16. März 2015 – Neuer Anzug und neue Schuhe

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08.00 Uhr Eine neue Woche beginnt und ich fühle mich prima. Während Landmusiksänger Preston Creed ein belangloses Lied im Radio trällert, schlendere ich auf die Terrasse und stähle meine Muskeln beim Frühsport. Nebenher pfeife ich die Melodie von der launischen Forelle und spiele mit dem Gedanken, mich zum Frühstück bei Frau Pontecorvo einzuladen. Um Nägel mit Köpfen zu machen, laufe ich nach nebenan und erkundige mich bei meiner Nachbarin, ob sie bereits gefrühstückt hat. Die Gute schüttelt den Kopf und meint, dass es ihr eine Freude wäre, in meiner Gesellschaft zu essen – wie schön.
08.30 Uhr Weil mein Magen knurrt, kehre ich in die kleine Villa zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Ferner telefoniere ich mit meinem Bruder und bringe heraus, dass Georg den Tag mit seiner Ehefrau in Miami verbringen wird. Der gute Mann plappert ohne Unterlass und sagt, dass er Maria eine schicke Uhr schenken will. Da die Beiden allein sein wollen, wünsche ich viel Vergnügen und beende das Telefonat.
09.00 Uhr Nach dem Badespass statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und mache mich über eine reichhaltige Mahlzeit her. Unterdessen präsentiert mir Frau Pontecorvo eine Hochglanzbroschüre aus dem “Miromar Outlet Store” (löblich: Miromar Auslass Geschäft) und setzt mich darüber in Kenntnis, dass “Bloomingdale’s” schicke Mode für kleines Geld feilbietet. Ich streiche über mein farbenfrohes Hawaiihemd und entgegne, dass ich keine neuen Kleider benötige. Frau Pontecorvo erhebt jedoch den Zeigefinger und erinnert, dass ich bald im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) sein und nicht in kurzen Hosen am kulturellen Leben teilnehmen kann – wie wahr.

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Miromar Outlet Store in Fort Myers, FL

09.45 Uhr Da ich nicht nur ins Theater gehen, sondern auch ein Billy Joel Konzert sehen werde, nicke ich eifrig und fordere meine Bekannte auf, mir schnellstmöglich zum Auto zu folgen.
10.15 Uhr Nachdem ich Hund Dixon auf den Rücksitz geholfen habe, kann die Reise auch schon losgehen. Ich beschleunige den SUV auf schwindelerregende 45 Meilen und erwähne, dass ich einen preiswerten Anzug kaufen werde. Frau Pontecorvo gibt mir Recht und meint, dass sie eine passende Krawatte aussuchen wird.
11.15 Uhr Nach einer Stunde passieren wir das Willkommensschild der Nachbargemeinde und können die Schnellstrasse verlassen. Ruckzuck folge ich der Corkscrew Road gen Norden und nehme mir das Recht heraus, zu waghalsigen Überholmanövern anzusetzen – das macht Spass.
11.45 Uhr Trotz des Andrangs lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und laufen mit dem Vierbeiner im Schlepptau ins “Bloomingdale’s” Kaufhaus, um uns in der Herrenabteilung ganz genau umzusehen. Ich greife stilsicher ins Regal und bemerke, dass die Anzüge wirklich erschwinglich sind. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, verschwinde ich in einer Kabine und probiere einen enggeschnittenen Anzug an. Als ich mich jedoch im Spiegel beäuge, stelle ich mit grosser Sorge fest, dass ich in einem sogenannten “Slim Fit” Anzug wie eine Presswurst aussehe – wie unlöblich.

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Meine wertvolle ROLEX

12.30 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf halb 1 zugeht, stosse ich auf einen Anzug aus dem Hause EIDOS. Meine Begleiterin ist begeistert und meint, dass ich nicht auf den Taler achten und das gute Stück kaufen sollte. Obgleich ich finanziell keineswegs auf Rosen gebettet bin, willige ich ein und begebe mich zur Kasse.
13.15 Uhr Um insgesamt 240 Dollars ärmer, sehen wir uns als nächstes in der hauseigenen Schuhabteilung um. Eine freundliche Verkäuferin gesellt sich an meine Seite und rät, zum Anzug bequeme COLE HAAN Oxford Schuhe zu tragen. Ich seufze laut und investiere weitere 100 Dollars in Lederschuhe – wo soll das noch hinführen.
14.00 Uhr Bevor wir nach Naples zurückfahren, lade ich Frau Pontecorvo zu einem opulenten Mittagessen ins gutbesuchte “All American Grill” Gasthaus ein. Wir lassen uns an einem schönen Tisch nieder und ordern panierte Tintenfische mit Kartoffelspalten und Krautsalat – schmeckt gar nicht schlecht.

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WCKT CAT COUNTRY – ein prima Sender

15.00 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Schaumkaffees und Kuchen abgerundet haben, treten wir zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Musikuntermalung die Heimreise an. Ich fahre kurzerhand auf die Interstate 75 auf und erwähne, dass ich am 3. April im “Madison Square Garden” sein und mich an den grössten Billy Joel Erfolgen erfreuen werde. Meine Nachbarin schwärmt in den höchsten Tönen und behauptet, dass sich der 65jährige Künstler mit Welterfolgen wie “Uptown Girl” unsterblich gemacht hat – wie wahr.

https://www.youtube.com/watch?v=BAZP9lJXh8Q

16.00 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und kann Frau Pontecorvo per Handkuss verabschieden. Völlig erschöpft stosse ich die Haustüre auf und fülle Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Danach falle ich gähnend aufs Kanapee und döse prompt ein.
17.00 Uhr Ich öffne die Augen und mache es mir zur Aufgabe, den Anzug in den Schrank zu hängen. Im Anschluss schwenke ich Butter in einer Pfanne und brate ein Schnitzel an. Weil gesunde Ernährung besonders wichtig ist, erwärme ich tiefgefrorenen Spinat im Kleinwellenofen (unlöblich: Mikrowelle) und genehmige mir dazu ein kühles Bier – das tut gut.

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Bier ist sehr gesund

18.00 Uhr Nach der Stärkung greife ich zum Telefon und tippe Georgs Nummer ins Tastenfeld ein. Mein Bruder meldet sich nach dem zweiten Tuten und berichtet, dass er sich entschlossen hat, seine Ehefrau zu einem Abendessen in Miami auszuführen. Mein Bruder beruhigt mich redlichst und verspricht, dass er noch heute nach Naples zurückfahren wird, um morgen den St. Patricks Day zu feiern.
19.00 Uhr Voller Tatendrang nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und freue mich schon darauf, am Dienstag den irischen Nationalfeiertag zu begehen. Um fit zu sein, rufe ich den Rüden ins klimatisierte Wohnzimmer und lasse den langen Tag vor der Glotze ausklingen. Als erstes informiere ich mich über die Geschehnisse in der Welt und lerne, dass der St. Patricks Day auf allen Kontinenten gefeiert wird – wie aufregend.
20.00 Uhr Zur Hauptsendezeit wechsle ich auf den Bezahlsender AMC und schaue mir die zwei letzten Folgen der beliebten Gruselserie “American Horror Story” an. Ich mache grosse Augen und erfahre per Einblendung, dass der Fernsehsender eine weitere Staffel in Auftrag gegeben hat und sie im Herbst ausstrahlen wird – wie schön.
22.00 Uhr Nach zwei Stunden schalte ich die Glotze aus und ziehe mich fix und fertig ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.