7. November 2014 – Clint Black und ein Einwanderer aus Kuba

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08.00 Uhr Der Radiowecker geht an und ich habe ein stimmungsvolles Clint Black Lied im Ohr. Gutgelaunt hüpfe ich aus dem Bett und lasse Dixon in den Garten hinaus. Anschliessend rudere ich auf der Terrasse mit den Armen und spiele mit der Idee, einen Ausflug ans Meer zu unternehmen.
08.30 Uhr Während ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln lasse, telefoniere ich mit Edelbert und frage nach, ob er mich begleiten möchte. Der schlaue Mann windet sich aus der Verantwortung und behauptet, dass heute der Hausmeister anrücken und den Müllzerkleinerer reparieren wird – wie schade.
09.30 Uhr Trotzdem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und steige voller Tatendrang aus der Wanne. Bevor ich losfahre, nehme ich in der Küche ein kleines Frühstück ein und schmökere etwas in der Zeitung.
10.00 Uhr Wenig später kommt der Vierbeiner von seinem Ausflug zurück und stapft mit verdreckten Pfoten durch die gute Stube. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und sehe mich genötigt, den Putzeimer hervorzuholen und den Fliesenboden zu wischen – was muss ich denn noch alles ertragen.

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Meine wunderschöne Küche

10.30 Uhr Nachdem ich das Schmutzwasser in den Garten geschüttet habe, schnappe ich mir eine Dose Diät Cola (unlöblich: Diet Coke) aus dem Eiskasten und eile zum Auto. Ruckzuck helfe ich Dixon auf die Ladefläche und brause dann mit durchdrehenden Pneus vom Grundstück. Nebenher schiebe ich die Clint Black Kompaktscheibe “Killin’ Time” (löblich: Zeit totschlagen) in die Musikanlage und erfreue mich an Kompositionen wie “A Better Man” (löblich: Ein besserer Mann) oder “Straight from the Factory” (löblich: Direkt aus der Fabrik) – da kommt Freude auf.

11.15 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Viertel nach Elf deutet, tut sich der azurblaue Golf vor mir auf. Ich drossle die Geschwindigkeit und steuere kurzerhand das “LaPlaya Beach & Golf Resort” an. Mit dem Rüden im Schlepptau laufe ich in die Vier-Sterne Anlage und nehme mir das Recht heraus, an der Strandbar ein Coors Light (löblich: Coors Leicht) zu trinken.

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Eine kühle Halbe – das tut gut

11.45 Uhr Währenddessen komme ich mit dem Schankkellner ins Gespräch und bringe heraus, dass der gute Mann vor sieben Jahren aus Kuba eingewandert ist. Ich nehme einen grossen Schluck und entgegne, dass sich der Inselstaat langsam dem Westen öffnet und womöglich bald dem Sozialismus abschwören wird. Mein Gegenüber schüttelt jedoch den Kopf und informiert, dass Präsident Raul Castro die Zügel fest in der Hand hält und der Demokratie keine Schanze einräumen wird – wie traurig.
12.15 Uhr Weil mein Magen knurrt, nehme ich die Speisekarte in Augenschein und ordere kurzerhand den “Catch of the Day” (löblich: Fang des Tages). Der Hotelbedienstete nickt eifrig und tischt ein Schwertfischschnitzel mit marinierten Tomaten und Gemüse auf – das schmeckt.
13.15 Uhr Nach einem weiteren Bier und einem Eisbecher mit Sahne bezahle ich die Zeche in Bar und kehre zum PS-strotzenden SUV zurück. Beschwingt von prima Clint Black Klängen fahre ich weiter am Golf entlang und lasse mir den Wind durch die Haare wehen – was kann es schöneres geben.
14.15 Uhr Zurück in meinem Zuhause im Willoughby Drive, schlüpfe ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln (unlöblich: Cowboyboots) und bette mich auf dem bequemen Wohnzimmersofa zur Ruhe – das tut gut.
15.15 Uhr Nach der wohlverdienten Pause finde ich mich am Schreibtisch ein und kümmere mich um die Anschnurseelsorge. Als ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher studiere, klopft plötzlich Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und erkundigt sich, ob ich bereits Kaffee getrunken habe. Ich seufze laut und lasse die Dame wissen, dass ich in Arbeit ersticke. Meine Nachbarin schenkt mir ein Lächeln und macht es sich zur Aufgabe, die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb zu nehmen – wie schön.

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Ich trinke Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0

15.45 Uhr Ich beende die Anschnurarbeit und mache es mir bei angenehmen Temperaturen auf der Terrasse bequem. Frau Pontecorvo schenkt brühfrischen Bohnentrunk in die Tassen und plappert davon, dass sie in der übernächsten Woche ihrer Freundin Blanche einen Besuch abstatten wird. Zu allem Überfluss lädt mich die Gute zur besagten Reise ein und meint, dass es eine Gaudi wäre, gemeinsam nach Jacksonville zu krusen. Selbstverständlich erhebe ich Einspruch und gebe zu Protokoll, dass ich in der nächsten Woche etlichen Verpflichtungen nachkommen muss.
16.30 Uhr Nachdem meine Nachbarin das Weite gesucht hat, atme ich tief durch und laufe in die Küche, um Dixon eine Portion Trockenfutter zu kredenzen. Anschliessend schwenke ich Butter in einer Pfanne und zaubere in Minutenschnelle ein nahrhaftes Omelett mit Käsefüllung – wie gut das duftet.
17.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich lasse mir das Abendessen auf der Terrasse schmecken und lese nebenbei spannende Berichte in der Naples Daily News (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten). Nebenbei lasse ich meinen Blick über den Garten schweifen und erinnere mich, dass ich morgen im “Naples Manor Motel” meinen Mann stehen muss – das wird bestimmt kein Vergnügen.

18.00 Uhr Ich kehre ins Haus zurück und schaue mir die Nachrichten auf FOX an. Unterdessen fällt mein Blick auf die selbstgebrannte DVD mit dem Titel “Der Tatortreiniger”. Da heute nichts spannendes im Fernsehen geboten ist, verfrachte ich den Datenträger kurzerhand ins Abspielgerät und fröne den Abenteuern des Gebäudereinigers Heiko Schotte, der mit der Aufgabe betraut ist, blutverschmierte Tatorte zu reinigen. Ich krümme mich vor Lachen und bemerke, dass der Hauptdarsteller einst in der Fernsehserie “Stromberg” den Ernie gespielt hat – wie schön.
21.00 Uhr Nach sechs Folgen beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Danach reguliere ich die Klimaanlage und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.