08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich rolle mich sportlich aus dem Gästebett. Weil wir heute unsere Zelte am Lake Simcoe abbrechen werden, schüttle ich die Bettdecke auf und vergesse auch nicht, meine im Nachttischkasten verstauten Habseligkeiten in den Rollkoffer zu stecken. Anschliessend wasche ich Dixons Trinknapf aus und erkläre dem Vierbeiner, dass wir bald auf grosse Reise gehen und nach Florida krusen werden.
Uns steht eine lange Reise nach Florida bevor
09.00 Uhr Nachdem ich mich frisch gemacht habe, sehe ich nach Edelbert und bemerke, dass der schlaue Mann mittlerweile sein Ränzlein geschnürt und sich zum Haupthaus verabschiedet hat. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, schnappe ich mir das Reisegepäck und scheuche Dixon nach draussen. Unterdessen blicke ich wehmütig zum Lake Simcoe und komme zu dem Schluss, dass der Aufenthalt sehr erholsam war.
09.30 Uhr Während ich im Kreise meiner Liebsten das Frühstück einnehme, plappert Georg ohne Unterlass und informiert, dass er Morgen nach Toronto zurückfahren wird. Amanda schlägt in die gleiche Kerbe und kündigt an, dass sie den Tag ausnutzen wird, um das Ferienhaus zu putzen. Ich seufze laut und stelle klar, dass uns heute eine 280 Meilen lange Fahrt bevorsteht. Edelbert reibt sich die Hände und merkt an, dass wir am frühen Abend die Grenze überqueren und die Nacht in Detroit, MI verbringen werden. Georg wird sogleich hellhörig und legt uns nahe, in Hamilton eine kurze Pause einzulegen und seine Tochter zu besuchen – das werden wir erst noch sehen.
10.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, den lieben Menschen Lebewohl zu sagen. Ich kneife David zum Abschied in die Wange und verspreche, dass wir uns an Weihnachten wiedersehen werden. Der lustige Bube freut sich und erinnert, dass er in 12 Tagen Geburtstag feiert. Ich schenke dem Frechdachs ein Lächeln und wende mich dann Georg, James und Maria zu. Mein Bruder klopft mir auf die Schulter und unterbreitet, dass er alsbald nach Florida ausfliegen wird, um dem regnerischen Herbst zu entkommen – das hört man gerne.
Lebewohl Lake Simcoe
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, können wir endlich losfahren. Während sich Dixon auf einer Liege im hinteren Teil des WINNEBAGOS zur Ruhe bette, presche ich winkend vom Hof und lasse zur Freude meiner Verwandten die Hupe ertönen – was kann es schöneres geben.
12.00 Uhr Nach sechzig Minuten erreichen wir das Stadtgebiet von Toronto und verlassen kurz nach Concord die Autobahn 407. Ruckzuck wechseln wir auf den Macdonald-Cartier Freeway und rasen unaufhaltsam gen Westen davon. Edelbert nippt zufrieden an einer Cola Dose und erzählt, dass die Schnellstrasse in South Glengarry ihren Anfang nimmt und sich auf knapp 900 Kilometern durch das südliche Ontario schlängelt. Ich staune Bauklötze und nehme mir das Recht heraus, am Frequenzrad des Radios zu drehen und nach hörenswerter Musik zu suchen.
Der Macdonald-Cartier Freeway
13.00 Uhr Um dem Vierbeiner eine kleine Freude zu bereiten, verlassen wir die Autobahn und steuern die Kleinstadt Barber’s Beach an. Am Ziel angekommen, parken wir das Wohnmobil vor dem “Old Marina Restaurants” und spazieren zum Puslinch Lake, um kleine Steinchen ins kühle Nass zu werfen. Hund Dixon ist ganz aufgeregt und macht es sich zur Aufgabe, die kreischenden Möwen zu verjagen – das macht Spass.
13.45 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir kurzentschlossen ins “Old Marina” Gasthaus ein und fordern den Kellner auf, zwei Puslinch Burger mit Käse und Speck aufzutischen. Darüber hinaus deute ich in Richtung unseres tierischen Begleiters und gebe zu Protokoll, dass der Rüde auch eine Brotzeit vertragen kann. Der Knecht notiert sich die Angaben und überrascht uns mit stattlichen Portionen – wie schön.
14.30 Uhr Mit vollen Mägen begleichen wir die Zeche und eilen dann geschwind zum TRAVATO. Ich klemme mich nörgelnd hinters Lenkrad und mutmasse, dass wir Detroit heute nicht mehr erreichen werde. Der Professor gibt mir Recht und schlägt vor, dass wir unser Nachtlager auch in Kanada aufschlagen können – wie schade.
15.15 Uhr Um schneller voran zu kommen, trete ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und beschleunige das Wohnmobil auf 100 Stundenkilometer. Während sich mein Begleiter am Beifahrersitz festkrallt, lasse ich meinen Blick über die wunderschöne Landschaft schweifen und kann am Wegesrand sogar ein scheues Reh entdecken – diese Idylle muss man erlebt haben.
Wir preschen an London (ONT) vorbei
16.15 Uhr Nach einer weiteren Stunde auf dem Macdonald-Cartier Freeway passieren wir die 300.000 Einwohner zählende Gemeinde London und registrieren, dass Dixon langsam unruhig wird. Prof. Kuhn blickt skeptisch drein und sagt, dass wir nach einem Motel Ausschau halten sollten. Missmutig verlasse ich die Autobahn und erkenne, dass sich neben der Schnellstrasse etliche Motelbetriebe angesiedelt haben. Wir fackeln nicht lange und fassen den Entschluss, uns ins “Days Inn” an der “White Oaks Mall” (löbliche: Weisse Eichen Einkaufszentrum) einzumieten.
17.00 Uhr Nachdem wir die Schlüsselkarten zu zwei nebeneinanderliegenden Zimmern im ersten Obergeschoss erhalten haben, schleppen wir unser Gepäck nach oben und kommen überein, dass diese Herberge schon viele Jahre auf dem Buckel hat. Trotz alledem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und ringen uns dazu durch, das benachbarte Einkaufszentrum aufzusuchen und dort das Abendessen einzunehmen.
18.00 Uhr Nach einem kleinen Rundgang durch das weitläufige Kaufhaus, kehren wir in ein “Tim Horton” Schnellgasthaus ein und laben uns an reichbelegten Sandwiches (löblich: Wurstbroten). Dazu gibt es gefrorene Limonade (unlöblich: Frozen Lemonade) mit Zitronengeschmack – schmeckt gar nicht schlecht.
Wir beissen kraftvoll zu
19.00 Uhr Endlich bin ich wieder auf meinem Zimmer und kann aus den schweren Kuhjungenstiefeln steigen. Danach fülle ich gesundes Trockenfutter in Dixons Napf und berichte, dass wir Morgen einen aufschlussreichen Stadtspaziergang durch Detroit unternehmen werden. Wie es sich gehört, ziehe ich mich zu guter Letzt in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem erfrischenden Vollbad baumeln – das tut gut.
20.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, schlüpfe ich in den Schlafanzug und falle dann ins Bett, um noch etwas fern zu sehen. Gute Nacht.