08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich bemerke beim Blick nach draussen, dass sich dicke Regenwolken vor die Sonne geschoben haben. Laut seufzend öffne ich die Terrassentüre und halte Hund Dixon an, brav zu sein und nicht im Teich zu baden. Anschliessend führe ich die Morgengymnastik durch und spiele mit der Idee, einen Ausflug nach Marco Island zu unternehmen – das wäre eine Gaudi.
Hund Dixon ist brav
08.30 Uhr Während des Badevergnügens telefoniere ich mit Edelbert und lade ihn ein, mich nach Süden zu begleiten. Unter anderem komme ich auf die Sturmschäden in Marco Island zu sprechen und informiere, dass die Transit Authority (löblich: Verkehrsbehörde) des Collier County gestern die durch Hurrikan Irma in Mitleidenschaft gezogene “S.S. Jolley Brücke” neueröffnet hat. Anstatt hellauf begeistert zu sein, windet sich der schlaue Mann aus der Verantwortung und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er leider zum Frisör gehen wird – wie unlöblich.
09.30 Uhr Just als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf halb 10 zugeht, hüpfe ich aus der Wanne und fasse den Entschluss, eine WRANGLER Tschiens sowie ein kurzärmliges Holzfällerhemd anzuziehen. Ferner steige ich in die schweren Schlangenlederstiefel und mache es mir zur Aufgabe, echten Bohnenkaffee aufzubrühen und Rühreier mit Speck zu zaubern – wie gut das duftet.
10.15 Uhr Als ich mich an den Esstisch setze und kraftvoll zubeisse, kommt der Vierbeiner von seinem Ausflug zurück und fordert ebenfalls eine Brotzeit heraus. Ich stecke Dixon ein Stück Weissbrot (unlöblich: Toast) ins Maul und gebe bekannt, dass wir gleich nach Marco Island krusen werden. Das Haustier spitzt prompt die Ohren und rennt ausgelassen zur Haustüre – da kommt Freude auf.
10.45 Uhr Wenig später gleiten wir im Chevrolet Suburban auf der Immokalee Road gen Osten und fahren alsbald auf die Interstate 75 auf, die uns direkt ans Ziel bringen wird. Während ich das KFZ auf 50 Meilen pro Stunde beschleunige, fröne ich dem Programm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und erinnere, dass viele Grundstücke in den Stadtteilen Lely und Naples-Manor noch bis vor einer Woche überflutet waren. Ich wische mir demonstrativ über die Stirn und stelle wohlwollend fest, dass mittlerweile fast alle Sturmschäden beseitigt wurden.
Willkommen in Marco Island, FL
11.30 Uhr Nach 22 zurückgelegten Meilen erreichen wir die in den 1960er Jahren erbaute “S.S. Jolley Bridge” und haben das Vergnügen, ohne grössere Probleme nach Marco Island übersetzen zu können. Danach folge ich dem North Collier Boulevard zur Westseite der Insel und registriere, dass an der Küste zahlreiche Hotels geschlossen sind und renoviert werden müssen. Darüber hinaus fallen mir ausserdem entwurzelte Palmen und zerstörte Strassenzüge ins Auge – das ist ja kaum zu glauben.
Der Hurrikan Irma wütete auch über Marco Island
12.30 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit parke ich den SUV vor dem einladenden “Cocomo’s Grill” und freue mich auf eine warme Mahlzeit. Eine zuvorkommende Bedienung namens Kaylee begrüsst mich überschwänglich und lotst mich zu einem Tisch am Fenster. Ich fackle nicht lange und bitte die 23jährige, vitaminreiche Tuna Nachos (löblich: Tunfisch Maisscheiben) mit Beilagensalat aufzutischen. Zudem verwickle ich das junge Ding in ein Gespräch und erfahre, dass sie den verheerenden Wirbelsturm Irma in ihrem Zuhause an der Yellowbird Strasse miterlebt hat. Fräulein Kaylee versorgt mich mit Fakten und berichtet, dass der Tropensturm mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 150 Meilen über die Insel gefegt ist und sogar ihren neuen Chevrolet Sonic umgeworfen hat – wie schrecklich.
13.30 Uhr Nach der Jause vertrete ich mir die Beine und schlendere mit Dixon zur nahegelegenen Smokehouse Bucht, um die vor Anker liegenden Jachten zu begaffen. Ich lasse meinen Blick über die Anlegestelle schweifen und komme zu dem Schluss, dass Irma auch hier gewütet und etliche Motorboote beschädigt hat.
Toby Keith – The Bus Songs
14.30 Uhr Nachdem ich alles gesehen habe, laufe ich zum Chevrolet zurück und trete die Heimreise an. Beschwingt durch wunderschöne Toby Keith Musik kehre ich aufs Festland zurück und lasse mir den Fahrtwind durchs Haar wehen – was kann es schöneres geben.
15.30 Uhr Zurück im Willoughby Drive, treffe ich Frau Pontecorvo auf der Einfahrt an und höre, dass die Perle am Abend ins Lichtspielhaus gehen und sich den Gruselfilm “Mother” (löblich: Mutter) anschauen wird. Ich gebe mich skeptisch und rate, zuhause zu bleiben und sich bei der Ratesendung “Jeopardy” zu amüsieren. Leider will meine Nachbarin nicht hören und entgegnet, dass sie mit Freundinnen verabredet ist – das ist wieder typisch.
16.00 Uhr Krachend werfe ich die Pforte ins Schloss und serviere meinem Haustier gesundes Trockenfutter aus dem Hause Royal Canin. Anschliessend falle ich gähnend aufs Wohnzimmersofa und entspanne mich redlichst.
17.00 Uhr Ich öffne die Augen und erkenne, dass es bereits 5 Uhr geschlagen hat. Selbstverständlich schwinge ich mich spornstreichs vom Kanapee und sorge für ein nahrhaftes Abendessen. Ruckzuck koche ich köstliche Langnudeln mit Tomatensauce auf und nehme zudem mit einem farbenfrohen Tomatensalat Vorlieb.
Ich beisse kraftvoll zu
18.00 Uhr Als die Geschirrspülmaschine endlich läuft, gehe ich zum gemütlichen Teil des langen Tages über. Ich mache es mir kartoffelchipsknabbernd vor dem Flachbildschirm bequem und folge den Nachrichten, um zu erfahren, dass die Verfilmung des erfolgreichen Stephen King Romans “It” (löblich: Es) aktuell sämtliche Kinorekorde bricht – das soll mir auch Recht sein.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und erfreue mich an der seichten Komödie “The Lonely Guy” (auf deutsch: Ein Single kommt selten allein). Ich klopfe mir erheitert auf die Schenkel und tauche in das Leben eines alleinstehenden Herren ein, der an seinem Leben gar keine Freude mehr findet.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich gähnend den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.