30. Mai 2018 – Doch erst Morgen …

08.00 Uhr Beschwingt durch amerikanische Landmusik (unlöblich: Countrymusic) hüpfe ich aus dem Bett und läute den sonnigen Morgen mit dem Frühsport ein. Während ich auf der Terrasse mit den Armen rudere, kommt plötzlich Frau Pontecorvo daher und lotet aus, ob ich ihr beim Frühstück Gesellschaft leisten möchte. Weil man einen geschenkten Gaul sprichwörtlich nicht ins Maul schaut, stimme ich prompt zu und entgegne, dass ich gegen halb Zehn nach nebenan kommen werde – da kommt besonders grosse Freude auf.
08.30 Uhr Im Anschluss ziehe ich mich ins Bad zurück und lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln. Zudem rufe ich bei Prof. Kuhn an und gebe vor, dass meine Verwandten in acht Stunden einen Stahlvogel besteigen und nach Florida ausfliegen werden. Ferner erinnere ich, dass die lieben Menschen die Nacht in Miami verbringen und erst Morgen in Naples eintreffen werden. Edelbert ist hellauf begeistert und sagt, dass er einen Blumenstrauss besorgen und meine Schwägerin mit lustigen Tulpen überraschen wird – das soll mir Recht sein.


Es gibt Käsekuchen

09.30 Um meine Nachbarin nicht warten zu lassen, schlüpfe ich geschwind in farbenfrohe Freizeitkleidung und animiere den Vierbeiner, mir nach nebenan zu folgen. Alsbald stosse ich die Haustüre des Nachbaranwesens auf und werde von meiner Bekannten herzlich begrüsst. Die kleine Frau haucht mir ein Bussi auf die Wange und unterbreitet, dass sie mich mit leckerem Käsekuchen und Rühreiern verwöhnen wird. Wie es sich gehört, setze ich mich spornstreichs an den festlich gedeckten Frühstückstisch und lasse es mir nicht nehmen, kraftvoll zuzubeissen. Ausserdem spüle ich meinen ausgetrockneten Hals mit brühfrischen Bohnentrunk durch und lasse meine Tischnachbarin wissen, dass ich gleich zum Supermarkt krusen und Lebensmittel besorgen werde.
10.00 Uhr Als ich aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr herauskomme und ein zweites Kuchenstück herausfordere, kommt Frau Pontecorvo auf die Ankunft meiner Familie zu sprechen und erkundigt sich, ob ich eine Willkommensfeier plane. Ich schüttle entschieden mit dem Kopf und weise auf die Tatsache hin, dass Georg und Maria erst morgen im laufe des späten Nachmittages zu uns stossen werden.
10.30 Uhr Mit vollem Bauch erhebe ich mich von der Tafel und scheuche das Haustier nach nebenan. Dummerweise sehe ich mich in der guten Stube mit Frau Gomez konfrontiert und erfahre, dass ich vom Supermarkt nicht nur einen Allzweckreiniger, sondern auch Waschpulver mitbringen muss. Augenrollend schnappe ich mir die Hundeleine von der Ablage und ziehe es vor, kehrt zu machen und in den PS-strotzenden SUV zu steigen.
11.15 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise erreiche ich mein Ziel und kann den frischaufpolierten Chevrolet direkt vor dem Haupteingang abstellen. Während Dixon im Auto verweilt, renne ich wildgestikulierend in den klimatisierten Flachbau und mache einem störrischen Rentner (92) mit Halbglatze einen Einkaufswagen streitig. Danach nehme ich die Sonderangebote ins Visier und registriere, dass man beim Kauf mehrerer “Uncle Ben’s” Produkte bis zu 25% einsparen kann. Da ich bekanntlich auf den Taler achten muss, verfrachte ich sogleich etliche Reiskartons sowie diverse Fertiggerichte in den klapprigen Wagen.


Ich kaufe eine Tüte Mäusespeck

12.00 Uhr Nachdem sich ein stattlicher Haufen angesammelt hat, schlendere ich zum Süssigkeitenregal und wende mich den Schmankerln zu. Ruckzuck werfe ich gesunde Hershey’s Schokolade, Mäusespeck (unlöblich: Marshmallows) sowie Bonbons zu den anderen Waren zu begebe mich dann zur Kasse, um einer Marktmitarbeiterin ein kleines Vermögen zu bescheren – was muss ich denn noch alles ertragen.
13.00 Uhr Fix und foxi lasse ich den Motor aufheulen und gleite zu einer McDonalds Schnellessfiliale, um drei Quarter Pounder (löblich: Viertelpfünder), Kartoffelstäbe sowie einen grossen Becher Diät Cola am Drive Thru (löblich: Fahr hindurch) Schalter zu ordern – was das wieder kostet.
14.00 Uhr Zum Abschluss des Schoppingausflugs komme ich hupend vor “Bob’s Liquor Store” zum Stehen und mache es mir zur Aufgabe eine Kiste bayerisches Vollbier, zwei Sechserpacks Budweiser sowie mehrere Humpen Cristal Schaumwein zu kaufen. Darüber hinaus tratsche ich mit dem Ladenbesitzer und lege anschaulich dar, dass ich Morgen Abend meine Verwandten im Sonnenscheinstaat begrüssen werde.


Sprudelsekt darf nicht fehlen

15.00 Uhr Mit den Nerven am Ende treffe ich zu Hause ein und verstaue die Lebensmittel im Eiskasten. Nach getaner Arbeit lege ich in der guten Stube die Beine hoch und döse prompt ein – das tut gut.
16.00 Uhr Ich öffne die Augen und fülle den Napf meines Haustieres mit frischem Trinkwasser auf. Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, deute ich zur Terrassentüre und bringe einen gemeinsamen Gassigang zur Sprache. Dixon ist kaum zu bändigen und begleitet mich zum nahegelegenen La Playa Golfplatz, um im kniehohen Gras nach verloren gegangenen Golfbällen Ausschau zu halten – das macht Spass.


Hund Dixon sucht Golfbälle

17.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, hantiere ich in der Küche mit der Pfanne und zaubere im Handumdrehen schmackhafte Bratkartoffeln mit Spinat und Fischstäben – wie gut das duftet.
17.30 Uhr Nach der Brotzeit nehme ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb und komme zu dem Schluss, dass mich dieser Stress bald ins Grab bringen wird. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und blättere wissbegierig in der Fernsehzeitung.
18.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, nehme ich auf dem Sofa platz und mache mich auf FOX über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau. Nebenher kippe ich mir ein süffiges Löwenbräu Bier hinter die Binde und labe mich an lustigen M&M’s – das schmeckt.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und gebe mich dem Katastrophenfilm “Twister” aus dem Jahre 1996 hin. Die hanebüchene Hollywoodproduktion handelt von einem Meteorologen, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Wirbelstürme und Tornados zu erforschen.
21.00 Uhr Als zweistündigem Klamauk flimmert der Abspann über den Flachbildschirm und ich beende den Fernsehabend. Danach wünsche ich Dixon angenehme Träume und lege mich schlafen. Gute Nacht.