07.30 Uhr Mein Handtelefon klingelt und ich habe Admiral a.D. Bürstenbinder an der Strippe. Der ehemalige Seefahrer begrüsst mich mit einem lauten “Servus” und möchte wissen, ob wir bereits auf dem Appalachian Trail wandern. Ich belehre meinen Bekannten eines Besseren und entgegne, dass wir erst am 8. April losfahren werden. Friedbert ist begeistert und behauptet, dass er gestern das lesenswerte Bill Bryson Buch “Picknick mit Bären” gekauft hat und sich nun über den Wanderweg ausführlich informiert – das soll mir Recht sein.
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08.15 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten beende ich das Telefonat und eile auf die Terrasse, um meine alten Knochen in Schwung zu bringen. Nebenher werde ich Zeuge, wie Dixon zum künstlich angelegten Teich trabt und die handzahme Echse Billy anbellt – da kommt Freude auf.
09.00 Uhr Just als ich mich bei einem prima Wirbelbad entspanne, bimmelt das Telefon erneut. Diesmal meldet sich Maria und teilt mir mit, dass sie und Georg gestern Abend gegen 19.30 Uhr sicher in Toronto angekommen sind. Die Gute plappert in einer Tour und berichtet, dass sie von den Kindern abgeholt und sogar zum Essen in ein schickes Lokal eingeladen wurden – wie schön.
10.00 Uhr Ich hüpfe aus der Wanne und freue mich auf ein reichhaltiges Frühstück. Dummerweise pocht Frau Pontecorvo ans Wohnzimmerfenster und lotet aus, ob sie mir bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft leisten kann. Ich zucke mit den Schultern und stelle einen zweiten Teller auf den Tisch. Danach brühe ich echten Bohnenkaffee auf und zaubere vitaminreiche Rühreier mit Speck.
10.30 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen, kommt meine Nachbarin auf das Wochenende zu sprechen und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie gleich nach Jacksonville fahren wird. Die kleine Frau reibt sich die Hände und unterbreitet, dass sie das Osterfest bei ihrer Freundin Blanche verbringen wird. Ich beisse kraftvoll in einen Muffin und antworte, dass ich das wichtigste Kirchenfest entspannt in der eigenen Villa verbringen werde.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten erhebt sich Frau Pontecorvo vom Tisch und gibt vor, dass wir uns am Dienstag wiedersehen werden. Ich nicke eifrig und wünsche der Dame eine sichere Reise.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, scheuche ich Dixon zum Auto und rase zum WINN DIXIE Supermarkt am Golden Gate Parkway. Unterdessen fröne ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und höre sogar ein neues Musikstück aus Shooter Jennings Feder – wie aufregend.
12.30 Uhr Am Ziel angekommen, mache ich einer dumm dreinschauenden Hausfrau einen Einkaufswagen streitig und lade neben Produkten des täglichen Bedarfs auch tiefgefrorene Fischfilets, lustige Knabbereien sowie einen Osterfladen ein – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
13.30 Uhr Um insgesamt 77 Dollars ärmer, verlasse ich das Geschäft und kehre mit Hund Dixon ins benachbarte Burger King (löblich: Wurstsemmel König) Schnellessgasthaus ein. Da mein Magen knurrt, fackle ich nicht lange und ordere an der Essensausgabe einen “Triple Whopper” mit Kartoffelstäben – das schmeckt.
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14.00 Uhr Im Anschluss fahre ich nach Hause und erfreue mich an amerikanischer Landmusik. Ausserdem nehme ich mir das Recht heraus, in regelmässigen Abständen die Lichthupe zu betätigen.
14.30 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, räume ich die Lebensmittel in den Eiskasten und vergesse auch nicht, dem Vierbeiner eine Brotzeit vorzusetzen. Anschliessend falle ich aufs Kanapee und strecke die Beine aus.
15.30 Uhr Just als ich von meinem letzten Abstecher in den grossen Apfel träume, wird mein Nickerchen durch sehr lautes Telefonklingeln gestört. Zu allem Überfluss vernehme ich Edelberts Stimme und erhalte die Auskunft, dass sich mein Bekannter gerade in einem Sportgeschäft tummelt. Der Professor redet ohne Unterlass auf mich ein und berichtet, dass er sich entschlossen hat, praktische Wanderstöcke zu kaufen. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und antworte, dass ich wichtigeres zu tun habe. Edelbert lässt nicht locker und sagt, dass er auch zwei Trinkflaschen für unseren anstehenden Ausflug in die “Great Smoky Mountains” erwerben wird – das ist mir Wurst.
16.15 Uhr Nachdem endlich Ruhe und Frieden eingekehrt ist, schalte ich den Heimrechner ein und kümmere mich um die Anschnurseelsorge. Unter anderem rate ich einer Lehrerin (44) aus Limburg, sich nicht von den vorlauten Schülern ärgern zu lassen. Stattdessen ermutige ich die Dame, härtere Saiten aufzuziehen und garstige Kinder in den Schrank zu sperren. HEUREKA – das sollte den Rüpeln eine Lehre sein.
17.00 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die neuesten Einträge im beliebten Gästebuch in Augenschein und beende dann die Anschnursitzung. Als nächstes gönne ich mir ein süffiges Budweiser auf der schattigen Terrasse – das tut gut.
18.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 6 zugeht, kehre ich in die Küche zurück und sorge für das Abendessen. Ich erhitze Salzwasser und bereite ausserdem ein feines Thunfischsösschen vor. Dazu gibt es einen Schluck Weisswein aus dem goldenen Kalifornien – das schmeckt.
19.00 Uhr Nach der schweisstreibenden Hausarbeit mache ich es mir vor dem Fernseher bequem und fröne den Abendnachrichten auf FOX. Weil keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News vorliegen, wähle ich den Bezahlsender FX aus, um mir zwei Episoden der spannenden Serie “The Americans” (löblich: Die Amerikaner) anzuschauen. Das Fernsehformat ist in den 1980er Jahren angesiedelt und handelt von zwei russischen Spionen, die sich in einer Vorstadt der amerikanischen Hauptstadt als glückliches Ehepaar ausgeben – wie aufregend.
https://www.youtube.com/watch?v=NrabBaKAUyU
21.00 Uhr Der Abspann flimmert über den Bildschirm und ich drücke auf den “OFF” (löblich: AUS) Knopf. Danach begleite ich Dixon in den Garten und stelle die Rasensprinkleranlage ein. Während das Wasser in alle Richtungen spritzt, verschliesse ich die Pforte und lege mich schlafen. Gute Nacht.