31. Juli 2017 – Auf Wiedersehen Niagara Fälle

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich erkenne beim Blick auf die Anzeige, dass unser Aufenthalt an den Niagara Fällen heute zu Ende gehen wird. Trotz allem rolle ich mich juchzend aus dem Bett und lasse den Vierbeiner wissen, dass wir gleich aus dem “Anchor Motel” austschecken und nach Kanada krusen werden.


Der Radiowecker springt an

08.30 Uhr Wie es sich gehört, werfe ich mir den Bademantel über und öffne die Zimmertüre, um dem Vierbeiner etwas Auslauf zu ermöglichen. Während das Haustier den Parkplatz erkundet, absolviere ich einige Kniebeugen und vergesse auch nicht, den Professor zu wecken. Edelbert reibt sich den Schlaf aus den Augen und plappert, dass unser gestriger Ausflug nach Rochester sehr spannend war. Ich nicke zustimmend und animiere den guten Mann, schleunigst sein Ränzlein zu schnüren und mich in fünfundvierzig Minuten am Winnebago zu treffen.


Die Hohen Fälle in Rochester, NY

09.15 Uhr Nachdem ich mich kalt abgeduscht habe, rolle ich mein Reisegepäck zum Wohnmobil und überprüfe den Stand des Wassertanks. Wenig später verfrachtet der Professor seine Habseligkeiten in den TRAVATO und erinnert, dass wir die Toilette entleeren müssen. Ich schlage in die gleiche Kerbe und zögere nicht, die Schlüsselkarte zum Empfang zurückzubringen und mich dann hinter das Lenkrad zu klemmen. Als erstes steuern wir eine SUNOCO Tankstelle am Niagara Falls Boulevard an und bringen heraus, dass hinter dem Anwesen eine Sickergrube sowie ein Frischwassertank zu finden ist. Ich fackle nicht lange und mache es mir zur Aufgabe, den Toiletteninhalt in die Grube zu pumpen und frisches H²O aufzufüllen. Unterdessen bringt Edelbert die Frontscheibe unseres Gefährts auf Hochglanz und meint, dass wir auch Tanken sollten – jaja.
10.15 Uhr Um 130 Dollars erleichtert, hüpfen wir in den WINNEBAGO und rasen in Richtung “Rainbow Bridge” davon. Währenddessen hole ich meinen Reisepass hervor und gebe zu Protokoll, dass wir nach dem Grenzübertritt ein Frühstücksgasthaus ansteuern sollten – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.


Die Regenbogen Brücke und die Niagara Fälle

10.45 Uhr Nachdem wir gemächlich die Zollstation passiert haben, atmet Edelbert tief durch und wirft ein, dass wir uns glücklich schätzen können, von den Grenzbeamten nicht genauer überprüft worden zu sein. In diesem Zusammenhang deutet der schlaue Mann in den hinteren Teil des Wohnmobils und beteuert, dass die Einfuhr einer Schusswaffe hart bestraft wird. Ich zucke gelangweilt mit den Schultern und ziehe es vor, mit quietschenden Bremsen vor einer einladenden “Tim Horton’s” Schnellgaststätte anzuhalten.
11.15 Uhr Ruckzuck betreten wir die Wirtschaft und gönnen uns brühfrischen Bohnentrunk sowie vitaminreiche Frühstückssemmeln (unlöblich: Breakfast Sandwiches). Als ich kraftvoll zubeisse, verweist mein Tischnachbar auf die letzte Etappe unserer Reise und rechnet vor, dass wir in zwei Stunden am Lake Simcoe sein werden.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit setzen wir unsere Reise fort und gleiten auf dem vierspurigen Queen Elizabeth Way an St. Catharines vorbei. Alsbald tut sich an unserer rechten Seite der Ontario See auf und wir freuen uns, spätestens um Halb Zwei am Lake Simcoe einzutreffen. Edelbert ist ganz aus dem Häuschen und kündigt an, dass er im Feriendomizil eine ganz ruhige Kugel schieben und Fachbücher lesen wird – das soll mir auch Recht sein.


Wir sind in Kanada!

13.00 Uhr Um nicht durch das Zentrum von Toronto rasen zu müssen, verlassen wir die Schnellstrasse und ziehen es vor, auf der Autobahn 407 die Millionenmetropole weitläufig zu umfahren – wie aufregend.
14.00 Uhr Nach 171 Kilometern passieren wir das Willkommensschild der Kleinstadt Gilford Beach und poltern auf einem Schotterweg gen Süden weiter. Nach weiteren drei Kilometern kommen wir vor dem Ferienhaus zum halten und stehen vor verschlossenen Türen. Ich zücke spornstreichs die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lasse es mir nicht nehmen, bei meinem Bruder anzurufen. Georg meldet sich prompt und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er mit seinen Liebsten nach Barrie gekrust ist. Darüber hinaus erfahren wir, dass wir den Haustürschlüssen unter der Fussmatte vorfinden werde – wie schön.


Prost

14.45 Uhr Nachdem wir unser Reisegepäck in das klimatisierte Holzhaus verfrachtet haben, stibitzen wir uns ein Sechserpack Labatt Blu (löblich: Labatt Blau) aus dem Eiskasten und machen es uns am Ufer bequem. Während wir unsere Kehlen ölen, flitzt Dixon zum See und hüpft ausgelassen ins kühle Nass – da kommt Freude auf.
15.30 Uhr Just als der Minutenzeiger meines goldenen Chronographens auf halb Vier zugeht, fährt plötzlich Georgs nachtschwarzer JEEP vor und wir haben das Vergnügen, nicht nur Georg und Maria, sondern auch James, Amanda und David in die Arme schliessen zu können. Meine Schwägerin ist kaum zu bändigen und schlägt vor, dass ich mir mit Edelbert die ausgebaute Scheune teilen könnte. Georg nickt eifrig und wirft ein, dass es den beiden Gästezimmern im Nebenhaus kaum an Komfort fehlt – das hört man gerne.
16.15 Uhr Nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben, leisten wir meinen Verwandten auf der schattigen Terrasse Gesellschaft und vernehmen, dass die netten Menschen in Barrie geschoppt haben. Mein elfjähriger Grossneffe reibt sich die Wampe und verrät, dass er ausserdem einen Eisbecher mit Sahne verdrückt hat – das ist ja allerhand.
17.00 Uhr Zum Abendessen tischt Maria eine grosse Wurst- und Käseplatte mit frischem Brot und italienischem Gemüse auf. Dazu trinken wir hausgemachte Zitronenlimonade und vernehmen, dass die Frauen am morgigen Tag nach Innisfil fahren und sich dort aufsteilen lassen wollen. Georg winkt demonstrativ ab und sagt, dass wir mit dem Motorboot in See stechen und Fisch fangen könnten – dazu sage ich nicht nein.


Guido ist frech

19.00 Uhr Ein schöner Abend neigt sich langsam seinem Ende zu. Während sich die Kinder vor dem Fernseher versammeln, um einen langweiligen Walt Disney Film anzuschauen, gehe ich Maria in der Küche zur Hand. Nebenher berichte ich von den Frechheiten meines unlöblichen Neffens und erzähle, dass Guido seit einer Woche in Florida verweilt. Meine Schwägerin schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und entgegnet, dass es eine prima Idee war, die Flucht nach Kanada anzutreten – wie wahr.
20.00 Uhr Nachdem ich mit Edelbert einen rauchigen Bourbon getrunken und Dixons zerzaustes Fell gebürstet habe, wünsche ich den anderen eine ruhige Nacht. Danach verabschiede ich mich winkend ins Gästezimmer und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.