08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich hüpfe ausgelassen aus dem warmen Bett. Weil meine Glieder ganz eingerostet sind, scheuche ich Hund Dixon auf die Terrasse und mache es mir zur Aufgabe, mit den Armen zu rudern und pfeifend auf und ab zu hüpfen. Unterdessen mache ich mir eigene Gedanken und fasse den Entschluss, meinem PS-strotzenden Chevrolet nicht nur eine Autowäsche, sondern auch neues Motoröl zu spendieren.
08.30 Uhr Nach dem Frühsport ziehe ich mich ins Badezimmer zurück und läute den Morgen mit einem erfrischenden Wirbelbad ein. Da gutes Aussehen heutzutage sehr wichtig ist, wasche ich mir die Haare und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – da kommt besonders grosse Freude auf.
09.30 Uhr Sechzig Minuten später kehre ich in die Küche zurück und brühe echten Bohnenkaffee auf. Just als ich eine Pfanne auf den Herd verfrachte, werde ich beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie Edelberts schneeweisser JEEP vor meinem kultivierten Zuhause zum stehen kommt. Natürlich öffne ich spornstreichs die Pforte und heisse meinen Bekannten herzlich Willkommen. Der schlaue Mann wünscht mir ebenfalls einen schönen Morgen und erzählt, dass er vitaminreiche Cannolis aus der Biscotti Farrugia Bäckerei mitgebracht hat. Ich lecke mir die Lippen und zögere nicht, ein weiteres Gedeck aus dem Küchenschrank zu holen.
Ich beisse kraftvoll zu
10.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und uns an Rühreiern mit Speck laben, komme ich auf gestern zu sprechen und lasse den Professor wissen, dass ich knapp 2.000 Dollars in Autoreifen investiert habe. Edelbert nickt zustimmend und kündigt an, dass er meinem Beispiel folgen und sich ebenfalls bald brandneue Pneus zulegen wird. Darüber hinaus verrate ich, dass ich nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages die Chevrolet Vertretung meines Vertrauens ansteuern und einen Ölwechsel durchführen lassen werde. Mein Tischnachbar wird augenblicklich hellhörig und sagt, dass er keinen wichtigen Terminen nachkommen muss und mich kurzerhand begleiten wird.
10.45 Uhr Wenig später sitzen wir im geräumigen SUV und schicken uns an, zu “Rick Hendrick Chevrolet Naples” an der Airport Pulling Road zu rasen. Zudem tratsche ich angeregt mit Edelbert und vernehme, dass wir schon bald das Vergnügen haben werden, seinen Sohn im Sonnenscheinstaat begrüssen zu können. Ich mache grosse Augen und entgegne, dass auch Georg und Maria ihr Kommen für Ende Mai angekündigt haben – das wird ein Spass.
Neues Öl für meinen SUV
11.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise erreichen wir endlich die Werkstatt. Während sich Edelbert die Neuwagen in der weitläufigen Ausstellungshalle anschaut, werde ich im Büro vorstellig und frage nach, ob es möglich wäre, einen Ölwechsel sowie eine professionelle Autowäsche durchzuführen. Der bierbäuchige Werkstattleiter freut sich über mein Kommen und versichert, dass es ein Kinderspiel werden wird, mein schönes Auto mit neuem Schmierstoff zu versorgen. Ich gebe mich erleichtert und antworte, dass ich währenddessen in die benachbarte “Starbucks” Filiale einkehren und eine kleine Brotzeit verdrücken werde.
12.00 Uhr Während ein Hilfsarbeiter meinen Wagen in die Werkstatt fährt, geselle ich mich an Edelberts Seite und gebe vor, dass wir in einer Stunde wiederkommen sollen. Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, deute ich in Richtung des Kaffeehauses und verspreche meinem Bekannten, dass ich für Speis und Trank einstehen werde.
12.45 Uhr Kurz nach der Mittagszeit finden wir uns bei Starbucks wieder und fressen lustige “Chicken Caprese” Sandwiches. Ausserdem trinken wir Kaffee und Edelbert weiss zu berichten, dass die weltumspannende Starbucks Firma im Jahre 1971 von drei aus Kalifornien stammenden Geschäftsmännern gegründet wurde. Prof. Kuhn ist bestens informiert und rechnet vor, dass der Grosskonzern einen Jahresumsatz von knapp 23 Milliarden Dollars einfährt – das ist ja kaum zu glauben.
13.45 Uhr Redlichst gestärkt kehren wir zur Werkstatt zurück und erfahren, dass mittlerweile sämtliche Arbeiten erledigt wurden. Der nette Heini hinter den Tresen präsentiert eine Rechnung über 97 Dollars und beteuert, dass auch der Ölfilter gewechselt werden musste. Ich zücke prompt meine prallgefüllte Geldbörse und beschere dem Deppen ein Trinkgeld in Höhe von 3 Dollars. Anschliessend helfe ich dem Vierbeiner auf die Ladefläche und kruse im frischaufpolierten SUV zügig zum Willoughby Drive zurück.
Mein Zuhause unter Palmen
14.30 Uhr Zuhause angekommen, verabschiede ich Edelbert und wünsche ihm einen schönen Fernsehabend. Danach versorge ich Hund Dixon mit einer Portion Trockenfutter und genehmige mir eine Pause in der klimatisierten Stube – diesem Stress steht nicht einmal der stärkste Rentner stand.
15.30 Uhr Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, nehme ich augenrollend am Schreibtisch Platz und rufe Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab. Wie nicht anders zu erwarten, muss ich auch heute verzweifelten Menschen bei schwerwiegenden Problemen zur Seite stehen. Unter anderem berichtet Rentnerin Kreszentia V. aus dem niederbayerischen Landshut, dass sie täglich von ihren türkischstämmigen Nachbarskinder belästigt wird. Ich spreche der 97jährigen Trost zu und rate, beim Jugendamt vorzusprechen – wo kämen wir denn da hin.
16.30 Uhr Nach einer Stunde schalte ich den Heimrechner aus und freue mich auf den Feierabend. Während das Haustier im Garten mit dem Nachbarshund spielt, richte ich mir in der Küche eine kalte Platte an und verzehre das Abendessen bei angenehmen Temperaturen auf der Terrasse – das macht Spass.
18.00 Uhr Nach der Hausarbeit bette ich mich im Wohnzimmer zur Ruhe und folge gespannt den Nachrichten auf FOX. Ich mache mich über den blutigen Bürgerkrieg in Syrien schlau und höre, dass die verfeindenden Parteien erneut eine Waffenruhe ins Auge gefasst haben – diesen Unsinn muss man gehört haben.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit gebe ich mich dem Qualitätsprogramm von HBO hin und fröne der zweiten Staffel der Zukunftsserie “Westworld”. Nebenher verzehre ich Kartoffelstäbe und verstehe nur Bahnhof – wie unlöblich.
21.00 Uhr Um nicht ganz zu verblöden, beende ich den Fernsehabend und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Im Anschluss reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.