12. März 2015 – Ein neues Schlafzimmer für meine Verwandten

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08.00 Uhr Der Radiowecker geht an und ich habe ein schönes Lied des australischen Sängers Kevin Johnson im Ohr. Beschwingt von “Rock & Roll, I Gave You The Best” (löblich: Felsen und Rollen, Ich gab’ dir das Beste) hüpfe ich aus dem Bett und ziehe es vor, meine Glieder auf der Terrasse zu lockern. Währenddessen spähe ich durch das weitgeöffnete Schlafzimmerfenster meiner Nachbarin und werde Zeuge, wie sich Frau Pontecorvo an der Klimaanlagensteuerung zu schaffen macht. Natürlich spreche ich die Perle an und bringe heraus, dass kaum noch kühle Luft auf den Auslassdüsen strömt – wie unlöblich.

08.30 Uhr Während Hund Dixon im Garten spielt, eile ich der guten Frau zu Hilfe und mutmasse, dass womöglich die Filterelemente gewechselt werden müssen. Frau Pontecorvo seufzt laut und sagt, dass es wohl schlauer wäre, einen Fachmann zu rufen – wie wahr.
09.00 Uhr Nach der Plauderei lasse ich mir ein Wirbelbad einlaufen und entspanne mich redlichst. Ausserdem telefoniere ich mit meinem Bruder und erfahre, dass ich zum Mittagessen erwartet werde. Georg legt beste Laune an den Tag und meint, dass ich bei dieser Gelegenheit auch das frisch renovierte Schlafzimmer in Augenschein nehmen kann – das lasse ich mir natürlich nicht entgehen.
10.00 Uhr Ich beende den Badespass und stelle die Kaffeemaschine ein. Just in diesem Moment fährt Edelberts JEEP vor und kommt mit quietschenden Bremsen auf der Einfahrt zum stehen. Ich öffne schwungvoll die Pforte und begrüsse den Professor herzlich. Mein Bekannter wünscht mir einen schönen Morgen und sagt, dass er nur vorbeigekommen ist, um sich eine Bohrmaschine auszuborgen. Als ich genauer nachfrage, rückt der schlaue Mann mit der ganzen Wahrheit heraus und unterbreitet, dass er sich ein Bücherregal kaufen und es in der guten Stube anbringen möchte. Ich führe meinen Bekannten spornstreichs in die Garage und händige ihm neben einer leistungsstarken Akku Bohrmaschine ausserdem Dübel und Schrauben aus.

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Wurstbrote sind sehr vitaminreich

10.30 Uhr Um Edelbert eine kleine Freude zu bereiten, lade ich ihn zu einer kleinen Brotzeit auf der schattigen Terrasse ein. Ich serviere belegte Wurstbrote und erzähle, dass ich zum Mittagessen bei Georg und Maria eingeladen bin. Der Professor beisst kraftvoll zu und sagt, dass er währenddessen nach Bonita Springs krusen und in einschlägigen Möbelhäusern nach Regalen suchen wird – wie langweilig.
11.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, meinen Verwandten einen Besuch abzustatten. Ich lotse Edelbert zur Haustüre und gebe das Versprechen ab, dass wir uns Morgen wiedersehen werde. Mein Gast lüftet seine MIAMI DOLPHINS Kappe und wünscht mir einen schönen Aufenthalt im Ferienhaus – wie schön.

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Das Ferienhaus im Lowbank Drive

