08.00 Uhr Ich öffne die Augen und denke daran, dass ich bereits am Wochenende meiner bayerischen Heimat Lebewohl sagen muss. Weil ich nicht mit leeren Händen in Naples ankommen kann, fasse ich den Entschluss, heute nach München zu krusen, um im Delikatessenhaus “Dallmayr” ordentlich abzuschoppen.
08.45 Uhr Nach einer heissen Dusche eile ich ins Parterre und ärgere mich, weil sich Sandra bereits in die Arbeit verabschiedet hat. Seufzend zücke ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und nehme mir das Recht heraus, die Nummer meiner Mieterin ins Tastenfeld zu tippen. Als sich die unterbelichtete Maid endlich meldet, lasse ich sie wissen, dass ich das Mittagessen im renommierten “Bistro Dallmayr” einnehmen werde. Sandra wird augenblicklich hellhörig und verspricht, spätestens gegen 13 Uhr in der Dienerstrasse 14 zu sein.
09.15 Uhr Beschwingt durch stimmungsvolle RADIO ARABELLA Musikberieselung lasse ich mich in der Küche nieder und bemerke, dass Bärbel ihr APFEL (unlöblich: Apple) Handtelefon auf dem Küchentisch liegen gelassen hat. Wissbegierig fahre ich mit dem Zeigefinger über den Anzeigebildschirm (unlöblich: Display) und zögere nicht, mir die von Sandras Mitbewohnerin geknipsten Photos anzuschauen – da kommt besonders grosse Freude auf.
Handtelefone – Ich sage Nein
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten klingelt jemand an der Pforte. Ich lege mein Honigbrot beiseite und eile mit Hund Dixon im Schlepptau zur Haustüre, um Edelbert herzlich zu begrüssen. Mein Bekannter präsentiert eine Papiertüte mit AMANDAS Aufdruck und erzählt, dass er soeben Frau Simone im Donutladen besucht und süsse Schmankerl eingekauft hat. Ich lecke mir die Lippen und lade den schlauen Mann ein, mich in die Bayerische Landeshauptstadt zu begleiten. Ferner gebe ich zu Protokoll, dass ich viel Geld im Dallmayr Delikatessengeschäft lassen und ausserdem Sandra zur Mittagsjause treffen werde. Mein Bekannter ist hellauf begeistert und läuft plappernd zum frischaufpolierten JAGUAR – das klappt wieder wie am Schnürchen.
10.30 Uhr Während der Reise tratsche ich angeregt mit meinem Begleiter und bringe heraus, dass er morgen erneut im Landratsamt vorsprechen und bezüglich der Immobilienvermietung ein Schriftstück unterzeichnen muss. Der Professor reibt sich die Hände und meint, dass womöglich schon im August eine Asylantenfamilie in den Haselnussweg einziehen und ihm eine monatliche Miete von 1.950 Euros bescheren wird – das ist prima.
Das Maximilaneum
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, passieren wir den Max Weber Platz und haben das Vergnügen, das “Maximilianeum” zu sehen. Edelbert ist bestens informiert und setzt mich darüber in Kenntnis, dass dieser Prachtbau 1867 eröffnet wurde und seitdem begabte Studenten beherbergt. Ich schlage in die gleiche Kerbe und füge an, dass das Gebäude seit 1949 auch Sitz des Bayerischen Landtags ist.
11.15 Uhr Endlich können wir das Auto vor dem Japanischen Generalkonsulat an der Wurzerstrasse abstellen und einen Spaziergang unternehmen. Unterdessen fällt uns auf, dass sich in der Innenstadt viele arabische Touristen tummeln. Ich nehme eine vollverschleierte Dame skeptisch ins Visier und halte Edelbert an, schnell weiterzugehen.
Willkommen bei Alois Dallmayr
11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten betreten wir mit Hund Dixon den Feinkostladen und nehmen die Waren in Augenschein. Mein tierischer Begleiter kommt aus dem Schnüffeln gar nicht mehr heraus und zerrt mit zur Metzgerei. Ich wirke beruhigend auf den Rüden ein und lasse ihn wissen, dass wir Fleisch ganz bestimmt nicht in die Vereinigten Staaten einführen dürfen. Stattdessen wende ich mich der Schokolade zu und ringe mich dazu durch, zwei Tafeln Himbeer-Trüffel sowie eine Geschenkpackung Pralinen für 19,50 EUROS zu erwerben.
