4. Dezember 2018 – Coastland Center

08.00 Uhr Pünktlich um 8 Uhr springt der Radiowecker an und ich habe das Vergnügen, ein stimmungsvolles Lied aus George Straits Feder zu hören. Während Hund Dixon schwanzwedelnd ans Bett kommt, schnippe ich mit den Fingern und bin mir sicher, dass uns der 66jährige Sangeskünstler bald mit einem brandneuen Studioalbum überraschen wird – immerhin zählt der gute Mann zu den bekanntesten Landmusiksängern der Gegenwart.

08.30 Uhr Just als ich mich auf der Terrasse einfinde und die Melodie zum George Strait Nummer 1 Schlag “Marina del Rey” pfeife, kommt Frau Pontecorvo an die Grundstücksgrenze. Die Perle klatscht in die Hände und freut sich, mich in guter Laune anzutreffen. Ich schlage zufrieden ein Rad und lasse die Dame wissen, dass ich gleich Prof. Kuhn besuchen werde. Meine Nachbarin blickt traurig drein und entgegnet, dass sie eine Freundin in der Stadt treffen wird und leider nicht mitkommen kann – das ist mir Wurst.
09.00 Uhr Gutgelaunt ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und ziehe es vor, mich bei einem lustigen Wirbelbad zu entspannen. Unterdessen telefoniere ich mit dem Professor und bringe in Erfahrung, dass Edelbert am Vormittag im “Coastland Center” abschoppen möchte. Ich zeige mich einverstanden und antworte, dass ich gegen 11 Uhr am Einkaufszentrum sein werde – da kommt Freude auf.
10.00 Uhr Erfrischt und nach Eukalyptusöl duftend, beende ich den Badespass und eile in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Wie nicht anders zu erwarten, rückt Dixon nicht von meiner Seite und freut sich, als ich etwas ROYAL CANIN Trockenfutter in seinen Napf schütte. Danach labe ich mich an Kelloggs Zerealien mit frischer Muh und vergesse auch nicht, meine staubtrockne Kehle mit brühfrischem Bohnentrunk durchzuspülen.
10.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, der kleinen Villa Lebewohl zu sagen und zum Einkaufszentrum am Tamiami Trail zu rasen. Ruckzuck scheuche ich den braven Vierbeiner zum PS-strotzenden SUV und gleite zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik vom Grundstück.


Der beste Radiosender

11.00 Uhr Pünktlich auf die Minute fahre ich auf den Kundenparkplatz auf und kann das Auto ohne grössere Probleme vor dem Haupteingang abstellen. Edelbert ist auch schon vor Ort und deutet lachend in Richtung einer tattrigen Rentnerin, die einen vollbeladenen Einkaufswagen vor sich herschiebt. Ich nehme die alte Schachtel skeptisch in Augenschein und erkenne, dass die Dame allerhand Dekorationsartikel eingekauft hat. Vogelzeigend folge ich meinem Bekannten in den klimatisierten Flachbau und finde mich prompt im Macy’s Kaufhaus wieder.
11.30 Uhr Während ich einen dämlich dreinschauenden Kunden beiseite schiebe, erzählt Edelbert, dass er sich eine neue Krawatte mit Weihnachtsmotiv kaufen möchte. Darüber hinaus erfahre ich, dass der schlaue Mann den Schlips anlässlich des Weihnachtsessens tragen möchte. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf meine Schwägerin und mutmasse, dass Maria bestimmt ganz gross aufkochen und uns mit einem extraordinären Braten verwöhnen wird – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
12.00 Uhr Schlussendlich wählt Edelbert einen Halsbinder mit “Merry Christmas” (löblich: Schöne Weihnachten) Aufdruck aus und sieht sich an der Kasse genötigt, 27 Dollars bezahlen zu müssen. Danach schlendern wir plaudernd in ein Schokoladengeschäft und nehmen uns das Recht heraus, mehrere Tafeln Hershey’s Schokolade sowie vitaminreiche Marshmallows (löblich: Mäusespeck) einzukaufen.
12.30 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, streben wir nach dem Schoppingvergnügen ins “Aurelio’s” Restaurant, um reichbelegte Salamipizzas sowie Beilagensalate zu ordern. Dazu gibt es durstlöschendes Wurzelbier (löblich: Root Beer) aus dem Hause A&W – schmeckt gar nicht schlecht.
13.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf meine Verwandten zu sprechen und rechne vor, dass wir Georg und Maria in 10 Tagen wiedersehen werden. Voller Vorfreude nippe ich am Bier und merke ausserdem an, dass wenige Tage später auch die Kinder in Florida eintreffen werden – darauf freue ich mich jetzt schon.
14.00 Uhr Nachdem wir aufgegessen haben, kehren wir tütenbepackt zu den Autos zurück. Zum Abschied wünsche ich dem Professor einen ruhigen Nachmittag und hüpfe dann in den Chevrolet, um die Heimreise anzutreten.


Mein Zuhause unter Palmen

15.00 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich mich mit letzter Kraft in die kleine Villa und serviere dem Vierbeiner eine Schüssel mit Wasser. Anschliessend strecke ich auf dem Sofa die Beine aus und döse schnell ein.
16.00 Uhr Da es sich nicht gehört, den ganzen Nachmittag zu verschlafen, rapple ich mich auf und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Mit flinken Fingern navigiere ich durchs weltweite Internetz und studiere Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher. Natürlich gebe ich auch heute Ratschläge und animiere leidgeprüfte Eltern, mit der jungen Generation nicht zu zimperlich umzugehen – wo kämen wir denn da hin.
17.00 Uhr Nach der nervenaufreibenden Arbeit mache ich mich in der Küche nützlich und brate ein vitaminreiches Schnitzel in heissem Butterschmalz heraus. Dazu gibt es köstliche Bohnen aus der Dose sowie eine Portion Kartoffelbrei – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb genommen habe, lege ich in der guten Stube die Beine hoch und schaue fern. Unter anderem fröne ich den FOX Nachrichten und lerne, dass am kommenden Samstag landesweit an den Angriff auf Pearl Harbor vor 77 Jahren gedacht wird – wie schrecklich.

19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich auf SHOWTIME und gebe mich dem Zukunftsfilm “Capsule” hin. Ich staune nicht schlecht und werde Zeuge, wie der britische Pilot Guy zur Zeit des kalten Krieges ins All geschossen wird und bald die Kontrolle über sein Raumschiff verliert – wir furchtbar.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung endet der Fernsehabend und ich schalte die Glotze aus. Zu guter Letzt rufe ich Hund Dixon ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.