12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit parke ich den Chevrolet vor der Villa meiner Familie und betätige den Klingelknopf. Nach wenigen Augenblicken öffnen Maria und Georg die Türe und führen mich ins Schlafzimmer, um mir das nagelneue Wasserbett, farbenfrohe Vorhänge sowie die frisch renovierten Wände zu zeigen. Meine Schwägerin reibt sich die Hände und behauptet, dass die Gardinen aus chinesischer Seide gefertigt wurden und sehr teuer waren. Ich staune Bauklötze und erkundige mich, wann wir endlich essen können.
12.30 Uhr Nachdem ich alles gesehen habe, folge ich meinen Verwandten ins Esszimmer und bekomme ein feines Geschnetzeltes mit Bandnudeln vorgesetzt. Maria streichelt Dixon über den Kopf und sagt, dass sie heute extra in der Metzgerei war, um für den Vierbeiner einen Rinderknochen zu kaufen. Der Rüde ist ganz ausser sich und rennt mit dem Knochen im Maul in den Garten – da kommt Freude auf.
13.00 Uhr Während wir es uns schmecken lassen, kommen meine Verwandten auf den Rückflug nach Kanada zu sprechen und berichten, dass sie in acht Tagen ihre Koffer packen müssen. Ich blicke traurig drein und bemerke, dass wir uns alsbald wiedersehen werden. Georg nickt eifrig und beteuert, dass wir 12 Tage später in New York eintreffen und gemeinsam im luxuriösen “Gramercy Park Hotel” logieren werden – das wird ein Spass.
13.30 Uhr Als Nachspeise tischt meine Schwägerin Walnusseis mit Sahne auf. Nebenher schwärmt Georg von unserer anstehenden Reise in den Grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) und meint, dass es eine Gaudi werden wird, ein Billy Joel Konzert im “Madison Square Garden” zu sehen. Mein Bruder ist bestens unterrichtet und setzt mich darüber in Kenntnis, dass der 65jährige Künstler seit Anfang 2014 einmal im Monat im “Garden” auftritt, um 20.000 Zuschauer mit Weltschlägen wie “Piano Man” (löblich: Klaviermann), oder “52nd Street” zu verwöhnen.

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Der Madison Square Garden im “Grossen Apfel”

14.15 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Schaumkaffees abgerundet haben, erhebe ich mich aus dem Liegestuhl und gebe zu Protokoll, dass ich nun nach Hause fahren werde. Georg wünscht mir einen schönen Abend und kündigt an, dass er gegen 17 Uhr Herrn Wang auf dem Golfplatz treffen wird – das soll mir auch Recht sein.
15.00 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und kann mich von den Strapazen des nervenaufreibenden Tages erholen. Voller Vorfreude lasse ich mich neben Hund Dixon auf dem Kanapee nieder und döse prompt ein – das tut gut.
16.00 Uhr Ich öffne die Augen und stelle fest, dass der Stundenzeiger meiner Wanduhr auf 16 Uhr zugeht. Um nicht noch länger auf der faulen Haut zu liegen, stehe ich auf und gebe mich der Anschnurseelsorge hin. Während Dixon durch den Garten flitzt und mit einem Spielzeug quietscht, rufe ich Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter ab und gebe Ratschläge ab. Ferner nehme ich die neuen Einträge im Gästebuch in Augenschein und ordere bei meinem indonesischen Grosshändler Bambang neuen Tand für den Andenkenladen.
17.00 Uhr Nach der harten Arbeit schenke ich mir ein Erdinger Weissbier ein und mache mich in der Küche nützlich. Ich hantiere fachmännisch mit dem Kochlöffel und zaubere im Handumdrehen ein vitaminreiches Nudelgericht mit Pesto aus dem Glas. Dazu gibt es einen Beilagensalat mit Tomaten, diversen Blattsalaten und Gurken.
18.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, stelle ich das Geschirr achtlos in die Spüle und gehe zum gemütlichen Teil des Tages über. Unter anderem schaue ich mir die Nachrichten auf FOX an und lerne, dass morgen vor 114 Jahren der amerikanische Präsident Benjamin Harrison gestorben ist – wie traurig.
19.00 Uhr Im Anschluss schalte ich auf den Film- und Serienkanal HBO um und erfreue mich an der Komödie “Dumb & Dumber” (auf deutsch: Dumm und Dümmer). Ich krümme mich vor Lachen und tauche in die Welt der unterbelichteten Freunde Harry und Lloyd ein, die es im Leben zu nichts gebracht haben.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.