12.30 Uhr Schlussendlich landen ausserdem eine Flasche Olivenöl aus Kreta, italienischer Rotweinessig, ein Glas Meersalz sowie sechs Humpen Chianti Classico im Einkaufskorb. Edelbert freut sich und unkt, dass sich Georg, Maria und Frau Pontecorvo über die Geschenke sehr freuen werden – das will ich doch hoffen.
13.00 Uhr Dreissig Minuten später finden wir uns im Bistro ein und registrieren, dass Sandra auch schon da ist. Wir leisten dem Kind Gesellschaft und ordern bei einem Kellner drei süffige Weissbiere sowie hausgemachte Ravioli mit Ricottafüllung. Als wir kraftvoll zubeissen, berichte ich Sandra vom Schoppingvergnügen und rechne vor, dass ich knapp 150 Euros ausgegeben habe – wo soll das noch hinführen.
14.00 Uhr Nach dem Bezahlvorgang begleiten wir das Kind zum Marienplatz und vernehmen, dass es nun mit der U6 zur Poccistrasse fahren und die letzten Meter zum Kreisverwaltungsreferat laufen wird. Ich wünsche dem Mädchen einen schönen Arbeitstag und mache schnell kehrt, um zur Heilig-Geist Kirche zu schlendern. Nebenher tratsche ich mit Edelbert und informiere, dass die im 13. Jahrhundert erbaute Kirche während des zweiten Weltkriegs bis auf ihre Grundmauern zerstört wurde – wie schrecklich.
Die Orgel der Heilig-Geist Kirche
15.00 Uhr Zum Abschluss unseres Ausflugs besuchen wir den Viktualienmarkt und investieren weitere Banknoten in Obst und Gemüse. Anschliessend kehren wir bei strahlendem Sonnenschein zum Auto zurück und lassen das überlaufene Stadtzentrum schnell hinter uns.
15.45 Uhr In einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt kruse ich kurzerhand in Richtung Flughafen davon und merke an, dass in vier Tagen unser Heimaturlaub zu Ende gehen wird. Edelbert schnalzt mit der Zunge und kann es kaum noch erwarten, am Samstag Nachmittag amerikanischen Boden zu betreten – wie schön.
16.45 Uhr Sechzig Minuten später komme ich vor dem Zuhause meines Bekannten zum stehen. Wie es sich gehört, wünsche ich dem Professor ein ruhigen Abend und bringe für Morgen ein gemeinsames Mittagessen im Wilden Esel zur Sprache. Danach trete ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und gleite gutgelaunt nach Hause.
Modische Flip Flops
17.00 Uhr Zurück im Waldweg 11, schlüpfe ich aus den modischen Flip Flops und fülle Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Als sich der Vierbeiner über die Brotzeit hermacht, spähe ich in den Eiskasten und ringe mich dazu durch, vitaminreiche Wurstbrote zu fressen und dazu ein bayerisches Vollbier zu trinken – das tut gut.
18.00 Uhr Just als ich damit beschäftigt bin, die Geschirrspülmaschine einzuräumen, stösst Frau Bärbel die Haustüre auf. Ich begrüsse die Perle redlichst und erkläre ihr, dass ich Sandra zum Mittagessen eingeladen habe. Weil sich Bärbel sehr wortkarg gibt, zucke ich mit den Schultern und mache es mir in der guten Stube bequem.
19.00 Uhr Wenig später trudelt Sandra ein und macht es sich zur Aufgabe, in der Küche mit den Kochtöpfen zu scheppern. Ich lege augenrollend die Tageszeitung beiseite und schalte die Glotze ein, um mich über die Geschehnisse in der Welt zu informieren.
20.00 Uhr Zur besten Sendezeit leisten mir Sandra und Frau Bärbel beim fernsehschauen Gesellschaft. Ich wechsle spornstreichs auf RTL NITRO und erfreue mich an der heiteren Komödie “Sie nannten ihn Plattfuss”.
21.45 Uhr Ein schöner Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich reiche die Fernbedienung an Sandra weiter und rufe Dixon ins Haus. Danach verabschiede ich mich ins Gästezimmer und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.