08.30 Uhr Ich werde durch aggressives Telefonläuten geweckt. Als ich mir die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ans Ohr halte, meldet sich Edelbert und informiert, dass Frau Pontecorvo immer noch krank ist. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass es gescheiter wäre, heute die Heimreise anzutreten. Der Professor fällt mir sofort ins Wort und sagt, dass wir wie abgesprochen erst morgen nach Naples krusen werden.
Meine Schwarzbeere
09.00 Uhr Nachdem ich mich mit meinem Bekannten zum Frühstück verabredet habe, eile ich ins Bad und brause mich kalt ab. Nebenher mache ich mir meine eigenen Gedanken und komme zu dem Schluss, dass ich mir die gute Laune ganz bestimmt nicht verderben lassen werde. Anstatt am Krankenbett meiner Nachbarin zu sitzen, werde ich heute die Stadt erkunden – das wird ein Spass.
10.00 Uhr Pünktlich auf die Minute werde ich mit Hund Dixon im hoteleigenen Gasthaus vorstellig. Ich treffe den Professor am Büfett an und höre, dass Frau Pontecorvo weiterhin an den Nachwirkungen einer Lebensmittelvergiftung leidet und auf das Frühstück verzichten wird. Ich seufze laut und mache es mir zur Aufgabe, vitaminreiche Speckstreifen, Rühreier sowie englische Bohnen auf einen Teller zu laden. Danach setzen wir uns an einen Tisch mit Ausblick auf den Buttonwood Sound und kommen überein, dass Edelbert unserer Bekannten beistehen und noch einmal einen Arzt konsultieren wird – wie schön.
Der Buttonwood Sound
11.00 Uhr Weil Dixon Gassi gehen möchte, beende ich das Frühstück und wünsche Edelbert einen schönen Vormittag. Anschliessend spaziere ich zum Strand und schlüpfe aus den Flip Flops, um meine Füsse im kühlen Nass zu baden – da kommt Freude auf.
11.45 Uhr Um nicht im luxuriösen “Hilton Resort” zu versauern, laufe ich zum Auto und entschliesse mich, nach Südosten zu fahren. Zudem schiebe ich die aktuelle Kenny Chesney Kompaktscheibe “The Big Revival” in die Musikanlage und erfreue mich an wunderschönen Kompositionen.
Kenny Chesney – The Big Revival
12.30 Uhr Nach 12 Meilen erreiche ich die Stadtgrenze und stehe plötzlich vor dem Eingang des “Hammocks State Botanical Garden”. Da etwas Bewegung nicht schaden kann, stelle ich den SUV kurzerhand auf dem Parkplatz ab und lasse Dixon wissen, dass wir nun den Park erkunden werden.
13.00 Uhr Voller Vorfreude begebe ich mich zum Visitor Center (löblich: Besucher Zentrum) und lerne, dass die Anlage im Jahre 1982 von der Umweltaktivistin Dagny Johnson gegründet wurde. Angeblich soll ein Grossunternehmer in den späten 1970er Jahren die Idee gehabt haben, den Landstrich käuflich zu erwerben und 15 Hotels zu erbauen. Letztendlich hat sich Frau Johnson dafür stark gemacht, diesem Vorhaben einen Riegel vorzuschieben und ein Naturschutzgebiet entstehen zu lassen – wie schön.
13.45 Uhr Staunend schlendere ich an einem Sonnenblumenfeld vorbei und habe das Vergnügen, ein nettes Ehepaar (71+73) mit Hund zu treffen. Während Dixon den Labrador beschnüffelt, tratsche ich angeregt mit den netten Menschen und vernehme, dass im “Hammocks Park” unzählige vom Aussterben bedrohte Tiere leben. Ich mache grosse Augen und erhalte die Auskunft, dass unter anderem die sogenannte Key Largo Woodrat (löblich: Key Largo Waldratte) hier einen neuen Lebensraum gefunden hat – das soll mir auch Recht sein.
14.30 Uhr Just als ich vor einem Gewächshaus inne halte bimmelt meine Schwarzbeere. Diesmal meldet sich Frau Pontecorvo und sagt, dass es ihr mittlerweile besser geht. Darüber hinaus erfahre ich, dass die Perle zur Mittagszeit Besuch von einem Arzt hatte und angehalten wurde, bis zum Freitag das Bett zu hüten. Ich spreche der Dame gut zu und gebe vor, dass es sowieso viel zu heiss ist, um sich in der Stadt zu tummeln.
15.30 Uhr Nachdem ich im Andenkenladen einen lustigen Salzstreuer mit “Hammocks State Botanical Garden” Aufdruck gekauft habe, fahre ich in Richtung Süden davon. Um nicht Hunger leiden zu müssen, drossle ich auf halber Strecke die Geschwindigkeit und nehme mir das Recht heraus, in eine Denny’s Gaststätte einzukehren. Mit dem Rüden im Schlepptau mache ich es mir an einem Einzeltisch bequem und bestelle ein Country Fried Steak mit Reis und Brokkoli – schmeckt gar nicht schlecht.
Ich esse ein vitaminreiches Schnitzel
16.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf halb Fünf deutet, treffe ich endlich wieder im Hotel ein. Bevor ich mich von den Strapazen erhole, statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab und werde Zeuge, wie sie mit Edelbert eine Spielschau im Fernsehen verfolgt.
17.00 Uhr Ich leiste den Beiden Gesellschaft und bringe in Erfahrung, dass die kleine Frau in der Zwischenzeit Zwieback gegessen und Kamillentee getrunken hat. Lachend reibe ich mir den Bauch und gebe zu Protokoll, dass ich gerade bei Denny’s war und ein schmackhaftes Schnitzel mit Beilage gefressen habe.
17.30 Uhr Nachdem ich Frau Pontecorvo alles Gute gewünscht habe, schliesse ich die Pforte zu meinem Zimmer auf und falle erschöpft aufs Bett. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meinem Zuhause in Naples.
18.30 Uhr Wenig später pocht Edelbert an die Verbindungstüre und meint, dass wir nun in der “Treetops Bar” zu Abend essen sollten – das ist die beste Nachricht des Tages.
19.00 Uhr Während Edelbert mit dem Fang des Tages (unlöblich: Catch of the Day) Vorlieb nimmt, wähle ich von der Tageskarte hausgemachte Farfalle mit fangfrischen Krebsen. Dazu ordern wir eine Flasche Weisswein aus dem bekannten Weinanbaugebiet Sonoma in Kalifornien. Ich proste dem Professor redlichst zu und bemerke, dass der 2002er Jahrgang der Familie Benzinger besonders süffig daherkommt.
Ich bezahle mit druchfrischen Banknoten
20.30 Uhr Ein schöner Abend neigt sich seinem Ende zu und wir bezahlen die Rechnung mit druckfrischen Banknoten. Danach ziehe ich mich gähnend aufs Zimmer zurück und schaue die erste Episode der vierten Staffel von “American Horror Story” auf dem Bezahlkanal FX an – da kommt Spannung auf.
21.15 Uhr Um keine Alpträume zu bekommen, schalte ich zeitnah ab und fordere Dixon auf, zu mir ins Bett zu hüpfen. Anschliessend lösche ich das Licht und schliesse die Augen. Gute Nacht.