14. Juni 2018 – Frühstücksflocken und Konserven

08.00 Uhr Das Telefon bimmelt und ich vernehme Edelberts Stimme im Rohr. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und möchte wissen, ob ich ihn zum Supermarkt begleiten möchte. Weil ich nichts besseres zu tun habe, willige ich ein und verspreche dem schlauen Mann, dass ich gegen halb Elf an der PUBLIX Markthalle sein werde. Darüber hinaus komme ich auf Georg und Maria zu sprechen und berichte, dass die beiden gestern zu einem Ausflug ins Landesinnere aufgebrochen sind. Mein Gesprächspartner löchert mich mit Fragen und meint, dass wir dem Beispiel meiner Verwandten folgen und ebenfalls verreisen sollten – das werden wir erst noch sehen.
08.30 Uhr Nachdem ich meine ausgetrocknete Kehle mit einem kräftigen Schluck Limonade durchgespült habe, eile ich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem Wirbelbad – das tut gut.
09.30 Uhr Nach dem Badespass schlüpfe ich in modische Freizeitkleidung und statte meiner Nachbarin einen Besuch ab. Frau Pontecorvo begrüsst mich herzlich und zögert nicht, mich zu Kaffee und Kuchen herein zu bitten. Ich nehme die Einladung freudestrahlend an und mache mich über ein Stück Apfelkuchen her. Nebenbei merke ich an, dass ich unter enormen Zeitdruck stehe und Edelbert in einer Stunde im Supermarkt treffen werde. Meine Nachbarin wird spornstreichs hellhörig und bittet mich, nach preiswertem Waschmittel Ausschau zu halten – jaja.


Es gibt Kuchen – wie aufregend

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, nehme ich einen letzten Schluck Bohnentrunk und fasse den Entschluss, nun zum PUBLIX zu krusen und ordentlich abzuschoppen. Ich bedanke mich artig für die Jause und lasse die Perle wissen, dass ich neben Produkten des täglichen Bedarfs auch Getränke, Schokolade sowie Obst einkaufen werde – was das wieder kostet.
11.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise, erreiche ich endlich mein Ziel und kann den PS-strotzenden SUV direkt neben Edelberts schneeweissen JEEP abstellen. Während Dixon im Auto wartet, folge ich Edelbert in den klimatisierten Flachbau und mache einer störrischen Kundin (78) mit hellblauen Haaren einen Einkaufswagen streitig. Danach nehme ich an Edelberts Seite die Sonderangebote in Augenschein und stelle fest, dass weit und breit keine Schnäppchen zu finden sind. Trotz alledem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und verlade günstige Äpfel aus dem Nachbarstaat Georgia, Kelloggs Frühstücksflocken, Kartoffeln aus Idaho sowie diverse Konserven in den klapprigen Einkaufswagen – gleich platzt mir der Kragen.


Ich schoppe ordentlich ab

12.15 Uhr Während sich immer mehr Lebensmittel ansammeln, erzähle ich meinem Begleiter, dass Georg und Maria bis zum Sonntag nicht nur die schöne Stadt Gainesville im Alachua County besuchen, sondern sich auch das sogenannte “Castillo de San Marcos” Denkmal in St. Augustine an Floridas Ostküste anschauen wollen. Mein Begleiter nickt eifrig und belehrt, dass das lustige Fort einst von den Spaniern erbaut und zwischen 1763 bis 1784 unter britischer Besetzung stand – das soll mir auch Recht sein.
12.45 Uhr Nachdem wir dem PUBLIX Konzern ein stattliches Sümmchen beschert haben, steuere ich als nächstes eine McDonalds Schnellessfiliale an und lade meinen Bekannten zu einer kleinen Brotzeit ein. Mit dem Vierbeiner im Schlepptau werden wir an der Essensausgabe vorstellig und ordern neben gesunden Kartoffelstäben, fettigen Burgern und Beilagensalaten auch grosse Diät Cola Becher – das gibt ein Festessen.


Ich beisse kraftvoll zu

13.15 Uhr Redlichst gestärkt trete ich die Heimreise an und freue mich auf ruhige Stunden in der kleinen Villa. Um für gute Laune zu sorgen, drehe ich das Radiogerät etwas lauter und fröne stimmungsvollen Landmusikschlägen.
14.00 Uhr Schnaufend treffe ich zu Hause ein und mache es mir zur Aufgabe, die zentnerschweren Einkaufstüten in die kleine Villa zu schleppen. Währenddessen verabschiedet sich Dixon in den Garten der Nachbarn und schreckt nicht davor zurück, eine knietiefe Grube im Rosenbeet auszubuddeln – das macht Spass.
14.30 Uhr Nachdem ich die Waren sorgsam im Eiskasten verstaut habe, schlüpfe ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln (unlöblich: Cowboy Boots) und falle erschöpft aufs Kanapee. Um etwas Ruhe zu bekommen, strecke ich genüsslich die Beine aus und schliesse die Augen – das tut gut.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und fülle den Napf meines braven Haustieres mit Trockenfutter auf. Ausserdem spähe ich neugierig auf meine wertvolle ROLEX und bemerke, dass es für das Abendessen noch zu früh ist. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, klatsche ich in die Hände und animiere den Rüden, mich zum nahegelegenen “La Playa” Golfplatz zu begleiten.
16.00 Uhr Mit einem lustigen Lied auf den Lippen schlendere ich durch das Wohngebiet und nehme mir das Recht heraus, Georg anzurufen und mich nach seinem Aufenthaltsort zu erkundigen. Mein Bruder steht mir artig Rede und Antwort und kündigt an, dass er die Nacht in einem “Motel 8” in Gainesville verbringen wird – wie schön.
17.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, mache ich mich in der Küche nützlich und hantiere mit einer Pfanne. Ruckzuck brate ich Fischstäbe heraus und nehme ausserdem mit Bratkartoffeln Vorlieb – wie gut das duftet.


Es ernähre mich sehr gesund

18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl nehme ich seufzend auf dem Sofa platz und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Unter anderem bringe ich heraus, dass Morgen mit dem sogenannten “Flag Day” (löblich: Flaggentag) die amerikanisch Flagge geehrt wird – wie aufregend.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf Showtime und erfreue mich am nervenaufreibenden Gruselfilm “The Haunting” (auf deutsch: Das Geisterschloss). Der Lichtspielhauserfolg aus dem Jahre 1999 handelt von mehreren unterbelichteten Personen, die im Rahmen einer Studie über Schlafstörungen auf das verwunschene Landhaus “Hill House” eingeladen werden – wie unheimlich.
21.00 Uhr Als nach einhundertzwanzig Minuten der Abspann über den Flachbildschirm flimmert, atme ich tief durch und beende den Fernsehabend. Zu guter Letzt wünsche ich Dixon angenehme Träume und lege mich schlafen. Gute Nacht.