29. August 2014 – Verkaufte Kunstwerke

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08.00 Uhr Ich werde durch das Summen der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) geweckt. Schlaftrunken spähe ich auf das Telefon und lese eine Depesche, die mir Herr Wang vor wenigen Sekunden zugeschickt hat. Ich staune nicht schlecht und lese, dass der Motelbesitzer gestern eines meiner Aquarelle an eine schwedische Touristin verkaufen konnte. Selbstverständlich rufe ich meinen Bekannten sofort zurück und bringe heraus, dass die 47jährige Urlauberin von meinen Bildern begeistert war und ohne zu Zögern 250 Dollars bezahlt hat – wie aufregend.
08.30 Uhr Nachdem sich mein Pulsschlag normalisiert hat, hüpfe ich aus dem Bett und laufe badebemäntelt nach nebenan, um Frau Pontecorvo an meinem Glück teilhaben zu lassen. Meine Nachbarin klatscht in die Hände und sagt, dass wir morgen Abend im Garten eine Grillfeier veranstalten sollten – das ist gar keine schlechte Idee.

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Juhu – ein verkauftes Kunstwerk

09.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 9 deutet, stosse ich die Haustüre zur kleinen Villa auf und verschwinde in der Nasszelle. Während ich mich bei einem Wirbelbad entspanne, rufe ich abermals im Naples Manor Motel an und lade Herrn Wang am Samstag in mein bescheidenes Zuhause ein. Der Asiate freut sich und verspricht, gegen 19 Uhr vorbeizukommen. Danach telefoniere ich mit Prof. Kuhn und merke an, dass ich morgen Abend nicht nur Grillspezialitäten sowie Salate, sondern auch eine bayerische Creme auftischen werde.
10.00 Uhr Nach dem Badevergnügen rufe ich Hund Dixon ins Haus und stärke mich mit einem reichhaltigen Frühstück. Nebenher erkläre ich dem Vierbeiner, dass wir den Vormittag nutzen werden, um Grillfleisch und Zutaten für die bayerische Creme einzukaufen. Der Rüde legt seinen Kopf schief und kann es kaum noch erwarten, das Haus zu verlassen und zum Abschoppen zu fahren – da kommt Freude auf.
10.30 Uhr Wenig später klopft die Pontecorvo an die Terrassentüre und erkundigt sich, ob sie für morgen einen italienischen Nudelsalat (unlöblich: Pasta Caprese) zubereiten soll. Ich nicke eifrig und gebe zu Protokoll, dass ich gleich die Italienmetzgerei Satreales ansteuern und Grillgut kaufen werde. Meine Nachbarin reibt sich die Hände und sichert zu, zur Feier auch ein selbstgebackenes Olivenbrot beizusteuern – wie schön.

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Meine modische NY Yankess Kappe

11.15 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, setze ich meine NY YANKEES Mütze auf und rase im Beisein meines braven Haustieres in die Stadt. Unterdessen fröne ich der neuen Chase Rice Kompaktscheibe “Ignite the Night” (löblich: Entzünde die Nacht) und singe bei “Beer with the Boys” (löblich: Bier mit den Burschen) laut mit.
12.00 Uhr Während Dixon im Auto wartet, sehe ich mich in der Metzgerei meines Vertrauens um und fasse den Entschluss, nicht nur Steaks und Salsicces, sondern auch vier Scheiben Leber einzukaufen. Die übergewichtige Verkäuferin lobt mich für meine Auswahl und versichert, dass gegrillte Innereien sehr gesund sind – wie wahr.
12.30 Uhr Weil es im Satreales weder Eier noch Milchprodukte zu kaufen gibt, statte ich dem benachbarten Feinkostladen einen Besuch ab. Obgleich ich beim Fleischer ein kleines Vermögen gelassen habe, lasse ich mich nicht lumpen und investiere weitere 30 Dollars in Vanilleschoten, Zucker, zwei Schälchen Erdbeeren sowie süffigen Chardonnay – das gibt ein Festessen.
13.15 Uhr Nachdem ich in Bob’s Liquor Store zwei Kisten Löwenbräu Festbier sowie Weichgetränke (unlöblich: Softdrinks) besorgt habe, kehre ich in eine McDonalds Schnellessgaststätte ein. Ich gebe an der Essensausgabe zwei Quarter Pounder with Cheese (löblich: Viertelpfünder mit Käse) in Auftrag und trinke dazu einen grossen Becher Diät Cola. Nebenbei überschlage ich die Ausgaben und komme zu dem Ergebnis, dass mich die Feier eine Stange Geld kosten wird. Weil ich nicht im Schuldenturm landen möchte, muss ich der kommenden Woche wohl oder übel zum Pinsel greifen und neue Aquarelle malen.


Double Pounder / Bild: Thogru (CC BY-SA 3.0)

14.00 Uhr Daheim angekommen, schleppe ich die Einkaufstüten ins Haus und falle dann völlig erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Atemzügen döse ich ein und träume vom letztjährigen Oktoberfest.
15.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und mache mich daran, eine Schüssel aus dem Schrank zu holen und die frische Milch auf dem Herd zu erhitzen. Ferner kratze ich zwei Vanilleschoten aus und vergesse auch nicht, Zucker mit dem Eigelb zu vermengen
15.30 Uhr Als die Milch abgekühlt ist, gebe ich die dickflüssige Masse dazu und rühre die Creme mit dem Kochlöffel fachmännisch auf – sogar der Jahrtausendkoch Paule Bocuse könnte das nicht besser.
16.00 Uhr In Windeseile habe ich mein Werk vollbracht und stelle die Nachspeise in den Eiskasten. Danach schenke ich mir ein Helles ein und lasse die Seele auf der Terrasse baumeln – was kann es schöneres geben.

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Eine bayerische Creme

16.30 Uhr Da Dixon unruhig wird, erhebe ich mich aus der Hollywoodschaukel und unternehme einen kleinen Spaziergang durchs Wohngebiet. Letztendlich finde ich mich vor dem Circle K Supermarkt an der Immokalee Road wieder und ringe mich dazu durch, zwei Pfund Orangen, OREO Kekse sowie eine Fernsehzeitung zu kaufen.
17.15 Uhr Kurz nach dem Fünfuhrläuten bin ich wieder daheim und kann Dixons Napf mit gesundem Trockenfutter auffüllen. Im Anschluss schwenke ich Butter in der Pfanne und brate vitaminreiche Fischstäbe heraus. Ausserdem backe ich McCains Kartoffelstäbe auf und sorge im Handumdrehen für ein prima Abendessen.
18.00 Uhr Nach der Hausarbeit mache ich es mir in der klimatisierten Wohnstube bequem und schaue mir per COMCAST VIDEO ON DEMAND Technik zwei Episoden der kürzlich angelaufenen Serie “Intruders” (löblich: Eindringling) an. Das achtteilige Fernsehspiel erzählt von einer Geheimorganisation, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, das ewige Leben zu erforschen. HEUREKA – diesen Schmarrn muss man gesehen haben.

https://www.youtube.com/watch?v=mQw0rwf8xkQ

20.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf ABC um und gebe mich der Seifensendung “General Hospital” hin. Nebenbei trinke ich ein weiteres Bier und fresse lustige Lay’s Kartoffelchips.
21.00 Uhr Zum Abschluss des anstrengenden Tages begleite ich Dixon noch einmal in den Garten und animiere ihn, die Rosen der Nachbarn zu bewässern. Anschliessend lösche ich die Lichter und lege mich ins Bett. Gute Nacht.