habe, folge ich der Pontecorvo nach draussen. Ruckzuck helfe ich Dixon auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV und rase zu stimmungsvollen Radioklängen aus dem Wohngebiet.
Ich kaufe Capocollo
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 deutet, betreten wir den Supermarkt und schlendern zur Metzgerei, um luftgetrocknete Salami, hauchdünn aufgeschnittenes Capocollo sowie vitaminreiches Hackfleisch zu kaufen. Anschliessend verladen wir Obst sowie weitere Produkte des täglichen Bedarfs in den klapprigen Einkaufswagen. Frau Pontecorvo kommt währenddessen aus dem Schimpfen gar nicht mehr heraus und unterbreitet, dass zahlreiche Produkte die in der WINN DIXIE Werbebroschüre angepriesen waren, längst ausverkauft sind – das ist wieder typisch.
12.00 Uhr Nach einer Stunde stehen wir an der Kasse und bezahlen die Waren mit unseren Kreditkarten. Als die schlechtgelaunte Kassenkraft die Bezahlkarten durch den Kassenschlitz zieht, reibe ich mir den Bauch und lasse meine Begleiterin wissen, dass ich nicht nur Hunger, sondern auch grossen Durst habe. Frau Pontecorvo wirft mir skeptische Blicke zu und meint, dass ich gestern wohl zu tief ins Bierglas geschaut habe – papperlapapp.
12.45 Uhr Wenig später finden wir uns im Bob Evans Familienrestaurant wieder und laben uns an “Farmhouse Salads” (löblich: Bauernhof Gartensalate) sowie vitaminreichen Baconburgern (löblich: Speckburger). Ausserdem nippen wir an köstlichen Strawberry Banana Smoothies (löblich: Erdbeer Bananen Mischgetränken) und kommen überein, dass dieser Obsttrunk hervorragend mundet.
Löblicher Obsttrunk mit Speckburger
13.30 Uhr Nachdem ich den Waschraum aufgesucht und einen Fettfleck von meinem Hawaiihemd geputzt habe, lotse ich meine Nachbarin zum Auto und trete die Heimreise an. Ich beschleunige den Chevrolet auf schwindelerregende 40 Meilen pro Stunde und erkläre meiner Beifahrerin, dass es auf bundesdeutschen Autobahnen keine Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt.
14.15 Uhr Daheim angekommen, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und träume von meiner schönen Villa im Waldweg 11.
15.15 Uhr Weil es für das Nachtmahl noch zu früh ist, setze ich mich an den Heimrechner und rufe Depeschen besorgter Erziehungsberechtigter ab. Ich ärgere mich sehr und erfahre von Herr Hans K. (66) aus Passau, dass sich sein frecher Sohn Roman (17) entschlossen hat, eine Frisörlehre in Angriff zu nehmen. Ich winke ab und lasse den alleinerziehenden Vater wissen, dass dieser Beruf ganz und gar unlöblich ist.
16.00 Uhr Nachdem ich die neuesten Einträge im Gästebuch überflogen habe, gehe ich von der Leine und breche mit dem Vierbeiner zu einer Wanderung auf. Mit einem schönen Lied auf den Lippen laufe ich durch das Wohngebiet und werfe dem Rüden Stöckchen zu – das macht Spass.
Hmmm … wie gut das duftet
17.00 Uhr Nachdem ich Frau Crane erzählt habe, dass ich am kommenden Wochenende verreisen werde, sperre ich die Haustüre auf und mache mich daran, das Abendessen vorzubereiten. Weil ausgewogene Ernährung sehr wichtig ist, erwärme ich tiefgefrorenes Gemüse in einer Pfanne und brate ausserdem ein gesundes T Knochen Schnitzel (unlöblich: T Bone Steak) in vitaminreichem Butterschmalz heraus – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der Brotzeit lasse ich den Tag vor der Glotze ausklingen. Ich folge den FOX Nachrichten und lerne, dass bereits in der kommenden Woche in Virginia, Montana und Kalifornien Vorwahlen stattfinden werden.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Bezahlsender AMC und gebe mich dem erfolgreichen Fernsehspiel “Fear the Walking Dead” (löblich: Fürchte den Wandelnden Tod” hin. Die Eigenproduktion erzählt die Geschichte mehrerer Überlebenden, die nach dem Ausbruch einer verheerenden Seuche auf einer stattlichen Yacht in See stechen. HEUREKA – diesen groben Unsinn muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Als nach der dritten Episode der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich den AUS Knopf auf der Fernbedienung. Zu guter Letzt stelle ich das Bierglas in die Spüle und lege mich schlafen. Gute Nacht.