08.00 Uhr Weil ich nicht zum alten Eisen zählen möchte, rolle ich mich in aller Frühe aus dem Bett und bemerke, dass Dixon bereits nach unten gelaufen ist. Wie es sich gehört, öffne ich das Fenster und sauge die frische Luft tief in meine Lungen ein. Nebenher absolviere ich den Frühsport und spiele mit der Idee, Gräfin Gloria von Rudnik auf Schloss Baienbach zu besuchen – das wird spitze.
08.30 Uhr Nachdem ich mich kalt abgeduscht habe, stecke ich meine Geldbörse in die Tschienstasche und statte Sandra sowie Bärbel in der Küche einen Besuch ab. Die Kinder geben sich kurz angebunden und unterbreiten, dass sie nun mit der S Bahn nach München fahren werden. Ausserdem erfahre ich, dass gestern Abend meine Schwester aus Hamburg angerufen hat. Sandra schenkt mir ein Lächeln und lässt mich wissen, dass die Dame auf meinen Rückruf wartet. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich Elsbeth im Laufe des Tages kontaktieren werde.
Edelbert möchte nach Berlin reisen
09.00 Uhr Wenig später klingelt es an der Pforte und ich kann Edelbert herzlich begrüssen. Der Professor plappert ohne Punkt und Komma und unterbreitet, dass er eine Zugfahrt gebucht und am Freitag nach Berlin reisen wird. Ich lade meinen Bekannten zu einem Kaffee ein und erinnere, dass es langsam Zeit wird, seinen Garten auf Vordermann zu bringen. Mein Tischnachbar seufzt laut und verspricht, dass er am 28. Mai zurück sein wird.
10.00 Uhr Nach einem prima Frühstück verlassen wir die Villa und machen uns auf, mit Hund Dixon im Schlepptau zum Schloss Baienbach zu wandern. Nebenbei redet der Professor weiter auf mich ein und verdeutlicht, dass er während seines Berlinaufenthalts die Ausstellungen “Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler” besuchen und sich ausserdem die Oper “Tosca” von Giacomo Puccini anschauen wird – wie langweilig.
10.30 Uhr Dreissig Minuten später schlendern wir am OBI Baumarkt vorbei und stellen fest, dass das Gewerbegebiet am nördlichen Rand der Gemeinde seit unserem letzten Besuch um zahlreiche Geschäfte erweitert wurde. Ferner passieren wir auch eine heruntergekommene Containersiedlung, die von dunkelhäutigen Menschen belagert wird. Mein Begleiter kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und informiert, dass hier Asylsuchende aus dem Senegal, Eritrea und Afghanistan hausen – das ist ja allerhand.
Das Schloss Baienbach
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, stehen wir vor der Schlosspforte und betätigen die Klingel. Prompt öffnet ein gestriegelter Diener die schwere Holztüre und erkundige sich nach dem Rechten. Wir reichen dem Heini die Hand und geben zu Protokoll, dass wir Freunde des Hauses sind und der Gräfin einen Besuch abstatten wollen. Der Anzugträger bittet uns naserümpfend herein und lotst uns in den Rittersaal, dessen Wände mit übergrossen Fresken verziert sind. HEUREKA – diesen Prunk muss man gesehen haben.
11.30 Uhr Kurze Zeit später gesellt sich Gloria von Rudnik zu uns und freut sich über das Wiedersehen. Die blaublütige Dame ist ganz aus dem Häuschen und fordert den Knecht auf, zur Feier des Tages eine Flasche Dom Pérignon zu köpfen. Da das Wetter schön ist, führt uns Gloria auf die Sonnenterrasse und erkundigt sich, wie lange wir in Deutschland bleiben werden. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass wir höchstwahrscheinlich zum Monatsende nach Amerika zurückfliegen werden. Unsere Gastgeberin blickt traurig drein und vertellt, dass sie ab dem 15. Juni den Sohn des Earl of Sandwich samt Lebensgefährtin Patricia (23) auf Schloss Baienbach zu Gast haben wird. Darüber hinaus erfahren wir, dass die Gräfin ein rauschendes Fest veranstalten und knapp 200 Prominente im Schlossgarten bewirten wird – das ist phantastisch.
