13. Mai 2013 – Neue Klänge im Willoughby Drive

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07.30 Uhr Eine neue Woche beginnt und ich schleppe mich niessend auf die Terrasse. Als ich den Hampelmann absolviere, kommt Herr Booth dazu und lotet aus, ob ich erkältet bin. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass ich am Heuschnupfen leide. Der Vietnamveteran seufzt laut und legt mir nahe, einen Arzt aufzusuchen – papperlapapp.
08.15 Uhr Während ich mich wasche und rasiere, lausche ich dem Programm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und lerne, dass die Folkkapelle “She & Him” ein neues Studioalbum herausgebracht hat. Weil auch Gesangsstern Kenny Chesney seine Fans (löblich: Anhänger) mit nagelneuen Liedern erfreut, fasse ich den Entschluss, eine WAL MART Filiale aufzusuchen und die mir beiden Silberlinge zu kaufen.
09.15 Uhr Nach dem Badevergnügen nehme ich das Frühstück in der Küche ein und rufe kurzentschlossen in Edelberts Stadtwohnung an. Natürlich komme ich auf den anstehenden Einkaufsbummel zu sprechen und frage den Professor, ob er mich begleiten möchte. Der schlaue Mann willigt ein und verspricht, gegen halb Elf vor dem Supercenter am Tamiami Trail zu sein – wie schön.
10.00 Uhr Um nicht zu spät zu kommen, scheuche ich Dixon zum Auto und rase mit durchdrehenden Pneus von dannen. Nebenher plaudere ich mit dem Vierbeiner und sichere ihm zu, dass er uns ins Geschäft begleiten und sich ein neues Hundebett aussuchen darf.

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10.30 Uhr Wenig später parke ich den SUV vor dem Haupteingang und ärgere mich, weil Edelbert auf sich warten lässt. Erst nach fünfzehn Minuten werde ich Zeuge, wie mein Bekannter im schneeweissen JEEP gemächlich auf den Parkplatz rollt. Ich schimpfe wie ein Bierkutscher und lasse Prof. Kuhn wissen, dass ich meine Zeit nicht gestohlen habe. Edelbert straft mich mit bösen Blicken ab und erwidert, dass Frau Brandie Cream angerufen hat.
11.00 Uhr Ich lotse den Professor ins Geschäft und erfahre, dass das ehemalige Nacktmodell am Wochenende in eine Vierzimmerwohnung in South Naples umziehen wird. Darüber hinaus verweist Edelbert auf Frau Creams überdimensionalen Kleiderschrank und sagt, dass er der Maid beim Umzug helfen wird.
11.15 Uhr Bald finden wir uns in der Musikabteilung wieder. Ich fische mir die neuen Kompaktscheiben von Kenny Chesney und “She & Him” aus dem Regal und gebe Edelbert zu verstehen, dass Herr Chesney derzeit mit “Life on a Rock” (löblich: Leben auf einem Felsen) sämtliche Rekorde bricht.

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11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit zerrt mich Hund Dixon in die Tierabteilung und späht sich ein gepolstertes Liegekissen für 35 Dollars aus. Obgleich ich keinen Goldesel im Vorgarten stehen habe, willige ich ein und verfrachte ein Exemplar in den Einkaufswagen.
12.30 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir nach dem Bezahlvorgang ins benachbarte “Starbucks” Gasthaus ein, um Kaffee und köstliche “Egg Salad Sandwiches” (löblich: Eiersalat Brote) zu geniessen. Während ich kraftvoll zubeisse, erinnert Edelbert ans Oktoberfest und behauptet, dass das weltgrösste Bierfest in viereinhalb Monaten seine Tore öffnen wird. Ich mache grosse Augen und antworte, dass wir im Laufe der Woche Flüge buchen sollten.

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Oktoberfest – Chaos Pur

13.15 Uhr Nach der Brotzeit wünsche ich Edelbert einen ruhigen Nachmittag und trete zufrieden den Heimweg an. Während ich ins Wohngebiet kruse, fröne ich der aktuellen Kenny Chesney Scheibe und bemerke, dass der 45jährige ein Meisterwerk abgeliefert hat.
14.00 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, werfe ich die Pforte ins Schloss und lege das Kissen neben das Sofa. Dixon gähnt ausgiebig und bettet sich prompt zur Ruhe. Ich tue es dem Rüden gleich und döse ebenfalls bald ein.
15.00 Uhr Weil die Anschnurarbeit auf mich wartet, hüpfe ich vom Sofa und schiebe die “She & Him” Musikscheibe in die Stereoanlage. Anschliessend nehme ich den Heimrechner knopfdrückend in Betrieb und arbeite Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab.
16.00 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die Einträge im Gästebuch in Augenschein und sehe mich wegen einer Morddrohung genötigt, Anzeige beim BKA zu erstatten – alles kann man sich auch nicht gefallen lassen.
16.30 Uhr Während Dixon im Garten spielt, nehme ich die Gieskanne zur Hand und versorge die kniehochgewachsene Petersilie mit Wasser. Ausserdem tratsche ich mit Frau Pontecorvo, die gerade damit beschäftigt ist, Bettlaken auszuschütteln. Die Dame kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und sagt, dass ich morgen gerne zum Frühstück vorbeikommen kann – das hört man gerne.
17.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, ein prima Abendessen vorzubereiten. In meiner Funktion als Meisterkoch gebe ich etwas Olivenöl in eine Pfanne und zaubere im Handumdrehen vitaminreiche Bratkartoffeln mit Ei. Dazu gibt es einen farbenfrohen Beilagensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen – das schmeckt.
18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine eingeräumt habe, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich mache es mir in der Wohnstube bequem und fröne der Fernsehserie “Carnivàle”.
18.45 Uhr Während ich meine ausgetrocknete Kehle mit eiskaltem Budweiser spüle, tauche ich in das Leben des jungen Ben Hawkins ein, der sich einem Wanderzirkus angeschlossen hat. Ich staune Bauklötze und bringe heraus, dass Ben eine ganz besondere Gabe hat und Menschen heilen kann – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Danach hänge ich mein Gewand über die Stuhllehne und lege mich schlafen. Gute Nacht.