08.00 Uhr Die 38. Woche des Jahres bricht an und ich beginne den sonnigen Montag mit dem Frühsport. Wie es sich gehört, strecke ich mich redlichst und vergesse auch nicht, einen Purzelbaum zu schlagen – da kommt Freude auf.
08.30 Uhr Während Dixon im Garten bleibt und sich vom Rasensprenger berieseln lässt, verabschiede ich mich in die Nasszelle. Zufrieden lasse ich die Wanne mit Wasser volllaufen und erfahre während des Badevergnügens, dass in Pakistan heute der Unabhängigkeitstag gefeiert wird. Der WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Morgenmoderator schnalzt mit der Zunge und zögert nicht, zu Ehren dieses Jubeltages das stimmungsvolle Toby Keith Lied “The Taliban Song” (löblich: Das Taliban Lied) zu spielen – wie schön.
09.30 Uhr Hungrig und durstig steige ich aus der Wirbelbadewanne und ziehe es vor, den Tag mit einem reichhaltigen Frühstück einzuläuten. Nebenbei informiere ich mich auf Wikipedia über die pakistanische Republik und lerne, dass das Land von 1843 bis 1947 unter britischer Herrschaft stand. Nach dem Abzug der Briten bemühte sich die Regierung, demokratische Strukturen zu schaffen und der Freiheit eine Schanze zu geben. Dummerweise putschten strenggläubige Muslime Mitte der 1950er Jahre und riefen eine islamische Republik aus. In Folge dessen wurden die Bürger unterdrückt, Menschenrechte missachtet und Tausende verschleppt – das ist wieder typisch.
10.15 Uhr Just als ich mir etwas Kaffee nachschenke, bimmelt es an der Pforte. Zu allem Überfluss steht Herr Connor vor dem Haus und erkundigt sich, ob ich ihm meine leistungsstarke MAKITA Bohrmaschine leihen kann. Mein Nachbar seufzt laut und beteuert, dass er von seiner Frau beauftragt wurde, ein Regal in der Garage anzubringen. Ich winke den Bartträger freundlich herein und biete ihm an, dass ich ihn bei der Arbeit gerne unterstützen kann. Herr Connor gibt sich erleichtert und meint, dass wir lediglich zwei Löcher ins Mauerwerk treiben müssen. Da ich nichts besseres zu tun habe, hole ich die Maschine vom Regal und mache es mir zur Aufgabe, dem Taugenichts nach nebenan zu folgen.
Ich besitze sehr viele Schrauben
10.45 Uhr Mein Nachbar plappert ohne Unterlass und unterbreitet, dass er auf dem Regal allerhand Schnickschnack lagern möchte. Ich nicke eifrig und spanne gekonnt einen Bohrer ins Futter ein. Danach lege ich ein Metermass an das Regalbrett und komme zu dem Schluss, dass die beiden Löcher in einem Abstand von 90 Zentimetern gebohrt werden müssen. Ruckzuck komme ich in die Gänge und lasse den Heini wissen, dass ich in jungen Jahren als Schweisser beim renommierten Münchner Unternehmen RÖTZ beschäftigt war. Mein Gegenüber zuckt mit den Schultern und greift zum Schraubendreher, um das Regalgestell an die Wand zu schrauben.
11.15 Uhr Nach getaner Arbeit wische ich mir den Schweiss von der Stirn und gebe zu Protokoll, dass ich nun Frau Pontecorvo besuchen werde. Winkend eile ich nach nebenan und nehme mir das Recht heraus, das Eigenheim meiner Bekannten durch die Hintertüre zu betreten. Ich treffe Frau Pontecorvo in der Küche an und werde Zeuge, wie die Perle ein italienisches Nudelschichtgericht in den Backofen verfrachtet. Meine Nachbarin schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass ich selbstverständlich zum Essen eingeladen bin.
Nach der Arbeit ein kühles Bier
11.45 Uhr Während die Köstlichkeit im Ofen aufbackt, stibitze ich mir ein süffiges Bier aus dem Eiskasten und helfe meiner Gastgeberin, den Esstisch einzudecken. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf meine Tagesaktivitäten zu sprechen und erwähne, dass ich von Herrn Connor gebeten wurde, ein Regal in seiner Garage anzubringen.
12.15 Uhr Endlich können wir uns an den Tisch setzen und kraftvoll zubeissen. Frau Pontecorvo serviert ausserdem einen trocknen Weisswein und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie nach dem Essen einen Schönheitssalon aufsuchen wird. Ich nicke eifrig und antworte, dass ich am Nachmittag eine ruhige Kugel in der kleinen Villa schieben werde – immerhin bin ich längst nicht mehr der Jüngste.
13.00 Uhr Nach der Mahlzeit verabschiede ich mich per Handkuss und laufe zügig nach Hause. Hund Dixon folgt mir brav in die gute Stube und freut sich, als ich seinen Napf mit Trockenfutter auffülle. Im Anschluss falle ich gähnend aufs Wohnzimmersofa und döse bald ein.
14.00 Uhr Nach dem Nickerchen nehme ich am Schreibtisch Platz und rufe Depeschen besorgter Eltern ab. Natürlich nehme ich die Botschaften sehr ernst und rate, mit der garstigen Jugend nicht zu zimperlich umzugehen.
15.00 Uhr Zu guter Letzt überfliege ich das Niedergeschriebene im Gästebuch und fasse den Entschluss, dem heissen Wetter zu trotzen und mit Dixon einen Spaziergang zu unternehmen. Um nicht zu dehydrieren, schnappe ich mir eine Flasche EVIAN Wasser und scheuche den Vierbeiner hinaus.
15.30 Uhr Wir schlendern gutgelaunt zum La Playa Golfplatz und haben das Vergnügen, auf halber Strecke Herrn West zu treffen. Der Ehemann der abgehalfterten Hollywooddiva Merryl Dench begrüsst mich herzlich und berichtet, dass er von seinem Hausarzt angehalten wurde, täglich Sport zu treiben. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stelle klar, dass körperliche Ertüchtigung sehr wichtig ist. Herr West gibt mir Recht und sagt, dass er sich eventuell auch einen Hund zulegen wird – das soll mir Recht sein.
16.30 Uhr Nach einer Stunde bin ich wieder daheim und giesse mir ein Bier ein. Danach lasse ich mich auf dem Kanapee nieder und komme zu dem Ergebnis, dass mich das schwülwarme Klima bald ins Grab bringen wird.
Ich beisse kraftvoll zu
17.00 Uhr Um nicht Hunger leiden zu müssen, ziehe ich mich in die Küche zurück und richte unter Dixons fordernden Blicken eine kalte Platte mit Capocollo, würzigem Cheddar Käse und Gewürzgurken aus dem Glas an.
18.00 Uhr Nachdem ich mich gestärkt und die Geschirrspülmaschine in Betrieb gesetzt habe, mache ich es mir in der guten Stube bequem. Ich fröne den Nachrichten und telefoniere nebenher mit Edelbert. Der Professor legt beste Laune an den Tag und erzählt, dass er bei Familie Satesh zum Frühstück eingeladen war.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und erfreue mich an der nervenaufreibenden Gruselserie “The Walking Dead” (löblich: Der wandelnde Tod). Währenddessen erfahre ich per Einblendung, dass bereits am 11. Oktober 2015 die sechste Staffel ihre Premiere im amerikanischen Fernsehen feiern wird – wie aufregend.
21.00 Uhr Ein spannender Fernsehabend geht zu Ende und ich reguliere die Klimaanlage. Anschliessend streiche ich Dixon über den Kopf und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.