18. Dezember 2012 – Mormonen im Willoughby Drive

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07.30 Uhr Der Wecker klingelt und reisst mich mit einem Musikbeitrag der 44jährigen Sängerin Terri Clark aus einem schönen Traum. Wie es sich gehört, hüpfe ich aus dem Bett und absolviere bei strahlendem Sonnenschein die Morgengymnastik.
08.00 Uhr Während ich meine Muskeln stähle, kommt Frau Pontecorvo an die Grundstücksgrenze und erzählt, dass sie gestern während eines Spaziergangs gestürzt ist. Als mir die Dame ihr blau angelaufenes Knie zeigt, schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen und rate ihr, etwas kürzer zu treten und einen Arzt aufzusuchen. Meine Nachbarin will nicht hören und fordert mich auf, ihr gegen halb 10 beim Frühstück Gesellschaft zu leisten.
09.15 Uhr Nachdem ich mich bei einem Wirbelbad entspannt habe, scheuche ich Hund Dixon nach nebenan und lasse mich am festlich gedeckten Terrassentisch nieder. Frau Pontecorvo versorgt mich mit einer reichhaltigen Mahlzeit und plappert davon, dass sie sich entschlossen hat, das Weihnachtsfest bei ihrer Freundin Blanche zu verbringen. Darüber hinaus kündigt die Gute an, am Samstag nach Jacksonville fahren zu wollen und erst am 3. Januar zurück zu sein. Ich atme tief durch und erinnere, dass ich am besagten Tag mein Wiegenfest feiere. Frau Pontecorvo nickt eifrig und verspricht, mir aus dem Norden eine Aufmerksamkeit mitzubringen – wie aufregend.
10.00 Uhr Just als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 deutet, leere ich den Kaffeebecher und erwähne, dass ich nun Weihnachtsgeschenke verpacken werde. Frau Pontecorvo schnalzt mit der Zunge und wünscht mir viel Spass.
11.00 Uhr Um in die richtige Stimmung zu kommen, verfrachte ich die hörenswerte George Strait Weihnachtskompaktscheibe “Classic Christmas” (löblich: Klassisches Weihnachten) in die Musikanlage und mache es mir zur Aufgabe, Präsente in farbenfrohes Papier einzuschlagen. Hund Dixon hüpft währenddessen auf und ab und schnüffelt neugierig an den Paketen. Selbstverständlich wirke ich beruhigend auf den Rüden ein und stelle in Aussicht, dass er in 6 Tagen ebenfalls eine Kleinigkeit bekommen wird.
11.45 Uhr Nach getaner Arbeit rufe ich bei Edelbert an und erkundige mich, ob wir das Mittagessen auswärts einnehmen wollen. Der schlaue Mann ist begeistert und sagt, dass er mich gerne im “Pazzo! Cucina Italiana” Gasthaus treffen würde – das ist phantastisch. Ruckzuck beende ich das Telefonat und trete eine nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt ins Zentrum an.
12.30 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten finde ich mich in besagtem Spitzenrestaurant wieder und leiste Edelbert an einem Fenstertisch Gesellschaft. Eine beschürzte Kellnerin (25) namens Kathy lässt nicht lange auf sich warten und legt uns nahe, als Vorspeise “Bruschetta” und als Hauptgericht “Scampi Tagalini” zu wählen – wie schön.
13.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Edelbert auf das anstehende Weihnachtsfest zu sprechen und moniert, dass er immer noch keinen Christbaum hat. Ich lege meine Stirn in Falten und sichere zu, am Nachmittag im Internetz nach einem Christbaumgeschäft zu suchen.
14.00 Uhr Nachdem wir das opulente Essen mit Schaumkaffees und Eisbechern abgerundet haben, zücke ich meine prall gefüllte GOLDEN HEAD Geldbörse und lade meinen Bekannten kurzerhand ein.
14.45 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, schlüpfe ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und versorge mein Haustier mit ROYAL CANIN Trockenfutter. Anschliessend falle ich erschöpft aufs Kanapee und schliesse die Augen.
15.45 Uhr Leider wird mein Nickerchen bald durch lautes Schellen gestört. Zu allem Überfluss steht ein Fremder vor der Türe, der mich über die “wahre Religion” aufklären möchte. Ich zeige dem Mormonen den Vogel und fordere ihn mit vorgehaltener Waffe auf, mich nicht weiter zu stören.
16.15 Uhr Danach schalte ich den Heimrechner ein und bringe in Erfahrung, dass es in Fort Myers ein Christbaumgeschäft gibt. Ich notiere mir die Adresse und lasse Dixon wissen, dass wir morgen Uncle Al’s” Farm besuchen und dort ein kleines Vermögen lassen werden. Ferner kümmere ich mich um die Anschnurseelsorge und fordere verzweifelte Eltern auf, der jungen Generation nicht alles durchgehen zu lassen.
17.00 Uhr Zum Abschluss schalte ich die neuesten Beiträge im beliebten Gästebuch frei und gehe dann von der Leine. Weil mein Magen laut knurrt, laufe ich in die Küche und backe eine Fertigpizza aus dem Hause TOMBSTONE im Ofen auf. Dazu gibt es einen vitaminreichen Gurkensalat mit Thousand Island Sauce (löblich: 1.000 Insel Sauce) – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und setze mich gemütlich in den Ohrensessel. Während Dixon mit einem Spielzeug quietscht, schaue ich mir die FOX Abendnachrichten sowie den nervenaufreibenden Kriegsfilm “Heartbreak Ridge” aus dem Jahre 1986 an.
21.00 Uhr Als der spannende Film zu Ende geht, schalte ich ab und begleite Hund Dixon in den Garten. Im Anschluss trinke ich ein Glas kalte Muh und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

Ein löblicher Christbaum muss her:

christbaum
Christmas tree at Rockefeller Plaza, New York, 2006
Author: Alsandro