27. Februar 2014 – Im Orangen Museum

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08.00 Uhr Ich werde durch sehr aggressives Telefonschellen aus einem schönen Traum gerissen. Zu allem Überfluss meldet sich Georg in der Leitung und erkundigt sich, ob ich ins örtliche “Teddybär Museum” mitkommen möchte. Da ich es besser weiss, falle ich meinem Bruder ins Wort und lege anschaulich dar, dass das besagte Museum bereits vor vielen Jahren geschlossen wurde. Georg seufzt laut und möchte wissen, ob es andere sehenswerte Ausstellungshallen in Naples gibt. Ich nicke eifrig und erkläre, dass das “Naples Museum of Art” am Jahresanfang aufwendig renoviert wurde und nun den Namen “The Baker Museum” trägt.
08.30 Uhr Nachdem wir vereinbart haben, das weltbekannte “Orange Museum” in Bonita Springs zu besuchen, beende ich das Telefonat und scheuche Hund Dixon in den Garten. Danach verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem löblichen Wirbelbad baumeln.

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Hund Dixon

09.30 Uhr Sechzig Minuten später nehme ich hungrig am Küchentisch Platz und erinnere mich, dass Papst Benedikt XVI. vor einem Jahr sein Amt aufgegeben hat. Ich mache mir meine eigenen Gedanken und fasse den Entschluss, den letzten Tag des Februars zu nutzen, um in einem Gotteshaus eine Kerze für das einstige Oberhaupt der katholischen Kirche zu entzünden. Natürlich rufe ich augenblicklich beim Professor an und verkünde, dass der amtierende Papst Franziskus unserem Benedikt nicht das Wasser reichen kann. Mein Bekannter schlägt in die gleiche Kerbe und erwidert, dass er dem aus Buenos Aires stammenden Kirchenmann nicht über den Weg traut.

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Papst Benedikt XVI

10.00 Uhr Kurz bevor meine Verwandten eintreffen, statte ich Frau Crane einen Besuch ab und lasse sie wissen, dass Hunde in Museen nicht gerne gesehen sind. Deswegen bitte ich die ehemalige Spitzensportlerin, den Vierbeiner in Obhut zu nehmen. Die kleinwüchsige Dame nimmt die Hundeleine mit Freuden an und verspricht, bis zu meiner Rückkehr ein Auge auf Dixon zu werfen – das ist phantastisch.
10.30 Uhr Pünktlich auf die Minute fährt Georgs schwarzer JEEP vor. Ich steige spornstreichs zu und lasse es mir nicht nehmen, meinem Bruder auf die Schulter zu klopfen und Maria ein Bussi auf die Wange zu hauchen. Anschliessend prescht Georg mit durchdrehenden Pneus gen Norden davon und plappert davon, dass wir nach dem Museumsbesuch in einem Restaurant zu Mittag essen werden – das hört man gerne.
11.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise erreichen wir unser Ziel und staunen angesichts der hochgewachsenen Orangenbäume nicht schlecht. Ich erhebe den Zeigefinger und erkläre meinen Begleitern, dass der Staat Florida nach Georgia der wichtigste Orangenproduzent in den Vereinigten Staaten ist.
12.00 Uhr Um einen genaueren Überblick zu bekommen, lösen wir am Kartenschalter drei Rentnerbillets und kommen in den Genuss, durch eine Maschinenhalle geführt zu werden, in der Traktoren und Fruchtpressen aus anno dazumal ausgestellt sind.
12.30 Uhr Wir nehmen die überdimensionalen Maschinen wissbegierig in Augenschein und lernen beim Blick auf eine Informationstafel, dass die orange Südfrucht seit dem frühen 15. Jahrhundert bekannt ist. Damals brachten portugiesische Seefahrer Samen von Indien nach Europa und machten es sich zur Aufgabe, Orangen zu züchten. 200 Jahre später kam die Frucht dann nach Nordamerika und entwickelte sich zu einem Exportschlager – wie aufregend.
13.00 Uhr Ich folge meinen Verwandten in die nächste Halle und erfahre, dass in den USA hauptsächlich sogenannte “Valencia” Orangen angebaut werden, die letztendlich zu Säften und/oder Speisen wie Joghurt verarbeitet werden – wie interessant.

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Eine lustige Orange

13.45 Uhr Nachdem wir alles gesehen haben, kehren wir zum JEEP zurück und entschliessen uns, ein Gasthaus am Meer anzusteuern. Georg schaltet das Navigationssystem aus dem Hause GARMIN ein und sagt, dass er heute die Spendierhosen angezogen hat und mich einladen wird.
14.30 Uhr Endlich finden wir uns im gutbesuchten “Coconut Jacks” Gasthaus wieder und nehmen entspannt an einem Fenstertisch mit Ausblick auf den azurblauen Ozean Platz. Ein freundlicher Kellner mit Schnurrbart wünscht uns einen schönen Tag und legt uns nahe, den “Catch of the Day” (löblich: Fang des Tages) zu ordern. Wir lehnen jedoch ab und wählen von der Karte saftige Porterhouse Steaks mit Bratkartoffeln und weissen Bohnen. Dazu gibt es süffiges Rolling Rock Bier und Thousand Island Salads (löblich: 1.000 Insel Salate) – das schmeckt.
15.00 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, kommt meine Schwägerin auf den Abend zu sprechen und unterbreitet, dass sie mit Georg ins Theater gehen und das Stück “The Drowsy Chaperone” sehen wird – das ist mir Wurst.
16.00 Uhr Nachdem wir das verspätete Mittagessen mit Kaffee und Orangenkuchen abgerundet haben, machen wir uns auf den Heimweg. Georg bringt mich sicher nach Naples zurück und sagt, dass ich morgen Vormittag zum Frühstück eingeladen bin. Ich reibe mir die Wampe und verspreche, gegen 10 Uhr in Julies Restaurant zu sein.
16.45 Uhr Zurück im Willoughby Drive, hole ich Dixon bei den Nachbarn ab und höre, dass der Rüde sehr brav war. Ich streichle dem Hund über den Kopf und eile nach Hause, um seinen Napf mit Trockenfutter aufzufüllen. Ausserdem mache ich mich in der Küche nützlich und richte eine Wurst- und Käseplatte an.
17.45 Uhr Nach dem Nachtmahl beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich schenke mir ein Erdinger Weissbier ein und strecke vor der Glotze die Beine aus. Um stets auf dem Laufenden zu bleiben, fröne ich den FOX Nachrichten und informiere mich über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt.

18.30 Uhr Im Anschluss gebe ich mich dem Qualitätsprogramm des Bezahlsenders AMC hin und folge gespannt dem Filmklassiker “The Great Waldo Pepper” (auf deutsch: Tollkühne Flieger) mit Robert Redford. Nebenher schaufle ich schmackhafte M&Ms in mich hinein und stelle mit vor, eine eigene Boeing 747-400 zu besitzen – leider wird dieser Wunsch nie in Erfüllung gehen.
21.00 Uhr Der Abspann flimmert über den neumodernen Flachbildschirm und ich reguliere die Carrier Klimaanlage. Nach einem kleinen Spaziergang durch den Garten lösche ich das Licht und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.