08.00 Uhr Ich werde durch das stimmungsvolle Dwight Yoakam Lied “Little Sister” (löblich: Kleine Schwester) geweckt. Obgleich ich mit leichten Kopfschmerzen zu kämpfen habe, stehe ich auf und absolviere auf der Terrasse die Morgengymnastik – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Nachdem ich meine Bauchmuskeln gestählt habe, rufe ich bei Prof. Kuhn an und informiere ihn, dass ich gleich zum Einkaufen fahren muss. Der Professor ist hellauf begeistert und sagt, dass er mich um 11 Uhr im PUBLIX erwartet – das ist phantastisch.
09.00 Uhr Während Dixon im Garten bleibt, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück. Dummerweise poltert Frau Gomez zur Haustüre herein und plappert, dass sie Wäsche waschen und das Bad reinigen wird. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und bitte die Perle, zuerst in der guten Stube für Ordnung zu sorgen.
10.00 Uhr Bevor ich zum Supermarkt rase, setze ich mich an den Küchentisch und verzehre vitaminreiche KELLOGGS Flocken mit frischer Muhmilch. Nebenbei tratsche ich mit Frau Gomez und erkläre, dass wir morgen den “National Day of Prayer” (löblich: Nationaltag der Gebete) feiern. Die Mexikanerin nickt eifrig und sagt, dass sie selbstverständlich in die Kirche gehen und eine Kerze entzünden wird – wie schön
10.30 Uhr Nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages lotse ich Hund Dixon zum Chevrolet und mache es mir zur Aufgabe, mit durchdrehenden Pneus nach Westen davonzufahren und dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) zu frönen – was kann es schöneres geben.
Ich schoppe bei PUBLIX
11.00 Uhr Zur verabredeten Zeit parke ich den PS-strotzenden SUV vor dem Haupteingang des “Riverchase Centers” und begrüsse Edelbert freundlichst. Der schlaue Mann schenkt mir ein Lächeln und meint, dass er heute nicht nur Lebensmittel, sondern auch eine Flasche Wein besorgen muss. Als ich genauer nachfrage, rückt mein Bekannter mit der Wahrheit heraus und unterbreitet, dass er am Abend bei Familie Satesh eingeladen ist. Edelbert reibt sich die Hände und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er mit seinem ehemaligen Kollegen über aktuelle politische Entwicklungen plaudern und das eine oder andere Glas trinken wird – das ist wieder typisch.
11.30 Uhr Während wir durch die Gänge des Supermarkts wandern, komme ich auf den bevorstehenden Gebetstag zu sprechen und rege an, dass wir morgen den Gottesdienst besuchen könnten. Der Professor schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass wir anschliessend in Julies Restaurant frühstücken sollten – wie schön.
12.15 Uhr Nachdem wir uns an der Kasse die Beine in den Bauch stehen mussten, schleppen wir die Einkaufstüten zu den Autos und entschliessen uns, die “New York Pizza & Pasta” Gaststätte am Tamiami Trail anzusteuern. Edelbert erhebt den Zeigefinger und bestätigt, dass das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf – wie wahr.
Pizza ist sehr vitaminreich
13.00 Uhr Am Ziel angekommen, setzen wir uns an einen Tisch mit Ausblick und beauftragen eine Kellnerin, schmackhafte Mozarellapizzas mit Beilagensalaten aufzufahren. Darüber hinaus ölen wir unsere ausgetrockneten Kehlen mit eiskalter Zitronenlimonade – das tut gut.
13.45 Uhr Als es ans Bezahlen geht, gibt sich mein Tischnachbar spendabel und sagt, dass er mich natürlich einladen wird. Ich atme tief durch und entgegne, dass ich finanziell sowieso nicht auf Rosen gebettet bin.
14.30 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, räume ich die Lebensmittel in den Eiskasten und bemerke, dass Frau Gomez die Hausarbeit in der Zwischenzeit beendet hat. Da eine himmlische Stille herrscht, bette ich mich neben dem Vierbeiner zur Ruhe und schlummere schnell ein.
15.30 Uhr Nach einer Stunde schellt Frau Pontecorvo an der Haustüre und überrascht mich mit einem selbstgebackenen Cheesecake (löblich: Käsekuchen). Ich winke die Dame spornstreichs herein und decke den Wohnzimmertisch mit dem besten Geschirr ein. Danach brühe ich duftenden Bohnentrunk auf und verfrachte ein Stück Kuchen auf meinen Teller. Bei dieser Gelegenheit halte ich mit meiner Nachbarin Kleingespräche (unlöblich: Smalltalk) und vergesse auch nicht, sie für morgen in die Kirche einzuladen.
Ein Becher Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0
16.15 Uhr Nachdem die Gute das Weite gesucht hat, setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nach. Wie immer schufte ich hart und helfe verzweifelten Erziehungsberechtigten aus schier ausweglosen Situationen.
17.00 Uhr Als der Zeiger meiner goldenen ROLEX auf 5 deutet, gehe ich von der Leine und richte in der Küche eine Wurstplatte mit luftgetrockneter Salami und hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo an. Dazu gibt es zwei Scheiben Weissbrot sowie herzhafte Gewürzgurken aus dem Glas.
18.00 Uhr Zum Abschluss des anstrengenden Tages nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und falle dann völlig erschöpft aufs Sofa, um etwas fernzusehen. Unter anderem folge ich den Abendnachrichten und lerne, dass die UNESCO heute den “Internationalen Tag des Jazz” ausgerufen hat. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben.
http://www.youtube.com/watch?v=uku0kRcdgXc
19.00 Uhr Anschliessend entspanne ich mich beim Gruselfilm “Carrie” und werde Zeuge, wie ein unterbelichtetes Mädchen durchdreht und ihre Mitschüler ermordet. Ich staune nicht schlecht und muss mir wegen der Gewaltdarstellungen immer wieder die Augen zuhalten – was muss ich denn noch alles ertragen.
21.00 Uhr Endlich flimmert der Abspann über die Mattscheibe und ich kann die Glotze ausschalten. Danach begleite ich Dixon in den Garten und lege mich schlafen. Gute Nacht.