08.00 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und bemerke beim Blick auf den Waldkalender, dass heute der dreizehnte Tag des Monats ansteht. Weil die “13” bekanntlich eine Unglückszahl ist, rufe ich Dixon auf, heute besonders achtsam zu sein. Der Rüde legt seinen Kopf schief und zieht es vor, kläffend in den Garten zu laufen. Währenddessen absolviere ich auf der Terrasse die Morgengymnastik und vergesse auch nicht, den Rasensprenkler in Betrieb zu nehmen – da kommt besonders grosse Freude auf.
Die Schwarzbeere bimmelt
09.00 Uhr Nach dem Frühsport entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und blättere nebenher in der Zeitung. Dummerweise wird die himmlische Ruhe alsbald durch aggressives Telefonschellen unterbrochen. Ich halte mir nörgelnd die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ans Ohr und habe das zweifelhafte Vergnügen. Herrn Booths Stimme zu hören. Mein Nachbar kommt augenblicklich auf den Grund seines Anrufs zu sprechen und berichtet, dass sein Rasenmäher defekt ist. Weil ich bekanntlich ein begnadeter Handwerker bin, verspreche ich dem hochdekorierten Vietnamveteran, ihm nach dem Frühstück bei der Reparatur beizustehen.
09.45 Uhr Augenrollend beende ich die Morgenwäsche und eile in die Küche, um die wichtigste Mahlzeit des Tages vorzubereiten. Hund Dixon gesellt sich prompt an meine Seite und freut sich, als ich ihm etwas Capocollo abgebe. Zudem schlage ich erneut die Tageszeitung auf und bringe in Erfahrung, dass die Innenstadt von Naples am kommenden Wochenende wegen Strassenreparaturarbeiten gesperrt sein wird – das ist wieder typisch.
10.45 Uhr Wenig später schlendere ich nach nebenan und statte Herrn Booth einen Besuch ab. Der gute Mann führt mich in die Garage und schimpft, weil sein benzinbetriebener Rasenmäher nicht anspringt. Selbstverständlich schraube ich als erstes den Tankdeckel ab und überprüfe den Treibstoffstand. Im Anschluss ziehe ich den Zündkerzenstecker ab und registriere, dass sich auf der Elektrode Ablagerungen festgesetzt haben. Ich lege den Zeigefinger an die Unterlippe und lasse meinen Nachbarn wissen, dass womöglich der Luftfilter verstopft ist.
Ich überprüfe die Zündkerze
11.30 Uhr Als nächsten Schritt nehme ich den Deckel des Luftfiltergehäuses ab und stelle fest, dass das Filterelement verschmutzt ist. Herr Booth staunt nicht schlecht und sagt, dass er umgehend zum “HOME DEPOT” Baumarkt fahren und für Ersatz sorgen wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und rechne vor, dass ein neuer Filter nur wenige Dollars kosten wird. Mein Gegenüber freut sich und kredenzt mir ein kühles Budweiser. Ich spüle meine ausgetrocknete Kehle mit kräftigen Schlucken durch und erkläre Herrn Booth, dass ich jahrelang als Schweisser bei der Münchner Firma Rötz gearbeitet habe und handwerklich mit allen Wassern gewaschen bin.
12.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zurückzukehren und Dixons Napf mit Trockenfutter aufzufüllen. Ausserdem fresse ich selbst ein reich belegtes Wurstbrot und nutze die Gelegenheit, um bei Edelbert anzurufen. Der schlaue Mann meldet sich nach dem zweiten Tuten und sagt, dass er mit schrecklichen Kopfschmerzen zu kämpfen hat und keinen Schritt vor die Türe machen wird – wie schade.
Prost
13.15 Uhr Trotz alledem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und statte Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Die Alte von nebenan begrüsst mich herzlich und lädt mich ein, ihr beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten. Ich folge der Frau zungeschnalzend ins Esszimmer und bekomme eine selbstzubereitete Minestrone vorgesetzt. Dazu gibt es einen herben Chardonnay aus dem sonnigen Napa Valley. Frau Pontecorvo lobt den Rebentrunk aus dem Hause “Robert Mondavi” über den Schellenkönig und meint, dass der Wein mit einem feinen Abgang überzeugen kann. Ich gebe meiner Tischnachbarin recht und zögere nicht, mir noch ein Gläschen einzuschenken.
14.15 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und mache es mir nach den Strapazen des Vormittages auf dem Kanapee bequem. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum nach Nags Head im Bundesstaat North Carolina versetzt.
Ich träume von Nags Head
15.15 Uhr Ich öffne die Augen und werde beim Blick durchs Fenster Zeuge, wie sich Wolken vor die Sonne schieben. Um nicht vom Regen überrascht zu werden, entschliesse ich mich, nicht mehr hinaus zu gehen.
15.45 Uhr Stattdessen setze ich mich an den Schreibtisch, um Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter abzurufen. Ich werde prompt auf die Nachricht einer 41jährigen Hausfrau aus Calw aufmerksam, die Probleme mit ihrem Nachbarn hat. Anstatt während der Wintermonate Schnee zu schippen, zog es der Ausländer vor, zentnerweise Salz vor der Haustüre zu verstreuen. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und rate der Dame, schnellstmöglich die Polizei zu informieren und Anzeige zu erstatten.
16.45 Uhr Nachdem alles abgearbeitet ist, mache ich mir Gedanken bezüglich des Abendessens. Ich fackle nicht lange und richte im Handumdrehen eine zünftige Brotzeitplatte mit italienischem Schinken sowie schmackhaften Cheddar Käse an – das schmeckt.
Dixon bekommt etliche Kauknochen
17.45 Uhr Während Petrus die Himmelspforten öffnet und es regnen lässt, kümmere ich mich um den Abwasch. Der Rüde nimmt mich unterdessen ganz genau ins Visier und freut sich, als ich ihm einen Kauknochen ins Maul stecke.
18.30 Uhr Endlich beginnt der wohlverdiente Feierabend. Als erstes folge ich den FOX Nachrichten und lerne, dass morgen der Valentinstag ansteht. Ich lege meine Stirn in Falten und gebe Dixon zu verstehen, dass ich Frau Pontecorvo einen Blumenstrauss überreichen werde.
19.15 Uhr Zur Hauptfernsehzeit verfrachte ich eine von Sandra selbstgerannte DVD ins Abspielgerät und gebe mich der bayerischen Serie “Polizeiinspektion 1” hin. Natürlich komme ich aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und spiele mit der Idee, im Laufe des Jahres meiner bayerischen Heimat einen Besuch abzustatten.
21.00 Uhr Ein schöner Fernsehabend geht zu Ende und ich unternehme zu guter Letzt mit Dixon einen Rundgang durch den nassen Garten. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.