30. August 2017 – Detroit

08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und kann es kaum noch erwarten, in wenigen Stunden die amerikanische Grenze zu erreichen und Detroit zu sehen. Da wir bereits gestern in Michigan eintreffen wollten, hüpfe ich ruckzuck aus dem weichen Motelbett und verabschiede mich ins Bad. Während Dixon einen Kauknochen verdrückt, dusche ich mich kalt ab und summe die Melodie von der launischen Forelle – was kann es schöneres geben.
08.45 Uhr Kurz vor dem Neunuhrläuten schleppe ich das Reisegepäck zum WINNEBAGO und stelle fest, dass Edelbert auch schon vor Ort ist. Mein Bekannter bringt die Frontscheibe des Wohnmobils auf Hochglanz und plappert, dass er grossen Hunger hat. Ich schlage in die gleiche Kerbe und erinnere, dass ich gestern Abend kurz nach der Autobahnausfahrt ein WENDY’S Werbeschild gesehen habe. Der Professor reibt sich den Bauch und lässt es sich nicht nehmen, die Schlüsselkarten zur Rezeption zu bringen.
09.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise, parken wir den TRAVATO auf dem Kundenparkplatz des Wendy’s Restaurants und gönnen uns ein reichhaltiges Frühstück. Während Edelbert etliche Honey Biscuits (löblich: Honig Milchsemmeln) verdrückt, labe ich mich an lustigen Mornin’ Melt Paninis (löblich: geschmolzene Morgenpaninis) und gebe vor, dass wir spätestens in zwei Stunden in den Vereinigten Staaten sein werden. Mein Tischnachbar nickt zustimmend und beteuert, dass wir die kommenden Nacht in einem einladenden “La Quinta Inn” vor den Toren Detroits verbringen könnten – das hört sich verlockend an.


Ich greife tief in die Tasche

10.00 Uhr Schlussendlich bezahle ich die Zeche aus der eigenen Tasche und schicke mich an, Hund Dixon über den Parkplatz zu scheuchen. Im Anschluss lasse ich den Automotor aufheulen und presche hupend von dannen. In einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt gleite ich auf dem Macdonald-Cartier Freeway gen Südwesten und lasse mir den Fahrtwind durchs Haar wehen. Edelbert blättert wissbegierig im Rand McNally Strassenatlas und berichtet, dass der Detroit River die natürliche Grenze zwischen Kanada und dem amerikanischen Bundesstaat Michigan darstellt – wie aufregend.
10.45 Uhr Weil wir am Nachmittag am Detroit River Spazieren gehen und die Wolkenkratzer bestaunen wollen, drücke ich ordentlich auf die Tube und beschleunige den WINNEBAGO auf 120 Stundenkilometer. Zudem setze ich auf einem schnurgeraden Strassenstück zu einem waghalsigen Überholmanövern an und lasse gut ein Dutzend Autos in einer Staubwolke hinter mir. Edelbert blickt skeptisch in den Seitenspiegel und erinnert, dass Geschwindigkeitsübertretungen in Kanada mit horrenden Strafen geahndet werden – das ist mir Wurst.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit, nähern wir uns dem “Detroit-Windsor Tunnel” und sehen uns genötigt, die Fahrzeugpapiere sowie unsere Personalausweise vorzuzeigen. Der Grenzbeamte nimmt die Papiere ganz genau in Augenschein und möchte wissen, ob wir Zigaretten und/oder Alkohol mitführen. Natürlich schütteln wir entschieden die Köpfe und versichern, dass wir mit den Zollbestimmungen bestens vertraut sind und keine Schmugglerwaren mitführen. Der Knecht schenkt uns ein Lächeln und wünscht uns eine sichere Weiterfahrt – wie schön.


Der Detroit Windsor Tunnel

12.45 Uhr Nachdem wir den im Jahre 1930 eröffneten Tunnel durchfahren haben, erblicken wir die Himmelslinie (löblich: Skyline) von Detroit und fassen den Entschluss, das neumoderne “GM Renaissance Center” links liegen zu lassen und direkt zum altehrwürdigen “Fisher Building” (löblich: Fischer Gebäude) am Grand Boulevard zu rasen. Währenddessen erzählt Prof. Kuhn, dass das Art-deco Hochhaus von Joseph Nathaniel French konzipiert und im Jahre 1928 eröffnet wurde. Ausserdem lerne ich, dass das Hochhaus dem Reifen- und Fahrwerkshersteller “Fisher” jahrelang als Hauptsitz diente. Edelbert ist bestens informiert und fährt fort, dass die Firma Fisher in den 1940er Jahren 44 Fertigungswerke in Michigan betrieb und zirka 50.000 Mitarbeiter beschäftigte.


