07.30 Uhr Ich werde zur nachtschlafenden Zeit durch lautes Telefonschellen geweckt. Misstrauisch halte ich mir die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ans Ohr und sehe mich gezwungen, mit dem Professor sprechen zu müssen. Edelbert wünscht mir einen schönen Morgen und sagt, dass das sonnige Wetter dazu einlädt, an die Ostküste zu krusen. Darüber hinaus erfahre ich, dass mein Bekannter nach Aventura krusen und in der örtlichen Mall abschoppen möchte. Natürlich schüttle ich den Kopf und lasse den schlauen Mann wissen, dass ich keine Lust habe, zwei Stunden im Auto zu sitzen – wo kämen wir denn da hin.
Ich telefoniere mit dem Professor
08.00 Uhr Schlussendlich fassen wir einen Ausflug zum “Miromar Outlet Store” (löblich: Miromar Auslassgeschäft) ins Auge und vereinbaren, dass wir uns gegen 10 Uhr in Julies Restaurant treffen werden. Anschliessend hüpfe ich aus dem Bett und begebe mich ins Bad, um mich frisch zu machen. Nebenbei rufe ich bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und lade sie ein, uns nach Estero zu begleiten – da kommt besonders grosse Freude auf.
09.00 Uhr Betörend nach Mandelöl duftend, schlüpfe ich in legere Freizeitkleidung und erkläre Dixon, dass wir heute einen Ausflug unternehmen werden. Ferner reibe ich den Zeigefinger am Daumen und weise auf die Tatsache hin, dass ich ein kleines Vermögen in neue Kleidung investieren werde – das kann ja heiter werden.
09.30 Uhr Nachdem der Rüde etwas Trockenfutter verdrückt hat, scheuche ich ihn zum Auto und schicke mich an, zur drei Meilen entfernten Frühstücksgaststätte zu krusen. Unterdessen lausche ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das Vergnügen, ein neues Rascal Flatts Lied zu hören.
10.00 Uhr Pünktlich wie ein Maurer, finde ich mich in Julies Restaurant wieder und freue mich, nicht nur Edelbert, sondern auch Maria und Georg an unserem angestammten Tisch am Fenster anzutreffen. Da mein Magen knurrt, fackle ich nicht lange und bitte die Aushilfsbedienung Peggy, ein grosses Frühstück für mich, sowie etwas Schinken für meinen tierischen Begleiter aufzutischen – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
10.30 Uhr Während ich mir die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken lasse, kommt Edelbert auf den Ausflug zu sprechen und unterbreitet, dass er nach einer Freizeithose Ausschau halten wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und gebe zu Protokoll, dass ich eine Tschiens sowie farbenfrohe Hawaiihemden kaufen muss. Mein Bruder kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und meint, dass Hawaiihemden längst aus der Mode sind – jaja.
Das Miromar Auslass Geschäft
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten bezahlen wir die Zeche und vereinbaren, dass wir in drei Autos in Richtung Fort Myers fahren werden. Georg schnippt mit den Fingern und sagt, dass er seine Ehefrau nach dem Bummel in ein schönes Fischrestaurant am Meer einladen wird – diesen Luxus kann ich mir beim besten Willen nicht leisten.
12.00 Uhr Nach zwanzig zurückgelegten Meilen kommen wir mit quietschenden Bremsen vor dem Einkaufsparadies zum stehen. Ich schwinge mich voller Elan vom Fahrersitz und gebe meinen Begleitern zu verstehen, dass das heisse Klima sogar den stärksten Rentner aus der Bahn wirft. Mein Bruder gibt mir Recht und meint, dass wir uns als erstes ein Eis in der Waffel kaufen sollten – das ist eine hervorragende Idee.
12.30 Uhr Anschliessend lotst uns Maria ins ASICS Schuhgeschäft und plappert, dass Sportschuhe in den Vereinigten Staaten sehr günstig zu haben sind. Ich wende mich Georg zu und erkundige mich, seit wann Maria Sport treibt. Mein Bruder zuckt mit den Schultern und erwidert, dass seine Ehefrau einmal im Monat eine Gymnastikgruppe besucht und dort mit den Hüften wackelt – wie unlöblich.
13.00 Uhr Nachdem meine Schwägerin zwei Paar Turnschuhe gekauft hat, statten wir dem “Columbia Sportswear” Geschäft einen Besuch ab. Ich blicke mich ganz genau um und fasse den Entschluss, in einer Umkleidekabine zu verschwinden, um kurzärmlige Hemden sowie eine Tschiens aus dem Hause WRANGLER anzuprobieren. Edelbert nimmt währenddessen eine legere Stoffhose ins Visier und zögert nicht, mir zu den Kabinen zu folgen.
Ich besitze unzählige Bezahlkarten
13.30 Uhr Nach dreissig Minuten werde ich mit gezückter Kreditkarte an der Kasse vorstellig und bringe heraus, dass ich für die Hose und die Hemden lediglich 110 Dollars bezahlen muss – wie schön.
14.15 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir kurzerhand in die “All American Grill” Wirtschaft ein. Eine brünette Kellnerin mit besonders grosser Oberweite heisst uns herzlich Willkommen und überreicht und die Tageskarten. Nach kurzem Überlegen geben wir vier T-Bone Steaks mit Butterkartoffeln und Bohnen in Auftrag. Dazu gibt es süffigen Eistee und köstliche Beilagensalate – schmeckt gar nicht schlecht.
15.15 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Kirschkuchen und Schaumkaffees beschlossen haben, gibt sich Georg spendabel und lässt es sich nicht nehmen, uns einzuladen. Anschliessend verlassen wir gestärkt das Restaurant und schlendern an den Geschäften vorbei, die mit unschlagbaren Angeboten locken. Maria ist ganz aus dem Häuschen und meint, dass sie in der kommenden Woche erneut nach Estero rasen wird – wie unlöblich.
16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 4 zugeht, stehen wir wieder an den Autos. Ich verabschiede mich von Georg und Maria händeschüttelnd und vernehme, dass meine Verwandten nun zur Estero Bay fahren und dort den Sonnenuntergang geniessen wollen.
Ich beisse kraftvoll zu
17.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, werfe ich die Pforte krachend ins Schloss und kredenze meinem tierischen Mitbewohner einen Kauknochen. Zudem backe ich im Ofenrohr eine Thunfischpizza auf und lasse mir dazu einen lustigen Tomatensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen schmecken.
18.00 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit hinter mich gebracht habe, lege ich in der guten Stube die Beine hoch und folge interessiert den FOX Nachrichten. Da ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, wechsle ich bald auf Showtime, wo just im Moment eine aufschlussreiche Dokumentation über das “Dunkle Netz” (löblich: Dark Net) anläuft. Ich staune Bauklötze und lerne, dass man in den dunklen Ecken des Internetzes nicht nur gefährliche Drogen, sondern auch Kriegswaffen kaufen kann – wie schrecklich.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden beende ich den Fernsehabend und begleite Hund Dixon in den Garten. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.