14. September 2017 – Es gibt immer noch viel zu tun …

08.00 Uhr Zur frühen Morgenstunde werde ich durch ein schönes Lied der aufstrebenden Combo “Old Dominion” geweckt. Ich kratze mich an der Schläfe und komme zu dem Ergebnis, dass die Komposition “No Such Thing as a Broken Heart” (löblich: Kein solches Ding wie ein gebrochenes Herz) sehr eingängig ist und das Zeug zu einem Nummer 1 Schlag hat – da kommt besonders grosse Freude auf

08.30 Uhr Nachdem ich meine Glieder auf der Terrasse gelockert habe, greife ich zum Telefon und rufe bei meiner unterbelichteten Mieterin an. Sandra meldet sich prompt und erzählt, dass sie Akten im KVR wälzen muss und kaum Zeit hat, um mit mir zu plaudern. Ich zucke mit den Schultern und informiere, dass ich heute die letzten Sturmschäden beseitigen werde. Ferner komme ich auf ihre Ankündigung zu sprechen, am 1. Oktober nach Florida auszufliegen und gebe bekannt, dass ich im kommenden Monat auch meinen Grosscousin Robert Pfaffenberg samt Ehefrau im Sonnenscheinstaat Willkommen heissen werde.
09.00 Uhr Im Anschluss ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Während ich mit dem Schwamm hantiere, vernehme ich, wie meine Zugehfrau die Haustüre aufstösst und von Hund Dixon kläffend begrüsst wird. Natürlich melde ich mich schnell zu Wort und gebe Frau Gomez zu verstehen, dass sie unter keinen Umständen das Badezimmer betreten darf – wo kämen wir denn da hin.
10.00 Uhr Sechzig Minuten später präsentiere ich mich in legerer Freizeitkleidung und erfahre von der Putzfrau, dass sie Waschpulver benötigt. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich gleich zum PUBLIX Supermarkt krusen werde. Zuvor verzehre ich jedoch ein kleines Frühstück und löchere meine Zugehfrau mit Fragen bezüglich des Tropensturms Irma. Frau Gomez schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und setzt mich darüber in Kenntnis, dass ihr verrosteter Kleinwagen von einer umstürzenden Palme beschädigt wurde – wie schrecklich.


Irma beschädigte Frau Gomez Kraftfahrzeug

11.00 Uhr Nachdem ich Dixons Napf ausgespült habe, scheuche ich den Rüden zum Chevrolet und schicke mich an, mit durchdrehenden Pneus zum Supermarkt meines Vertrauens zu rasen. Nebenher telefoniere ich mit Edelbert und höre, dass der schlaue Mann zum Mittagessen bei Familie Satesh eingeladen ist – das soll mir auch Recht sein.
11.30 Uhr Während Dixon artig im Auto wartet, schlendere ich an den leergefegten Regalen vorbei und erhalte von einer Marktmitarbeiterin die Auskunft, dass der Supermarkt erst Morgen mit frischen Lebensmitteln beliefert werden wird. Seufzend werde ich am dürftig bestückten Knabberregal vorstellig und überlege, ob ich CHEETOS oder FRITOS Kartoffelchips kaufen soll. Nach langem Hin und Her nehme ich mit beiden Produkten Vorlieb und lege ausserdem eine Tüte LAYS dazu – man gönnt sich ja sonst nichts.
12.30 Uhr Nachdem ich die wenigen Waren bezahlt habe, schleppe ich die Einkaufstüten zum PS-strotzenden SUV und gebe zu Protokoll, dass wir jetzt ein einladendes “Bob Evans” Restaurant ansteuern werden. Dixon legt augenblicklich den Kopf schief und kann es kaum noch erwarten, eine Brotzeit vorgesetzt zu bekommen.
13.00 Uhr Mit dem Vierbeiner im Schlepptau betrete ich die Wirtschaft an den Vineyards und bekomme von einer beschürzten Kellnerin einen Fenstertisch mit Ausblick zugewiesen. Ich fackle nicht lange und bitte das Mädchen, einen Farmhouse Salad (löblich: Bauernhaus Salat) sowie einen saftigen Baconburgern (löblich: Speckburger) aufzufahren. Dazu gibt es ein grosses Glas Eistee – schmeckt gar nicht schlecht.


Meine kleine Villa unter Palmen

14.00 Uhr Zuhause angekommen, finde ich die kleine Villa ordentlich aufgeräumt und verlassen vor. Ich gebe mich erleichtert und sortiere die Einkäufe in den Eiskasten ein. Wenig später stösst Frau Pontecorvo die Türe auf und möchte wissen, ob ich mit meinem neuen Warmwasserboiler zufrieden bin. Ich erhebe belehrend den Zeigefinger und stelle klar, dass ich mir keinen Boiler, sondern einen neumodernen Durchlauferhitzer gekauft habe.
14.30 Uhr Während des Kaffeekränzchens verrate ich meinem Hausgast, dass wir in 17 Tagen Sandra im Rentnerparadies begrüssen werden. Frau Pontecorvo ist ganz aus dem Häuschen und schlägt vor, dass wir eine Willkommensfeier ausrichten sollten – das werden wir erst noch sehen.


Die Petersilie wurde durch Irma zerstört

15.15 Uhr Nachdem sich die kleine Frau winkend verabschiedet hat, eile ich mit Dixon nach draussen, um im Garten zu arbeiten. Selbstverständlich sehe ich auch nach der Petersilie und ärgere mich, weil der verheerende Tropensturm die ganze Ernte zerstört hat – wie schade.
16.00 Uhr Mit hängendem Kopf schwinge ich den Gartenrechen und mache es mir zur Aufgabe, die vom Hurrikan entwurzelnden Mangroven auf einem Haufen zusammenzutragen. Darüber hinaus plaudere ich mit Herrn Booth und erfahre, dass Morgen die Müllabfuhr mit zwei Lastwagen anrücken und die Hinterlassenschaften des Hurrikans abtransportieren wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
17.00 Uhr Zum Abschluss des Tages mache ich mich in der Küche nützlich und brate ein vitaminreiches Schnitzel im heissen Fett heraus. Ausserdem fülle ich den Napf meines Haustieres mit Trockenfutter auf und wünsche dem Rüden einen guten Appetit.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl schalte ich die Glotze ein und schaue fern. Unter anderem bringe ich bei den FOX Nachrichten heraus, dass es in den von Irma heimgesuchten Gebieten in Südwestflorida zu Plünderungen kam. Ich mache grosse Augen und lerne, dass unter anderem in Marco Island organisierte Banden von Haus zu Haus zogen und wertvolle Einrichtungsgegenstände sowie Bargeld entwendeten – das ist ja kaum zu glauben.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf AMC und erfreue mich an der neuen Staffel der preisgekrönten Serie “Halt and Catch Fire”. Während ich FREETOS Chips fresse und gesundes Budweiser schlürfe, werde ich Zeuge, wie schlaue Heimrechnerexperten in den 1980er Jahren das Internetz gesellschaftsfähig machen.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.