Hund Dixon
12.30 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, pfeife ich auf den Fingern und halte nach dem Vierbeiner Ausschau. Die Gräfin klatscht freudig in die Hände und mutmasst, dass mein Haustier zum Vogelgehege gelaufen ist. Wir machen grosse Augen und lernen, dass die Freifrau seit zwei Jahren Indische Pfaue züchtet – wie aufregend.
13.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, der Dame auf Wiedersehen zu sagen. Gloria begleitet uns zur Türe und bittet uns, vor unserer Abreise noch einmal vorbeizuschauen.
13.45 Uhr Während des Heimwegs spazieren wir durch den verwilderten Stadtpark und haben das Vergnügen, die verwirrte Frau Krüger zu treffen. Die mittlerweile 97jährige wirft einen vertrockneten Kuchen in den Teich und macht es sich zur Aufgabe, die Stockenten mit eigenartigen Lauten zu locken.
14.45 Uhr Endlich sind wir wieder zu Hause und können es uns auf der Terrasse bequem machen. Wie es sich gehört, spendiere ich meinem Bekannten eine gesunde Hopfenkaltschale sowie reich belegte Wurstbrote. Edelbert beisst kraftvoll zu und kommt abermals auf seine Berlinreise zu sprechen. Unter anderem bringe ich heraus, dass Edelbert für eine Woche in der Eigentumswohnung seines Sohnes nächtigen wird – wie schön.
Wir trinken eine lustige Halbe
15.45 Uhr Nachdem sich der Professor verabschiedet hat, greife ich zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lasse es mir nicht nehmen, bei meiner Schwester in der Hansestadt Hamburg anzurufen. Elsbeth nimmt das Gespräch nach dem zweiten Tuten an und schimpft, weil ich sie über meinen Heimaturlaub nicht in Kenntnis gesetzt habe. Bevor ich Worte finde, kündigt die Gute grossspurig an, dass sie in der übernächsten Woche nach München ausfliegen und mich besuchen wird.
16.30 Uhr Ich beende das Telefonat und setze mich deprimiert in die Küche, um meinen trockenen Hals mit einem kühlen Augustiner Bier zu spülen. Ferner verzehre ich zwei Käsebrote und nutze die Gelegenheit, um prüfende Blicke in den “Münchner Merkur” zu werfen.
17.30 Uhr Nachdem ich den Rasen bewässert und ein Schwätzen mit Frau Rudolph von nebenan gehalten habe, kehre ich in mein Haus zurück und registriere, dass Frau Bärbel mittlerweile von der Arbeit zurückgekommen ist. Um mit der Maid nicht sprechen zu müssen, verabschiede ich mich ins Wohnzimmer und schalte die Glotze ein, um mich bei der ARD Spielschau “Wer weiss denn sowas?” zu langweilen.
18.30 Uhr Im Anschluss wechsle ich ins ZDF und komme zu dem Ergebnis, dass auch im “Zweiten” nur Mist läuft. Verärgert zappe ich mich durchs Programm und ärgere mich, keine Qualitätssender wie HBO oder AMC empfangen zu können. Um nicht zu verblöden, beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Dixon einen Spaziergang.
19.15 Uhr Zu allem Überfluss fährt just in diesem Moment Sandras JEEP vor. Meine Mieterin legt beste Laune an den Tag und schliesst sich dem Gassigang an. Natürlich erzähle ich dem Kind von meinen Tagesaktivitäten und verrate, dass in der übernächsten Woche Elsbeth zu Besuch kommen wird.
Sandra trägt Converse
20.00 Uhr Daheim angekommen, entzünde ich im Wohnzimmer eine Kerze und lade Sandra ein, mit mir ein Gläschen Wein zu trinken. Das Mädchen steigt augenrollend aus ihren CONVERSE Turnschuhen und berichtet, dass der Tag im Büro sehr anstrengend war.
21.00 Uhr Nachdem wir eine Flasche “Dürnsteiner Federspiel” getrunken habe, wünsche ich Sandra eine angenehme Nacht und scheuche Dixon ins Gästezimmer. Zu guter Letzt schlüpfe ich in meinen Frotteeschlafanzug und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.