08.00 Uhr Die 42. Woche des Jahres beginnt und ich läute den schwülwarmen Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Während Dixon mit einem Tennisball spielt, hüpfe ich auf und ab und vergesse auch nicht, ein auf der Wiese hinter der kleinen Villa ein Rad zu schlagen – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Im Anschluss entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und nutze die Zeit, um Sandras Tagebucheintrag vom Wochenende zu studieren. Ich staune Bauklötze und lerne, dass sich die unterbelichtete Maid die Langeweile mit gewaltverherrlichenden Filmen vertrieben hat – gleich platzt mir der Kragen.
09.30 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich entnervt an den Frühstückstisch und lasse mir die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken. Ferner telefoniere ich mit Georg und vernehme, dass meine Verwandten gleich zum “Sun-N-Fun Lagoon” Wasserpark krusen werden. Als mich mein Bruder aufruft, kurzerhand mitzukommen, winke ich gelangweilt ab und gebe vor, kein Interesse am örtlichen Spassbad zu haben – wo kämen wir denn da hin.
Ein Spassbadbesuch ohne Mich
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 10 zugeht, stelle ich die Butter in den Eiskasten und freue mich, als Edelberts schneeweisser JEEP vorfährt. Wie es sich gehört, winke ich meinen Bekannten freundlich herein und gebe zu Protokoll, dass es angebracht wäre, im Garten zu arbeiten. Obgleich Edelbert vorgibt, als Kind einen Bandscheibenvorfall gehabt zu haben, lasse ich nicht locker und lotse den schlauen Mann nach draussen. Ruckzuck drücke ich ihm einen Besen in die Hand und animiere ihn, vor meiner kultivierten Villa für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
Dixon spielt mit einem Tennisball
10.45 Uhr Währenddessen mache ich mich am Petersilienbeet zu schaffen und lockere den Mutterboden. Zudem halte ich den Vierbeiner an, dem künstlich angelegten Teich fern zu bleiben und stattdessen weiter mit seinem Tennisball im Garten der Nachbarn zu spielen.
11.15 Uhr Wenig später gesellt sich Herr Booth an die Grundstücksgrenze und serviert eiskaltes Budweiser. Ich rufe spornstreichs nach Edelbert und lasse meinen Nachbarn wissen, dass meine Kehle ganz ausgetrocknet ist. Der Professor schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass eine kleine Brotzeit auch nicht schaden kann – wie wahr.
12.00 Uhr Nachdem sich Herr Booth verabschiedet hat, kehre ich in die gute Stube zurück und rufe kurzerhand bei der “Dominos” Heissleine (unlöblich: Hotline) an. Alsbald meldet sich eine freundliche Dame am anderen Ende der Leitung und nimmt zuvorkommend die Bestellung auf. Natürlich zeige ich mich spendabel und bitte den Trampel, zwei mit Schinken und Pilzen belegte Pizzas in den Willoughby Drive zu liefern – das gibt ein Festessen.
12.45 Uhr Bereits nach fünfundvierzig Minuten kommt ein verrosteter Lieferwagen vor meinem kultivierten Anwesen zum halten und wir können das Mittagessen in Empfang nehmen. Weil man viel trinken sollte, kredenze ich dem Professor eine weitere Flasche Bier und zögere auch nicht, die Pizzas auf zwei Teller anzurichten. Anschliessend machen wir es uns auf der schattigen Terrasse gemütlich und beissen kraftvoll zu – das tut gut.
13.30 Uhr Während wir uns das italienische Schmankerl munden lassen, kommt Edelbert auf Weihnachten zu sprechen und rechnet vor, dass in 71 Tagen das Christkind vor der Türe stehen wird. In diesem Zusammenhang möchte mein Bekannter wissen, ob wir das Fest in Kanada oder in Florida erleben werden. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass die Entscheidung noch nicht gefallen ist. Ferner verweise ich auf meine Verwandten und informiere, dass die lieben Leute womöglich bis ins neue Jahr im Rentnerparadies bleiben werden.
Meine kleine Villa unter Palmen
14.30 Uhr Schlussendlich wünscht mir Edelbert einen schönen Nachmittag und zieht es vor, die Heimfahrt ins Stadtzentrum anzutreten. Ich werfe die Pforte lautkrachend ins Schloss und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe.
15.30 Uhr Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, nehme ich die Hundeleine zur Hand und fordere den Vierbeiner auf, mit mir Gassi zu gehen. Dixon ist kaum zu bändigen und macht es sich während des Spaziergangs zum nahegelegenen La Playa Golfplatz zur Aufgabe, im kniehohen Gras nach verloren gegangenen Golfbällen Ausschau zu halten – da kommt besonders grosse Freude auf.
16.30 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, hantiere ich in der Küche mit der Pfanne und zaubere im Handumdrehen schmackhafte Bratkartoffeln mit Spinat und Fischstäben – wie gut das duftet.
17.30 Uhr Nach der Brotzeit nehme ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb und komme zu dem Schluss, dass mich dieser Stress bald ins Grab bringen wird. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und blättere wissbegierig in der Fernsehzeitung.
18.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, nehme ich auf dem Sofa platz und mache mich auf FOX über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau. Nebenher kippe ich mir eine süffige Hopfenkaltschale hinter die Binde und labe mich an lustigen Lays Kartoffelchips – das schmeckt.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und gebe mich dem Filmklassiker “I Dreamed of Africa” (auf deutsch: Ich träumte von Afrika) hin. Die Hollywoodproduktion aus dem Jahre 2000 erzählt die Lebensgeschichte der italienischen Schriftstellerin Kuki Gallmann, die mit ihrem Mann nach Kenia auswandert, um dort einen abgelegenen Bauernhof zu bewirtschaften.
21.00 Uhr Als nach zwei langweiligen Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und schliesse sämtliche Fenster. Zu guter Letzt wünsche ich Dixon angenehme Träume und lege mich schlafen. Gute Nacht.