6. Februar 2015 – Fernsehkoch Wayne Gregor hat Probleme

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich schwinge mich aus dem Bett und bemerke beim Blick auf die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry), dass vor einer halben Stunde eine Kurznachricht eingegangen ist. Neugierig drücke ich auf das grüne WhatsApp Symbol und lese, dass Edelbert zum Frühstück vorbeikommen und Schmankerl aus der “Biscotti Farrugia” Bäckerei mitbringen wird – da kommt Freude auf.

schwarzbeere
Eine Depesche trudelt ein

08.30 Uhr Nachdem ich meine Muskeln gelockert und Dixon einen Kauknochen ins Maul gesteckt habe, lasse ich die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln. Währenddessen wasche ich mir nicht nur die Haare, sondern rufe auch bei meinen Verwandten in Kanada an. Nach dem zweiten Tuten meldet sich Maria und bestätigt, dass unser Wiedersehen nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Als ich genauer nachfrage, rückt die Dame mit der ganzen Wahrheit heraus und unterbreitet, dass sie in zehn Tagen nach Florida ausfliegen wird, um an der Seite ihres Ehemannes sonnige Wochen im Rentnerparadies zu erleben – wie aufregend.
09.30 Uhr Voller Vorfreude beende ich den Badespass und mache mich daran, die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb zu nehmen. Wenig später klingelt Edelbert an der Pforte und wünsche mir einen schönen Morgen. Ich winke meinen Bekannten herein und gebe zu Protokoll, dass ich gerade mit meiner Schwägerin telefoniert habe. Natürlich lasse ich das Gespräch Revue passieren und verrate, dass die lieben Leute in der übernächsten Woche in Naples eintreffen und mindestens für vierzehn Tage im Ferienhaus logieren werden.

cannoli
Ein vitaminreiches Cannoli

10.15 Uhr Im Anschluss lassen wir uns bei angenehmen Temperaturen am Terrassentisch nieder und verzehren vitaminreiche Cannolis, Rühreier sowie warme Nussschnecken. Der Professor nippt genüsslich am Kaffeehaferl und berichtet, dass er am Wochenende ins Lichtspielhaus gehen wird, um sich den Spielfilm “Timbuktu” anzuschauen. Als ich klarstelle, dass ich mich unter keinen Umständen einer langweiligen Romanze hingeben werde, erhebt Edelbert den Zeigefinger und informiert, dass das Meisterwerk die Geschichte einer Stadt zeigt, die von blutrünstigen Islamisten überfallen wird – das hört sich spannend an.

10.45 Uhr Nach kurzem Zögern sage ich zu und verspreche dem Professor, dass ich am Samstag Abend ausnahmsweise ins Kino mitkommen werde – das kann ja heiter werden.
11.30 Uhr Just als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, gesellt sich plötzlich Fernsehkoch Wayne Gregor an die Grundstücksgrenze. Der Prominente wischt sich die Schweissperlen von der Stirn und sagt, dass seine kleine Villa von kreischenden Anhängern (unlöblich: Fans) belagert wird. Der gute Mann ist den Tränen nahe und bittet uns, ihm für einige Stunden Asyl zu gewähren. Ich nicke eifrig und mache es mir zur Aufgaben, drei Budweiser aus dem Kühlschrank zu holen und eine Tüte Lay’s Kartoffelchips zu spendieren.
12.00 Uhr Herr Gregor nimmt einen kräftigen Schluck und setzt uns darüber in Kenntnis, dass es kein Vergnügen ist, im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit zu stehen. Darüber hinaus erfahren wir, dass der Heini beim erfolgreichen “Cooking Channel” (löblich: Kochkanal) einen Vertrag unterschrieben hat und mit der Aufgabe betraut ist, fünfmal pro Woche die Abendkochschau zu moderieren. Herr Gregor reibt den Daumen am Zeigefinger und rechnet vor, dass er zwar im Jahr 2 Million Dollars verdient, aber im Gegenzug kaum noch eine freie Minute findet – wie traurig.

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Ich serviere köstliche Wurstbrote

12.30 Uhr Um dem Fernsehstern etwas Gutes zu tun, verschwinde ich in der Küche und richte lustige Sandwiches (löblich: Wurstbrote) auf einem Tablett an. Anschliessend schlendere ich wieder an die frische Luft und animiere meine Gäste, kraftvoll zuzubeissen. Unterdessen erwähne ich ganz nebenbei, dass ich mit dem Kochlöffel umzugehen weiss und jederzeit bereit wäre, als Beikoch in der Fernsehschau aufzutreten.
13.30 Uhr Nach einer Stunde tippt der Fernsehkoch auf seine diamantbesetzte BULGARI Armbanduhr und meint, dass es langsam Zeit wird, ins Studio nach Miami zu krusen. Bevor wir antworten können, stibitzt sich mein Nachbar das letzte Wurstbrot und sagt, dass er sich für die Brotzeit in Bälde revanchieren wird – wie schön.
14.00 Uhr Nachdem sich der gute Mann winkend das Weite gesucht hat, kredenze ich Edelbert eine weitere Hopfenkaltschale und stelle klar, dass ich sehr gerne mit Herrn Gregor tauschen würde. Der Professor zuckt mit den Schultern und entgegne, dass Geld nicht alles ist.
15.00 Uhr Da sich Wolken vor die Sonne schieben, erhebt sich Edelbert aus dem Liegestuhl und meint, dass es schlauer wäre, nach Hause zu fahren. Ich spähe zum Himmel und bin mir sicher, dass es bald regnen wird. Ruckzuck räume ich den Terrassentisch ab und wünsche meinem Bekannten einen ruhigen Abend.
15.45 Uhr Nachdem endlich Frieden im Willoughby Drive herrscht, bette ich mich im klimatisierten Wohnzimmer zur Ruhe. Ich lege zufrieden die Beine hoch und döse bald ein – was kann es schöneres geben.
16.45 Uhr Dummerweise wird mein Müssiggang bald durch lautes Poltern gestört. Ich reibe mir die Augen und sehe, wie Frau Pontecorvo die Terrassentüre zur Seite schiebt. Meine Nachbarin schleppt einen Topf in die Küche und plappert, dass sie Sedani vorbereitet hat. Ich hüpfe seufzend vom Sofa und folge der Perle in die Küche.
17.30 Uhr Während des Nachtmahls löchert mich Frau Pontecorvo mit Fragen und erkundigt sich, ob wir am Samstag in den Miromar Outlet Stores abschoppen wollen. Ich schüttle den Kopf und erwidere, dass ich viel um die Ohren habe und ganz bestimmt nicht nach Fort Myers fahren werde. In diesem Zusammenhang komme ich auf den Lichtspielhausbesuch zu sprechen und biete meiner Nachbarin an, dass sie uns gerne begleiten kann.

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Wir trinken Rotwein – schmeckt nicht schlecht

18.15 Uhr Endlich beginnt der wohlverdiente Feierabend. Nachdem wir die Geschirrspülmaschine eingeräumt haben, lassen wir uns im Wohnzimmer nieder und schauen uns die Nachrichten auf FOX an.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf den Filmkanal HBO um und freue mich, als der Vorspann zum Kriminalfilm “No Turning Back” (löblich: Keine Umkehr) über den Bildschirm flimmert. Ich schenke Frau Pontecorvo etwas Wein nach und tauche in das Leben des Bauleiters Ivan ein, der während einer Autofahrt von Birmingham nach London diverse Telefongespräche führen und allerhand Probleme aus der Welt schaffen muss.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und lotse Frau Pontecorvo zur Haustüre. Im Anschluss lösche ich das Licht und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.