Fisher Building – ein Wahrzeiten Detroits

13.30 Uhr Am Ziel angekommen, nehmen wir die wunderschöne Aussenfassade ins Visier und bringen in Erfahrung, dass das “Fisher Building” seit 1989 denkmalgeschützt ist und nun Büros der örtlichen Schulbehörde sowie ein Lichtspielhaus beheimatet – das ist ja allerhand.
14.15 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, eilen wir ins benachbarte “New Center One” Einkaufszentrum und kehren kurzerhand ins “Ride Bowl” Chinarestaurant ein, um köstliche Curry Shrimps mit Brokkoli und Reis zu fressen – schmeckt gar nicht schlecht.
15.00 Uhr Mit vollen Bäuchen schlendern wir zum Wohnmobil zurück und ringen uns dazu durch, zum Detroit Rivers zurückzufahren. Ich klemme mich spornstreichs hinters Lenkrat und gleite kurzerhand am “Detroit Institute of Arts” vorbei, vor dessen Haupteingang eine Plastik des “Denkers” ausgestellt ist. Edelbert erhebt neuklug den Zeigefinger und sagt, dass die Originalstatue im Besitz des Pariser “Musée Rodin” ist und es sich hierbei nur um einen Bronzeguss handelt – das soll mir auch Recht sein.


Der Denker vor dem Detroiter Kunstmuseum

16.00 Uhr Nachdem wir an der mittlerweile verfallenen “Michigan Central Station” sowie am Heimspielstadion der “Detroit Tigers” – dem “Comercia Park” – vorbei gekrust sind, steuern wir ein “La Quinta Inn” im Vorort Southgate an. Nebenher hält Edelbert interessante Fakten bereit und erzählt, dass Detroit nach dem Kollaps der Autoindustrie in den letzten 50 Jahren über 60% seiner Bewohner verloren hat. Ferner weist mich der schlaue Mann auf die Tatsache hin, dass heutzutage 83% der knapp 700.000 Bürger Afroamerikaner sind – das ist ja allerhand.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 zugeht, fahren wir auf dem “La Quinta Inn” Parkplatz auf und sind froh, unsere heutige Tagesetappe hinter uns gebracht zu haben. Völlig erschöpft tschecken wir in die Herberge ein und sehen uns gezwungen, je 74 Dollars für ein Zimmer im zweiten Obergeschoss bezahlen zu müssen. Der freundliche Rezeptionist überreicht uns die Schlüsselkarten und unterbreitet, dass wir in der direkten Nachbarschaft die “Mallie’s Sports Bar” finden werden – das hört man gerne.


Wir beissen kraftvoll zu

18.00 Uhr Nachdem wir uns frisch gemacht haben, statten wir mit Hund Dixon im Schlepptau der Gaststätte einen Besuch ab. Wir werden vom Wirt herzlich empfangen und nehmen uns das Recht heraus, zum Abendessen vitaminreiche Cheese Burger (löblich: Käseburger) mit Kartoffelstäben und Salat zu bestellen. Dazu trinken wir süffiges Amstel Bier und frönen auf einem der Grossbildleinwände einem Vorbericht zur anstehenden NFL Saison. Der Moderator berichtet über den sogenannten “Kick Off” (löblich: Anstoss) am kommenden Donnerstag und meldet, dass die “Kansas City Chiefs” im Gillette Stadium gegen die “New England Patriots” antreten werden.
19.00 Uhr Ein aufregender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Nach dem zweiten Pitcher (löblich: Krug) begleichen wir die Zeche in Bar und laufen erheitert zum Motel zurück. Zu guter Letzt wünsche ich Edelbert eine ruhige Nacht und versorge Dixon mit einer stattlichen Portion Trockenfutter.
20.00 Uhr Nachdem ich mir die FOX Nachrichten angesehen habe, entspanne ich mich bei einem Schaumbad und rasiere mir die Bartstoppeln ab. Anschliessend lösche ich das Licht und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.