08.00 Uhr Ein neuer Morgen bricht an und ich habe mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Als ich mir den Schlaf aus den Augen wische und zum Fenster schiele, stelle ich erschrocken fest, dass ich während der Nacht gar nicht in meinem Bett geschlafen habe. Erst nach wenigen Augenblicken wird mir klar, dass ich mich auf der Flucht befinde und in der 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde Lighthouse Point, FL übernachtet habe – wie schön.
08.30 Uhr Nachdem ich vor dem Motelzimmer Purzelbäume geschlagen und skeptische Blicke einiger Gäste auf mich gezogen habe, poche ich an Edelberts Räumlichkeit und bringe heraus, dass mein Bekannter wie ein Kleinkind geschlafen hat. Ich reibe mir die Hände und lasse den Professor wissen, dass mein knurrender Magen nach einem Frühstück verlangt. Der gute Mann schlägt in die gleiche Kerbe und verspricht, dass er in einer Stunde abfahrbereit sein wird – das hört man gerne.
08.45 Uhr Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, kehre ich ins Motelzimmer zurück und fülle Dixons Napf mit ROYAL CANIN Trockenfutter auf. Danach verschwinde ich im Badezimmer und dusche mich kalt ab – das tut gut.
09.30 Uhr Wenig später räume ich das Gepäck in den Travato und nehme mir das Recht heraus, mit der praktischen Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) im Internet zu recherchieren. Dank der GOOGLE MAP (löblich: Landkarte) Weichware finde ich im Handumdrehen ein nettes Gasthaus in der Nachbarschaft – wie schön.
09.45 Uhr Endlich hievt auch der Professor seinen Koffer ins Wohnmobil und schlägt vor, dass wir der Küste einige Meilen nach Norden folgen könnten. Ich schüttle den Kopf und gebe zu Protokoll, dass ich in “Michael’s Family Restaurant” einkehren möchte. Edelbert zuckt mit den Schultern und macht es sich auf dem Beifahrersitz bequem.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten finden wir uns in einem gutbesuchten Familiengasthaus wieder und werden von einer freundlichen Kellnerin herzlich begrüsst. Das Mädchen (22) führt uns an einen Tisch mit Ausblick auf die benachbarte Autowerkstatt und versorgt uns mit wässrigem Kaffee. Wir fackeln nicht lange und bitten den Trampel, zwei grosse Frühstücke zu servieren. Darüber hinaus planen wir die heutige Etappe und verabreden, dass wir während des Nachmittages Boca Raton hinter uns bringen und unser Nachtlager bei Titusville im Brevard County aufschlagen sollten – das soll mir Recht sein.
Edelbert brüht Kaffee auf / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0
11.00 Uhr Gestärkt verlassen wir die Wirtschaft und schicken uns an, Dixon in den WINNEBAGO zu helfen und der Florida Staatsstrasse A1A gen Norden zu folgen. Während ich das Wohnmobil auf 35 Meilen pro Stunde beschleunige, macht sich mein Begleiter an der Küchenzeile zu schaffen und brüht Kaffee auf. Nebenher nölt der gute Mann in einer Tour und beteuert, dass die braune Brühe in “Michael’s Restaurant” ungeniessbar war.
12.00 Uhr Zur Mittagszeit passieren wir die Stadt Jupiter und lesen auf einer Informationstafel, dass in dieser Gemeinde eine sogenannte LORAN Sendeanstalt beheimatet ist. Edelbert ist bestens informiert und behauptet, dass viele solcher Anlagen entlang der Küste zu finden sind. Zudem lerne ich, dass die Loran-C Signale zur Navigation auf hoher See zum Einsatz kommen – wie interessant.
12.45 Uhr Just als ich kraftvoll in einen Schokoladenriegel beisse und meine Kehle mit einer Mountain Dew Limonade öle, bimmelt die Schwarzbeere besonders laut. Zu meiner Freude meldet sich Georg in der Leitung und erkundigt sich, wann wir in Kanada eintreffen werden. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass wir alle Zeit der Welt haben und nichts überstürzen werden. Mein Bruder lässt jedoch nicht locker und setzt mich darüber in Kenntnis, dass am kommenden Mittwoch am Lake Simcoe ein grosses Feuerwerk stattfinden wird – jaja.
Der Lake Simcoe wartet schon auf uns
13.45 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, überqueren wir den Indian River und entschliessen uns, auf der vorgelagerten Insel an den Gemeinden Vero Beach und Wabasso vorbeizuziehen. Edelbert knipst unzählige Photos und meint, dass viele Bürger von Wabasso mit Krabbenfang ihren Lebensunterhalt bestreiten – wie lächerlich.
14.45 Uhr Um den Vierbeiner eine kleine Freude zu bereiten, machen wir in Satellite Beach eine kurze Rast. Mit quietschenden Bremsen kommen wir vor der einladenden “Pappagallo’s Pizzeria” zum stehen und ermöglichen Dixon etwas Auslauf. Der Rüde flitzt wie von Sinnen zum Strand und zögert nicht, sein Beinchen an einer hochgewachsenen Palme zu heben. Währenddessen lassen wir uns auf einer Bank nieder und löschen unseren Durst mit süffigem Rootbeer (löblich: Wurzelbier). Edelbert nippt zufrieden am Kaltgetränk und wirft ein, dass es immer wieder grossen Spass bereitet, durch Amerika zu rasen – das kann man laut sagen.
15.30 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schlendern wir plaudernd in das Italiengasthaus und stärken uns mit vitaminreichen Salamipizzas. Ferner schmieden wir Pläne fürs Wochenende und kommen überein, dass wir Morgen bis nach Savannah krusen und dort den Sonntag verbringen sollten – wie aufregend.
Wir geben ein kleines Trinkgeld
16.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Rechnung zu begleichen und weiterzufahren. Wir bescheren dem Wirt ein kleines Trinkgeld und ziehen es vor, die letzten 45 Meilen unserer Tagesreise ruck zuck hinter uns zu bringen. Um für gute Stimmung zu sorgen, verfrachte ich eine Kompaktscheibe mit George Straits grössten Erfolgen in die Musikanlage und trete das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
17.15 Uhr Nach knapp 200 Meilen erreichen wir unser Ziel und haben das Vergnügen, unweit des “Kennedy Space Centers” in ein preiswertes “Budget Motel” einzutschecken. Die zuvorkommende Empfangsdame weist uns zwei Zimmer mit Blick auf den Indian River zu und legt uns nahe, am morgigen Tag das “Kennedy Weltraumzentrum” zu besuchen – das werden wir erst noch sehen.
Wir übernachten am Kennedy Space Center
18.00 Uhr Nachdem wir unser Gepäck auf die Zimmer gebracht haben, vertreten wir uns die Beine und spazieren zum Rathaus. Ausserdem flanieren wir an der örtlichen Playadlinda Brauerei vorbei und fassen den Entschluss, in die hauseigene Trinkhalle einzukehren und das selbstgebraute Bier zu kosten. Dazu gibt es köstliche Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit gekringelten Kartoffelstäben und Salat – man gönnt sich ja sonst nichts.
20.00 Uhr Zwei Stunden später finden wir uns erheitert im Motel ein. Ich wünsche Edelbert eine ruhige Nacht und beschliesse den langen Tag mit einer kalten Dusche. Danach breite ich Dixons Decke auf dem Boden aus und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.