24. Juli 2017 – Auf nach Charlotte

08.00 Uhr Während ich gähnend aufstehe und ins Bad schlendere, schnappt sich Hund Dixon eines seiner Spielzeuge und fabriziert Quietschlaute am laufenden Band. Angesichts dieser Kakophonie schlüpfe ich kopfschüttelnd aus dem Schlafanzug und nehme mir das Recht heraus, mich kalt abzuduschen – das tut gut.


Hund Dixon quietscht

08.30 Uhr Leider wird die himmlische Ruhe alsbald durch sehr aggressives Telefonläuten unterbrochen. Zu allem Überfluss wünscht mir meine Schwester einen guten Morgen und behauptet, dass sie in Begleitung ihres Sohnes am Wochenende in Naples eingetroffen ist. Elsbeth seufzt laut und unterbreitet, dass sie seitdem mehrmals an meiner Pforte geklingelt hat. Ich lache schelmisch und entgegne, dass ich kurzfristig verreisen musste und erst im September nach Florida zurückkehren werde. Darüber hinaus weise ich auf die Tatsache hin, dass ich keine Lust habe, mich mit Guido zu versöhnen. Bevor Elsbeth Widerworte findet, beende ich das Telefonat und werfe meine Habseligkeiten in den Rollkoffer.
09.30 Uhr Kurze Zeit später pocht Edelbert an meine Zimmertüre und vertellt, dass nun die Zeit gekommen ist, um der schönen Stadt Savannah Lebewohl zu sagen. Ich schlage in die gleiche Kerbe und schicke mich an, das Reisegepäck zum Aufzug zu schleppen. Während wir in die Tiefgarage fahren, schnalze ich mit der Zunge und stelle klar, dass ich mich im “Hilton Garden Inn” pudelwohl gefühlt habe. Der Professor nickt eifrig und meint, dass wir nun im hauseigenen “John Ryans Bistro” frühstücken sollten.


Savannah muss man gesehen haben

10.00 Uhr Während wir brühfrischen Bohnentrunk schlürfen und uns Leckereien vom Büfett schmecken lassen, komme ich auf Elsbeths Anruf zu sprechen und zeige auf, dass sich Guido seit dem Wochenende in Naples tummelt. Mein Tischnachbar tupft sich mit der Serviette den Mund ab und wirft ein, dass es eine hervorragende Entscheidung war, mit dem Wohnmobil nach Norden zu fahren – wie wahr.
10.30 Uhr Bevor wir Savannah hinter uns lassen, vertreten wir uns die Beine und unternehmen mit dem Vierbeiner einen Spaziergang zum Savannah River. Unter anderem nehmen wir einen vor Anker liegenden Schaufelraddampfer in Augenschein und erfahren anhand einer Informationstafel, dass der Strom im 18. Jahrhundert ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung von Georgia war – wie aufregend.
11.15 Uhr Wenig später sitzen wir im WINNEBAGO und gleiten zu den Klängen des lokalen Landmusiksenders KIX96 gen Norden davon. Um schneller voran zu kommen, folgen wir der Interstate 95 und fassen den Entschluss, bis zum Abend Charlotte in North Carolina zu erreichen.
11.00 Uhr Da der Savannah River auf knapp 300 Meilen die natürliche Grenze zu South Carolina bildet, finden wir uns im Handumdrehen im Nachbarstaat wieder. Mein Begleiter hält wissenswerte Fakten bereit und belehrt, dass der sogenannte “Palmetto State” sehr ländlich geprägt ist und im nationalen Bruttoinlandsvergleich lediglich auf dem fünftletzten Platz rangiert – das soll mir auch Recht sein.


Meine GLOCK G32

12.45 Uhr Als wir die Kleinstadt Walterboro passieren, bitte ich Edelbert, mein Handtelefonladekabel aus dem Rollkoffer zu holen. Als sich der schlaue Mann an meinem Gepäckstück zu schaffen macht, fällt ihm plötzlich die GLOCK ins Auge. Edelbert schimpft wie verrückt und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass es nicht erlaubt ist, Schusswaffen über Staatsgrenzen zu transportieren. Der Professor rauft sich die Haare und sagt, dass wir bei einer Polizeikontrolle verhaftet werden könnten – papperlapapp.
13.30 Uhr Nachdem wir ein stattliches Autobahnkreuz hinter uns gelassen haben, nähern wir uns der Hauptstadt von South Carolina. Um dem Haustier etwas Gutes zu tun, verlassen wir die Schnellstrasse und parken das Gefährt vor dem Haupteingang des “Congaree National Park”. HEUREKA – diese Idylle muss man erlebt haben.


Der Congaree National Park

14.00 Uhr Während der Rüde durchs hohe Gras streift, hole ich das Schiesseisen hervor und erkläre Edelbert, dass ich die GLOCK im Badezimmer verstecken werde. Der Professor tippt sich an die Schläfe und macht es sich zur Aufgabe, zwei Dosen “Cheese Ravioli” (löblich: Käseravioli) hervorzuholen und den Gasherd in Betrieb zu nehmen.
14.30 Uhr Just als ich zum Besteck greife und mich über die Mahlzeit hermache, fährt ein grimmig dreinschauender Parkwächter vor und plappert, dass das Lagern und Zelten auf dem Parkgelände unter Strafe steht. Wir winken demonstrativ ab und geben dem Knecht zu verstehen, dass wir in wenigen Minuten weiterfahren werden.
15.15 Uhr Im Anschluss preschen wir an der 140.000 Einwohner zählenden Grossstadt Columbia vorbei und kommen zu dem Schluss, dass wir unser Ziel in 90 Minuten erreichen werden. Edelbert freut sich und hält auf seinem Handtelefon nach einer bezahlbaren Bleibe Ausschau. Nach wenigen Augenblicken wird der schlaue Mann fündig und kündigt an, dass wir die Nacht im “Westin Hotel” in Downtown verbringen werden – das ist phantastisch.
16.15 Uhr Nach 250 Meilen erblicken wir das Willkommensschild von Charlotte am rechten Strassenrand. Ich drossle die Geschwindigkeit und bitte meinen Begleiter, mich zum Hotel zu lotsen.
17.00 Uhr Nachdem wir am Empfang vorstellig geworden sind und die Koffer auf die Zimmer gebracht haben, erkunden wir mit Hund Dixon im Schlepptau die Umgebung. Unter anderem laufen wir am “Charlotte Convention Center” vorbei und bemerken, dass die Stadt kaum Sehenswürdigkeiten bietet – wie schade.


Ich proste Edelbert redlichst zu

18.00 Uhr Trotz alledem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und kehren hungrig und durstig in “Moe’s Restaurant” ein, um den langen Tag mit süffigen Hopfenkaltschalen und herzhaften Nachos ausklingen zu lassen. Nebenbei kontaktiere ich Frau Pontecorvo und vernehme, dass sie am Montag das Vergnügen hatte, meine Schwester und Guido kennen zu lernen. Die Alte redet ohne Unterlass auf mich ein und vertritt die Meinung, dass mein Neffe ein sehr freundlicher und umgänglicher Zeitgenossen ist – wie unlöblich.
19.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 7 deutet, treffen wir wieder im Hotel ein. Mit letzter Kraft schleppe ich mich aufs Zimmer und vergesse auch nicht, Dixon gesundes Trockenfutter und durstlöschendes Wasser zu kredenzen. Danach trotte ich ins Bad und entspanne mich bei einem Vollbad mit Schaum.
20.00 Uhr Zu guter Letzt ziehe ich die Vorhänge zu und animiere den Rüden, zu mir ins Bett zu hüpfen. Gute Nacht.