08.00 Uhr Ich rolle mich vorsichtig aus dem Bett und stelle mit sorgenvoller Miene fest, dass mein Fuss noch immer schmerzt. Fluchend verabschiede ich mich ins Bad und schmiere eine Schmerzsalbe auf den lädierten Knöchel. Danach humple ich in die Küche und lasse Dixon wissen, dass es wohl schlauer wäre, einen Arzt zu konsultieren.
08.30 Uhr Nachdem ich den DeLonghi Kaffeeautomaten in Gang gesetzt und eine ASPIRIN Tablette eingenommen habe, eile ich in die Nasszelle, um mich frisch zu machen.
Meine Hausapotheke
09.00 Uhr Trotz der Schmerzen lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und nehme ein reichhaltiges Frühstück ein. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und gebe vor, dass ich immer noch nicht das Haus verlassen kann und auf Pflege angewiesen bin. Mit weinerlicher Stimme bitte ich meinen Bekannten, zum Supermarkt zu fahren und Getränke zu besorgen. Der Professor macht sich grosse Sorgen und verspricht, im PUBLIX Drogeriemarkt einen Kompressionsverband zu kaufen – wie schön.
09.45 Uhr Nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages lasse ich den Vierbeiner in den Garten hinaus und entschliesse mich, den Fuss im Wohnzimmer hochzulegen. Nebenher schalte ich die Glotze ein und schaue mir auf NBC die beliebte “Today” (löblich: Heute) Morgenschau an. Ich lehne mich entspannt zurück und erfahre, dass die Lichter des Weihnachtsbaums am New Yorker Rockefeller Center bereits am 3. Dezember entzündet wurden. Die Fernsehmoderatorin plappert ohne Unterlass und informiert, dass in diesem Jahr eine fast 30 Meter hohe Fichte aufgestellt wurde, die ein Geschäftmann aus Bloomsburg, PA gestiftet hat – das soll mir auch Recht sein.
10.30 Uhr Just als ein mir nicht bekannter Sangeskünstler ein belangloses Lied trällert, stösst Frau Pontecorvo die Pforte auf. Meine Nachbarin begrüsst mich herzlich und möchte wissen, ob es mir besser geht. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass ich mit dem rechten Fuss kaum auftreten kann. Die Dame seufzt laut und macht es sich zur Aufgabe, meinen Knöchel zu massieren. Unterdessen wechsle ich auf HBO und erfreue mich am lustigen Spielfilm “National Lampoon’s Christmas Vacation” (auf deutsch: Schöne Bescherung) mit Hauptdarsteller Chevy Chase.
11.00 Uhr Zu allem Überfluss stattet mir auch noch Edelbert einen Besuch ab. Der Professor schleppt zwei Einkaufstüten in die Küche und sagt, dass er neben Weichgetränken (unlöblich: Softdrinks) auch Lebensmittel gekauft hat. Darüber hinaus präsentiert der gute Mann einen Kompressionsverband und erzählt, dass die Mullbinde fest um den Knöchel gewickelt werden muss.
11.30 Uhr Während Frau Pontecorvo meinen Fuss verarztet, bereitet Edelbert in der Küche Wurstbrote zu. Natürlich weicht Hund Dixon meinem Bekannten nicht von der Seite und nimmt sich sogar das Recht heraus, eine Tomatenscheibe vom Küchentisch zu stibitzen – wo soll das noch hinführen.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit beisse ich in ein Capocollobrot und gebe zu Protokoll, dass ich mir den Nachmittag mit einen Film versüssen werde. Ich deute in Richtung eines DVD Stapels und unke, dass mich ein nervenaufreibender John Wayne Western aufheitern wird. Frau Pontecorvo nickt eifrig und lotet aus, ob ich zum Filmvergnügen eine Cola trinken möchte. Ich erhebe Einspruch und fordere die Frau auf, ein Bier zu kredenzen.
Ein kühles Bier gegen die Schmerzen
12.45 Uhr Nachdem sich Edelbert verabschiedet hat, betätige ich den “PLAY” (löblich: Spiel) Knopf auf der neumodernen Fernbedienung und gebe mich den Abenteuern des Soldaten Ethan Edwards hin, der den heimtückischen Mord an seinem Bruder rächt – da kommt Freude auf.
13.45 Uhr Leider fallen mir bald die Augen zu und ich sehe mich im Traum ins verstaubte Monument Valley (löblich: Denkmal Tal) im Bundesstaat Utah versetzt.
14.45 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und registriere, dass Frau Pontecorvo in der Zwischenzeit das Weite gesucht hat. Missmutig hinke ich auf die Terrasse und falle in einen Liegestuhl, um die Tageszeitung zu lesen. Währenddessen flitzt Dixon zum Teich und bellt die handzahme Echse Billy an – das macht Spass.
15.30 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, schleppe ich mich mit letzter Kraft in Haus und gehe Anschnur. Obgleich ich schwer krank bin, arbeite ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und rate leidgeprüften Erziehungsberechtigten, ihren frechen Kindern keine Geschenke unter den Christbaum zu legen.
Ein löblicher Christbaum
16.30 Uhr Nach einer Stunde beende ich die Anschnurarbeit und nehme eine Schmerztablette ein. Ferner laufe ich vorsichtig durch die gute Stube und bemerke, dass der Schmerz etwas nachgelassen hat – wie schön.
17.00 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, mache ich mich in der Küche nützlich und backe tiefgefrorene Kartoffelstäbe im Ofen auf. Zudem brate ich vitaminreiche Seehechtfilets im heissen Fett an und zaubere ausserdem einen Beilagensalat mit Tomaten, Paprikastreifen und Oliven – wie das duftet.
17.30 Uhr Als ich zur Gabel greife, pocht Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und freut sich, mich in bester Laune anzutreffen. Ich biete der Dame einen Platz an und unterbreite, dass mir die Massage sehr gut getan hat. Meine Nachbarin gibt sich erleichtert ist sagt, dass es mir morgen ganz bestimmt besser gehen wird – wie wahr.
18.00 Uhr Während die Pontecorvo den Abwasch erledigt, lege ich mich zu Dixon aufs Kanapee und schaue weiter fern. Ich mache mich auf FOX über die politischen Geschehnisse in der Welt schlau und lasse die Seele ausserdem bei einer Anrufschau (unlöblich: Call In Show) baumeln.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit setzt sich Frau Pontecorvo zu mir und wir frönen auf dem Spartenkanal TBS die Sitzkomödie (unlöblich: Sitcom) “Ground Floor” (löblich: Erdgeschoss). Wir amüsieren uns köstlich und werden Zeugen, wie sich der hitzköpfige Bankangestellte Brody in die Putzfrau Jennifer verliebt.
21.00 Uhr Nach drei weiteren Episoden gähne ich ausgiebig und ziehe es vor, den Fernsehabend zu beenden. Ich verabschiede meine Bekannte per Zungenkuss und verschliesse dann die Haustüre besonders sicher. Anschliessend lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.