10. Februar 2015 – Hans Rosenthal und Screwdriver

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08.00 Uhr Der Vierbeiner kommt ans Bett geschlichen und leckt mir über die Hand. Ich schaue dem Rüden ganz tief in die Augen und erkläre ihm, dass ich nun aufstehen und meine Muskeln stählen werde. Hund Dixon ist ganz aus dem Häuschen und rennt mit einem Tennisball im Maul zum Teich – wie schön.
08.30 Uhr Als ich fröhlich auf und ab hüpfe, werde ich plötzlich Zeuge, wie Frau Pontecorvo eine Tischdecke auf der Terrasse ausstaubt. Die Perle winkt mir gutgelaunt zu und bittet mich, zum Frühstück herüberzukommen. Ich reibe mir den Bauch und gebe zu Protokoll, dass ich die Einladung ganz bestimmt nicht ausschlagen werde.
09.00 Uhr Bevor ich meiner Nachbarin einen Besuch abstatte, entspanne ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Ich wasche mir die Haare und erinnere mich, dass der deutsche Fernsehmoderator Hans Rosenthal just heute vor 28 Jahren gestorben ist. Wie jeder weiss, führte der gute Mann zwischen 1971 bis 1986 durch die beliebte Rateschau “Dalli Dalli” und schrieb es sich auf die Fahnen, Spendengelder zu sammeln – wie schön.

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Hans Rosenthal
Bild: Gerd Rosenthal / CC BY-SA 3.0 de

10.00 Uhr Nach dem Badespass laufe ich mit Dixon nach nebenan und werde von Frau Pontecorvo herzlich begrüsst. Die kleine Frau lotst mich plappernd in die gute Stube und verwöhnt mich mit selbstzubereiteten Eierkuchen. Ich greife beherzt zur Gabel und registriere, dass die Pancakes prima schmecken. Nebenher tratsche ich angeregt mit meiner Nachbarin und berichte, dass in fünf Tagen Georg und Maria zu Besuch kommen werden. Die Perle überschlägt sich vor Freude und meint, dass wir am Sonntag eine Willkommensfeier für meine Liebsten veranstalten könnten – das ist gar keine schlechte Idee.
10.45 Uhr Just als ich mir einen Nachschlag genehmige, schiebt Herr Connor sein Motorrad aus der Garage. Ich deute skeptisch zum Nachbargrundstück und gebe meiner Bekannten zu verstehen, dass der Heini bestimmt schwerbewaffnet ist und zu einem Rockertreffen fährt. Frau Pontecorvo seufzt laut und entgegnet, dass die Conners freundliche Menschen sind – papperlapapp.
11.15 Uhr Nach der Stärkung führt mich meine Nachbarin auf die Terrasse und serviert Orangensaft mit einem Schuss Wodka. Ich nippe zufrieden am Kaltgetränk und erfahre, dass dieses Trunk den Namen “Screwdriver” (löblich: Schraubendreher) trägt. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf die von der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten verhängten Sanktionen gegenüber Russland zu sprechen und informiere, dass die russische Republik in einer schweren Wirtschaftskrise steckt und die Wodkaproduktion zurückfahren musste. Lachend klopfe ich mir auf die Schenkel und rechne vor, dass die Herstellung seit 2014 um 25% eingebrochen ist.

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Meine wertvolle ROLEX

12.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 12 zugeht, erhebe ich mich aus dem Liegestuhl und schlage vor, dass wir jetzt in die Stadt krusen und Dixon etwas Auslauf bescheren könnten. Meine Bekannte ist einverstanden und drängt zur sofortigen Abfahrt – das soll mir Recht sein.
12.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise parke ich den PS-strotzenden SUV an der 5th Avenue und nehme Dixon an die Leine. Im Anschluss vertreten wir uns die Beine und nehmen die Auslagen in den Schaufenstern in Augenschein. Meine Begleiterin redet unterdessen ohne Punkt und Komma auf mich ein und meint, dass wir Edelbert besuchen könnten. Um auf Nummer sicher zu gehen, zücke ich die Schwarzbeere und tippe Prof. Kuhns Nummer ins Tastenfeld ein. Nach wenigen Sekunden meldet sich der schlaue Mann und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er vor wenigen Minuten ins “Yabba Island Grill” Gasthaus eingekehrt ist – wie aufregend.
13.00 Uhr Kurze Zeit später betreten wir die besagte Wirtschaft und treffen Edelbert auf der Sonnenterrasse an. Wir setzen uns spornstreichs dazu und ordern bei einer Kellnerin italienische Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) mit Fleischbällchen. Dazu gibt es durstlöschenden Eistee mit Mangogeschmack – das tut gut.

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Wir essen italienische Langnudeln

13.45 Uhr Nachdem wir die opulente Mahlzeit mit Zitronensorbet und Schaumkaffees abgerundet haben, folgen wir der Prachtstrasse gen Westen und tratschen über Dies und Das. Edelbert kommt prompt auf unsere geplante Appalachian Trail Wanderung zu sprechen und schlägt vor, dass wir am Wochenende unseren Flug nach Albany buchen könnten – das wird eine Gaudi.
14.30 Uhr Weil der Professor am Nachmittag mit seinem Sohn eine Videokonferenz führen möchte, verabschieden wir uns händeschüttelnd. Ich wünsche Edelbert viel Vergnügen und zögere nicht, ihn für Morgen zum Frühstück in Julies Restaurant einzuladen. Danach helfe ich Frau Pontecorvo auf den Beifahrersitz und rase zügig nach Hause.
15.15 Uhr Zurück in der kleinen Villa, serviere ich Dixon eine stattliche Portion Trockenfutter sowie frisches Leitungswasser. Anschliessend lege ich die Beine im Wohnzimmer hoch und entspanne mich redlichst.

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Hund Dixon bekommt Trockenfutter

16.15 Uhr Ich öffne die Augen und fühle mich wie neugeboren. Um die Nachmittagstunden sinnvoll zu gestalten, gehe ich Anschnur und rufe Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab.
17.00 Uhr Nachdem ich die Einträge im Gästebuch überflogen habe, eile ich in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Da ich keine Lust habe, stundenlang am Herd zu stehen, richte ich eine vitaminreiche Käseplatte an.
17.45 Uhr Nach der Stärkung bestücke ich die Spülmaschine mit dem schmutzigen Geschirr und freue mich auf einen abwechslungsreichen Fernsehabend. Um mit etwas Gutes zu tun, fülle ich vitaminreiche Lay’s Kartoffelchips in eine Holzschale und gönne mir ein vollmundiges COORS Bier direkt aus der Flasche – das schmeckt.
18.30 Uhr Wie es sich gehört, läute ich den Feierabend mit den FOX Nachrichten ein. Ich informiere mich über die politischen Geschehnisse in der Welt und vernehme, dass in Florida langsam der Sommer Einzug hält. Der schlechtgekleidete Wetterknecht wischt sich demonstrativ über die Stirn und meldet, dass die Temperaturen am Wochenende erstmals in diesem Jahr die 90°F (32°C) Marke überschreiten werden.

https://www.youtube.com/watch?v=Gw1aarm2DuU

19.30 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf den Bezahlsender FX um, wo just im Augenblick drei Episoden der spannenden Gruselserie “American Horror Story” anlaufen. Ich folge den Geschehnissen mit Argwohn und bin mir sicher, dass ich in der Nacht Alpträume haben werde.
21.00 Uhr Nach neunzigminütiger Hochspannung schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon in die kleine Villa. Zu guter Letzt lösche ich die Lichter und gehe zu Bett. Gute Nacht.