08.00 Uhr Ich werde durch das Fiepen meines Haustieres geweckt. Missmutig rolle ich mich aus dem Wasserbett und stelle fest, dass in Dixons Trinknapf kein Wasser ist. Wie es sich gehört, fülle ich die Schüssel mit frischen H²O auf und vergesse nicht, dem Rüden auch eine stattliche Portion Trockenfutter zu servieren.
08.30 Uhr Nachdem ich Frau Pontecorvos Geburtstagsgeschenke hervorgeholt und die Morgengymnastik absolviert habe, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad. Ausserdem rufe ich bei meiner Nachbarin an und lasse es mir nicht nehmen, ihr die besten Glückwünsche zu übermitteln. Die Pontecorvo ist begeistert und erinnert daran, dass wir das Frühstück in Julies Restaurant einnehmen werden – wie aufregend.
Ein Aquarell für Frau Pontecorvo
09.30 Uhr Ich hüpfe aus der Wirbelbadewanne und schlüpfe zur Feier des Tages in meinen hellblauen Sommeranzug. Danach steile ich mein Haar auf und sprühe etwas RP LOB auf meine Handgelenke – wie gut das duftet.
10.00 Uhr Pünktlich auf die Minute schelle ich am Eigenheim meiner Bekannten und überreiche ihr die schönen Präsente. Frau Pontecorvo staunt Bauklötze und freut sich besonders über das selbstgemalte Aquarell. Die Alte haucht mir ein Bussi auf die Wange und sagt, dass dieses Kunstwerk einen Ehrenplatz erhalten wird – das ist phantastisch.
10.30 Uhr Dreissig Minuten später kommen wir mit quietschenden Bremsen vor dem Restaurant unseres Vertrauens zum Stehen. Als Kavalier der alten Schule halte ich meiner Nachbarin die Beifahrertüre auf und gebe zu Protokoll, das ich selbstverständlich für Speis und Trank einstehen werde. Mit knurrenden Mägen eilen wir in das Restaurant und setzen uns zu Edelbert an einen einladenden Fenstertisch.
10.45 Uhr Der Professor hat sich ebenfalls in Schale geworfen und händigt Frau Pontecorvo prompt sein Geschenk aus. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und flunkere, dass Edelbert diesen schäbigen Kerzenständer im Müll gefunden hat. Der Professor straft mich mit bösen Blicken und berichtigt, dass dieses edle Teil im 19. Jahrhundert in Mexiko gefertigt wurde und ein kleines Vermögen gekostet hat – papperlapapp.
11.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und Kaffee schlürfen, komme ich auf den Abend zu sprechen und flüstere Frau Pontecorvo ins Ohr, dass ich sie gerne in ein romantisches Strandlokal ausführen würde. Meine Tischnachbarin wischt sich mit der Serviette über den Mund und antwortet, dass ich schon von Herrn Fisher ins Theater eingeladen wurde – wie unlöblich.
Happy Birthday (löblich: Fröhlicher Geburtstag)
12.15 Uhr Nachdem wir aufgegessen haben, verlassen wir die Gaststätte und verschaffen Dixon etwas Auslauf. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir, dass der neu zugezogene Leichenbestatter zwei Eintrittskarten für ein Theaterstück im “Broadway Palm Dinner Theatre” in Fort Myers, FL besorgt hat. Ich seufze laut und rate der Dame, die Einladung sausen zu lassen und den Abend mit mir zu verbringen. Frau Pontecorvo lässt jedoch nicht mit sich reden und meint, dass Herr Fisher ein sehr netter Zeitgenosse ist. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben.
13.15 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, wünsche ich meiner Nachbarin einen guten Tag und ziehe es vor, Edelbert zu einem Umtrunk in die kleine Villa einzuladen. Weil mein Bekannter noch fahren muss, fülle ich alkoholfreie Mountain Dew Zitronenlimonade in eine Karaffe und gebe eine Handvoll Eiswürfel dazu.
13.45 Uhr Anschliessend machen wir es uns in der guten Stube bequem und tratschen über dies und das. Selbstverständlich lasse kein gutes Haar an Herrn Fisher und unterbreite, dass der Depp nichts Gutes im Schilde führt. Edelbert winkt demonstrativ ab und erzählt, dass vor 38 Jahren die unbemannte Raumsonde “Voyager 2” ins All geschossen wurde. Darüber hinaus berichtet der schlaue Mann, dass gestern auf PBS eine aufschlussreiche Dokumentation über das besagte Weltraumprojekt ausgestrahlt wurde – das ist mir Wurst.
14.30 Uhr Während sich Edelbert an den Schreibtisch setzt, lege ich die Beine hoch und schliesse gähnend die Augen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume vom bevorstehenden Wiedersehen mit Robert Pfaffenberg – das wird eine Gaudi.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und bemerke, dass Edelbert in der Zwischenzeit in den Garten gegangen ist, um mit Dixon Ball zu spielen. Verschwitzt hole ich zwei Flaschen Bier aus dem Eiskasten und laufe ebenfalls hinaus, um mich unter eine schattenspendenden Palme zu setzen. Prof. Kuhn folgt meinem Beispiel und spült seinen trockenen Hals mit dem köstlichen Gerstensaft durch – das tut gut.
Meine Terrasse mit Blick auf den Garten
16.15 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, hole ich den Gartenschlauch hervor und mache es mir zur Aufgabe, die Beete zu giessen. Nebenher stibitzt sich Edelbert ein Radieschen und kommt zu dem Schluss, dass die Frucht des Kreuzblütengewächses ganz vorzüglich mundet. Ich gebe dem guten Mann Recht und schlage vor, dass wir gemeinsam zu Abend essen und dann einen Film abschauen könnten.
17.00 Uhr Als die Sonne hinter einem Palmenhain verschwindet, haben wir gut und gerne 20 Radieschen abgeerntet. Voller Vorfreude kehren wir ins Haus zurück und zögern nicht, Weissbrot aufzuschneiden und zwei lustige Brotzeitteller anzurichten. Im Anschluss machen wir es uns in der Wohnstube gemütlich und führen uns die herzhafte Jause zu Gemüte – da kommt besonders grosse Freude auf.
18.00 Uhr Just als Herr Fischer in seinem gelben Volvo vor dem Nachbaranwesen anhält, um Frau Pontecorvo abzuholen, verabschieden wir uns nach draussen. Fachmännisch nehme ich den futuristischen Projektor in Betrieb und kündige an, dass wir uns den lauen Sommerabend mit der Kriegskomödie “Tropic Thunder” verschönern werden. Edelbert ist einverstanden und lehnt sich colatrinkend zurück.
18.30 Uhr Zum Abschluss des Tages werfe ich bunte Bilder auf die Leinwand und wir haben das Vergnügen, ins Leben eines Schauspielers einzutauchen, der die Hauptrolle in einem Kriegsfilm annimmt – wie aufregend.
20.30 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Filmabend und spendiere Edelbert einen Whiskey. Wir prosten uns redlichst zu und verabreden, dass wir morgen einen ausgedehnten Strandspaziergang unternehmen werden.
21.00 Uhr Nachdem sich der Professor winkend verabschiedet hat, rufe ich Hund Dixon ins Haus und reguliere die Klimaanlage. Danach ziehe ich die Vorhänge zu und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.