5. Januar 2016 – Am Strand

pfaffenbergkl

08.15 Uhr Ein lustiges Lied lässt mich aus einem schönen Traum hochschrecken. Ich drehe gähnend am Lautstärkeregler des Radioweckers und lerne, dass “Anywhere USA” (löblich: Irgendwo USA) anno 1969 der grösste Schlag (unlöblich: Hit) der aus Bakersfield, CA stammenden Combo “The Buckaroos” war – wie aufregend.

https://www.youtube.com/watch?v=S5FCjKQwo_E

08.30 Uhr Just als ich auf der Terrasse mit dem Frühsport beginnen möchte, kommt meine Nachbarin daher und erkundigt sich, ob ich mich wohl fühle. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich nach dem Frühstück mit Georg, Maria und Hund Dixon ans Meer krusen werde – darauf freue ich mich jetzt schon.
09.00 Uhr Als ich mich bei einem Wirbelbad entspanne, telefoniere ich mit meiner Schwägerin und erinnere, dass wir gestern einen Strandspaziergang ins Auge gefasst haben. Maria stimmt prompt zu und verspricht, dass sie mit Georg gegen 11 Uhr in den Willoughby Drive kommen und mich abholen wird – das ist phantastisch.

willoughby
Mein Zuhause unter Palmen

10.00 Uhr Weil man nüchtern nicht aus dem Haus gehen sollte, nehme ich nach dem Badespass am Esstisch platz und verzehre im Beisein meines Haustieres vitaminreiche KELLOGGS Froot Loops mit frischer Muh. Dazu gibt es brühfrischen Bohnenkaffee sowie leckere Rühreier mit Virginia Schinken. Um auf dem Laufenden zu bleiben, schlage ich die Zeitung auf und lese, dass Donald Trump erneut über die Stränge geschlagen und die demokratische Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton scharf kritisiert hat. Ich lache sehr und erkläre dem Vierbeiner, dass ich dem republikanischen Multimilliardär jederzeit meine Stimme geben würde.
10.45 Uhr Kurze Zeit später fährt der nachtschwarze JEEP meiner Verwandten vor. Ich eile wild gestikulierend nach draussen und wünsche den lieben Menschen einen guten Tag. Danach helfe ich Dixon auf den Rücksitz und animiere meinen Bruder, das Gaspedal bis zum Anschlag durchzudrücken.
11.30 Uhr Nach einer fünfundvierzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt erreichen wir das “Wiggins Pass Area” am nordöstlichen Stadtrand und können den Geländewagen auf einem bewachten Parkplatz abstellen. Mit Hund Dixon im Schlepptau folge ich meinen Verwandten zum Ozean und merke an, dass dieser Strand wegen seiner üppigen Vegetation zu den beliebtesten Ausflugszielen im Collier County zählt. Bei dieser Gelegenheit deute ich in Richtung der unzähligen Badegäste und gebe zu Protokoll, dass das schwülwarme Wetter sogar zu einem erquickenden Bad im kühlen Nass einlädt. Mein Bruder wischt sich schnaufend über die nasse Stirn und meint, dass ihn die Hitze bald ins Grab bringen wird – papperlapapp.

naplesstrand
Diese Idylle muss man erlebt haben

12.15 Uhr Während Dixon Stöckchen apportiert, stösst mich Maria plötzlich in die Seite und erzählt, dass sie am Morgen mit Amanda telefoniert hat. Meine Schwägerin strahlt über das ganze Gesicht und vertellt, dass die Kinder gestern Abend sicher im verschneiten Toronto angekommen sind – wie schön.
13.00 Uhr Weil die Sonne erbarmungslos vom Himmel brennt, lotse ich meine Begleiter zum “The Club At Barefoot Beach” (löblich: Der Verein am Barfuss Strand) und informiere, dass wir nun im “Turtle’s Nest” (löblich: Schildkröten Nest) eine kleine Pause einlegen werden. Hungrig und durstig finden wir uns in der gutbesuchten Strandgaststätte ein und ordern bei einem Kellner einen Krug Leichtbier sowie vitaminreiche Fishburger (löblich: Fischburger) mit Fries (löblich: Kartoffelstäben) – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
13.30 Uhr Der hochnäsige Kellner lässt nicht lange auf sich warten und nimmt sich sogar das Recht heraus, eine Schüssel Wasser für Dixon bereit zu stellen. Wir beissen kraftvoll zu und kommen überein, dass wir den morgigen Drei-Königs-Tag zum Anlass nehmen sollten, um die Messe in der “St. Williams Church” zu besuchen.

dreikoenige
Morgen ist ein Feiertag

14.15 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, zückt Georg seine American Express Card (löblich: amerikanische Schnellkarte) und begleicht die gesalzene Rechnung mit seinem guten Namen. Anschliessend schlendern wir plaudernd an der Brandung entlang und beäugen die leichtbekleideten Badegäste, die sich mit Ballspielen die Langeweile vertreiben.
15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 3 zugeht, machen wir kehrt und laufen zum Auto zurück. Nebenbei versorgt mich Georg mit Fakten und macht mich darauf aufmerksam, dass nächste Woche ein Schwimmbeckenfachmann im Lowbank Drive anrücken wird. Maria nickt eifrig und unterbreitet, dass der Knecht nicht nur neues Badewasser einfüllen, sondern auch die Fliesen mit einem Dampfstrahler reinigen wird.
16.00 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann mich in der klimatisierten Stube von den Strapazen der letzten Stunden erholen. Ich strecke die Beine auf dem Kanapee aus und döse nach wenigen Augenblicken ein.
17.00 Uhr Leider weckt mich Dixon zeitnah und fordert mich auf, seinen Napf mit Futter aufzufüllen. In meiner Funktion als Tierfreund komme ich der Bitte anstandslos nach und vergesse auch nicht, ihm eiskaltes H²O zu servieren. Im Anschluss mache ich mich in der Küche nützlich und zaubere ein nahrhaftes Abendessen. Da mein Magen laut knurrt, koche ich italienische Langnudeln auf und gebe einen Schuss Olivenöl sowie kleingeschnittenen Knoblauch dazu. Um dem Schmaus eine besondere Note zu verleihen, reibe ich zu guter Letzt deftigen Parmesan darüber und würze die Teigwaren mit weissem Pfeffer nach.
18.00 Uhr Nach der Brotzeit schalte ich die Glotze ein und fröne den Abendnachrichten auf FOX. Darüber hinaus gebe ich mich einer lustigen Ausgabe von “JEOPARDY” hin und schaffe es ohne grössere Probleme, die richtigen Fragen auf die vorgegebenen Antworten zu stellen – das soll mir erst einmal jemand nachmachen.

19.00 Uhr Zur Hauptsendezeit nehme ich mit dem kostenpflichtigen Serienangebot von AMAZON Vorlieb und schaue mir die ersten beiden Episoden des Fernsehspiels “The Man in the High Castle” an. Ich tauche in das fiktive Amerika der 1960er Jahre ein und stelle fest, dass die Vereinigten Staaten den zweiten Weltkrieg verloren haben und von den japanischen und deutschen Siegermächten aufgeteilt wurden – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden schalte ich den Flachbildschirm aus und verabschiede mich kopfschüttelnd ins Schlafzimmer. Gute Nacht.