23. Juni 2017 – Hester Stanhope

Sehr verehrter Tagebuchleser,

heute möchte ich an die englische Abenteuerin und Wüstenkönigin Hester Stanhope erinnern, die just vor 178 Jahren verstorben ist.

Hester wuchs als Tochter des liberalen Politikers Charles Stanhope in der englischen Grafschaft Kent auf. Schon in jungen Jahren durfte sie als Haushälterin in der Downing Street in London bei ihrem Onkel William Pitt arbeiten. Weil William Pitt gleichzeitig britischer Premierminister war, lernte Hester schon bald die Macht und Intrigen der Politik kennen.


Frau Stanhope besuchte einst Palmyra

Nach dem frühen Tode ihres Onkels, entschloss sich die mittlerweile 30jährige Dame, ihre Zelte in England abzubrechen und im Nahen Osten ihr Glück zu suchen. Vier Jahre später lies sie sich im Libanon nieder und machte es sich zur Aufgabe, ein verlassenes Bergkloster zu restaurieren und zur sogenannten “Königin der Wüste” aufzusteigen. Die Perle knüpfte Kontakte zu diversen Beduinenstämmen und schaffte es, enge Vertraute des einflussreichen Gouverneur von Tripoli – Mustafa Babar Agha – zu werden. Darüber hinaus kam ihr die grosse Ehre zuteil, als erste westliche Frau die antike Oasenstadt Palmyra in Syrien betreten zu dürfen – wie aufregend.

Bis zu ihrem Tod lebte sie im “Kloster von Joun” und schrieb es sich auf die Fahnen, einen exotischen Garten anzulegen und Pferde zu züchten. Ferner traf sie europäische Würdenträger am laufenden Band und war für viele Jahre erste Ansprechpartnerin für amerikanische und englische Händler im Nahen Osten.


Lady Stanhopes Memoiren

Ihr aufregendes Leben wurde von der englischen Boulevardpresse verfolgt und fast wöchentlich drangen spannende Geschichten nach Europa, die in einschlägigen Zeitungen veröffentlicht wurden. Schlussendlich verschuldete sich Frau Stanhope hoffnungslos und war genötigt, ihre Schätze zu veräussern und sämtliche Bedienstete zu entlassen. Am 23. Juni 1839 starb die Dame völlig verarmt und wurde im Garten ihres Klosters unter einem Feigenbaum begraben.

Sechs Jahre später brachte ihr Leibarzt Charles Meryon ihre Lebensgeschichte in zwei Büchern auf den Markt. “Memoirs of the Lady Hester Stanhope” und “Travel of Lady Hester Stanhope” wurden in Europa zu sensationellen Kassenerfolgen und zählten im 19. Jahrhundert zu den beliebtesten Büchern überhaupt.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg