14. Februar 2013 – Kaffeekränzchen bei Amanda

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Ich werde durch lautes Bellen aus einem schönen Traum gerissen. Hund Dixon zerrt aufgeregt an der Bettdecke und nimmt sich das Recht heraus, mich in die Hand zu zwicken. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und stehe dann auf, um meiner Familie einen schönen guten Morgen zu wünschen.
08.30 Uhr Weil Maria die wichtigste Mahlzeit des Tages vorbereitet, verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher fröne ich dem Programm eines örtlichen Radiosenders und bringe heraus, dass heute der Valentinstag gefeiert wird. Obgleich sich eigentlich nur Liebespaare etwas schenken, fasse ich den Entschluss, Blumensträusse für Maria und Amanda zu besorgen.

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Bild: Janine from Mililani, Hawaii, United States

09.30 Uhr Nach der Morgenwäsche nehme ich am Esstisch Platz. Während ich kraftvoll zubeisse und meine Kehle mit heissem Tee spüle, spreche ich Georg bezüglich des JEEPS an. Mein Bruder schenkt mir ein Lächeln und meint, dass ich mir das Auto jederzeit ausborgen kann. Ich bedanke mich und entgegne, dass ich Besorgungen machen und ausserdem Amanda einen Besuch abstatten muss.
10.15 Uhr Als ich Edelbert einlade, mich zu begleiten, windet sich der schlaue Mann aus der Verantwortung und sagt, dass er den Tag nutzen möchte, um in der Bibliothek Fachliteratur zu studieren. Ich zucke mit den Schultern und lasse den Professor wissen, dass ich unter diesen Umständen den Vierbeiner zu Hause lassen werde.
10.45 Uhr Nachdem ich mir den Mund an einer Serviette mit Goldstickereien abgewischt habe, rase ich mit durchdrehenden Pneus von dannen. Gutgelaunt kruse ich durch das Wohngebiet und muss an einem Zebrastreifen anhalten, um plärrende Schulkinder über die Strasse zu lassen. Ich nehme die Meute argwöhnisch in Augenschein und komme zu dem Schluss, dass die kanadische Jugend auch vom Gehirnbrand befallen wurde.
11.30 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten finde ich mich in der “Centerpoint Mall” wieder und suche als erstes ein Sportgeschäft auf. Ich winke eine däumchendrehende Verkäuferin herbei und erkläre ihr, dass ich morgen im “Air Canada Center” sein und mir ein Lacrosse Spiel der “Toronto Rocks” anschauen werde. Ferner frage ich nach einer passenden Garderobe und werde prompt zu einem Regal mit Vereinsdevotionalien geführt. Da uns David (7) begleiten wird, fackle ich nicht lange und kaufe auch ein Hemd für den Kleinen.
12.15 Uhr Um 98 Dollars ärmer, laufe ich in ein Blumengeschäft und erwerbe zwei Tulpensträusse für je 30 Dollars. Im Anschluss lege ich eine kleine Pause im KFC Hühnerrestaurant ein und verzehre vitaminreiche “Big Crunch” (löblich: Gross Knusprig) Burger mit Salat. Dazu gibt es einen halben Liter Diet Coke – das schmeckt.
13.00 Uhr Nachdem ich mir auf der Toilette die Hände gewaschen und einen Ketchupfleck von der Jacke gewischt habe, rase ich in den Stadtteil Markham weiter. Während der Reise lausche ich dem Landmusiksender KX96 und habe das Vergnügen, ein neues Emmylou Harris Lied zu hören – da kommt Freude auf.

jameshaus
Das Haus der Kinder – Sommer 2012

13.45 Uhr Endlich komme ich mit quietschenden Bremsen vor dem Haus der Kinder zum Stehen. Ich gleite vom Fahrersitz und staune nicht schlecht, als mir James die Haustüre öffnet. Der junge Mann gibt sich jedoch kurzangebunden und sagt, dass er gleich wieder ins Studio fahren muss. Ich lobe den fleissigen Buben und informiere, dass ich nur vorbeigekommen bin, um Amanda Valentinsgrüsse auszurichten. James deutet zur Küche und unterbreitet, dass seine Alte gerade einen Kuchen aus dem Backofen holt – das ist phantastisch.
14.15 Uhr Ich werde von Amanda zum Kaffeekränzchen eingeladen und vernehme, dass es David kaum noch erwarten kann, ein Lacrosse Spiel zu sehen. Ich nicke eifrig und erörtere, dass sich ihr Sohn auch über ein “Toronto Rocks” Trikot freuen darf. Amanda ist begeistert und füllt meinen Becher mit Kaffee auf – wie schön.
15.00 Uhr Um keine Wurzeln zu schlagen, wünsche ich meiner Gastgeberin einen schönen Nachmittag und ziehe es vor, die Heimfahrt anzutreten. Ich lasse den Wählhebel der Automatikschaltung in die “D” Stellung einrasten und fahre auf der Steeles Avenue gen Westen davon.
15.45 Uhr Ich finde das Stadthaus verlassen vor und erfahre von Haushälterin Grace (48), dass die lieben Leute einen Spaziergang unternehmen. Ich gähne ausgiebig und lege mich dann auf Kanapee, um etwas zu schlafen – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
16.45 Uhr Wenig später kommen Edelbert, Georg und Maria mit Hund Dixon im Schlepptau nach Hause. Während meine Schwägerin den Blumenstrass in Empfang nimmt und sich in der Küche nützlich macht, leiste ich den Männern Gesellschaft und koste einen Whiskey aus Tennessee. Bei dieser Gelegenheit versorgt mit der Professor mit Fakten und plappert davon, dass es ein Spass war, im “Gouling Park” Stöckchen zu werfen. Ich falle Edelbert prompt ins Wort und berichte, dass ich währenddessen Amanda mit einem Besuch überrascht habe.
17.30 Uhr Als mein Magen laut knurrt, ruft uns Maria ins Esszimmer. Wir folgen dem Aufruf anstandslos und erfreuen uns an käseüberbackenen Macaronis und Tomatensalat – wie gut das duftet.
18.30 Uhr Nach der Hausarbeit legen wir in der guten Stube die Beine hoch und geben uns der Verbrecherschau COPS auf dem Spartenkanal truTV hin. Wir amüsieren uns köstlich und werden Zeugen, wie sich ein entlaufender Sträfling eine Verfolgungsjagd mit schwerbewaffneten Ordnungshütern liefert. Letztendlich macht einer der Polizisten kurzen Prozess und streckt den Ausbrecher mit einem Kopfschuss nieder – wie aufregend.
19.30 Uhr Zur besten Sendezeit schiebt Georg eine DVD ins Abspielgerät. Ich lehne mich kartoffelchipsknabbernd zurück und schaue mir den Western “The Outlaw Josey Wales” (auf deutsch: Der Texaner) mit Clint Eastwood an.
21.30 Uhr Als nach zweistündiger Spitzenunterhaltung der Abspann über die Mattscheibe flimmert, erhebe ich mich vom Sessel und begleite Dixon in den Garten. Danach hänge ich meine Kleidung über den Stuhl und gehe ins Bett. Gute Nacht.

COPS ist eine prima Sendung: