8. Februar 2017 – Der Scherriff wurde belobigt

08.00 Uhr Ich hüpfe zu stimmungsvoller Radiountermalung aus dem Bett und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Danach lockere ich meine Glieder auf der Terrasse und bemerke, dass Frau Gomez auch schon auf den Beinen ist. Wie es sich gehört, begrüsse ich die Perle und gebe bekannt, dass ich gleich zum Einkaufen fahren werde. Meine Nachbarin blickt traurig drein und erwidert, dass sie zum Frisör gehen muss und mich leider nicht begleiten kann.
08.30 Uhr Nachdem ich meine Muskulatur gestählt habe, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Nebenher segle ich mit dem iPad auf die WINN DIXIE Heimseite und erfahre, dass Spare Rips derzeit besonders preiswert angeboten werden. Ich lecke mir die Lippen und lasse es mir nicht nehmen, bei Edelbert anzurufen. Als ich meinem Bekannten die frohe Botschaft verkünde, windet er sich aus der Verantwortung und beteuert, dass seine Klingel defekt ist und er auf den Hausmeister warten muss. Ich seufze laut und komme zu dem Schluss, dass ich unter diesen Umständen alleine zum Supermarkt fahren muss.
09.30 Uhr Nach einer Stunde beende ich den Badespass und registriere, dass Frau Gomez mittlerweile eingetrudelt ist. Ich wünsche der kleinwüchsigen Reinigungsfachfrau einen schönen Morgen und lasse sie wissen, dass der Terrassenboden gewischt und der Müll nach draussen getragen werden muss.


Der Müll muss nach draussen gebracht werden

10.00 Uhr Während meine Zugehfrau schuftet, setze ich mich in die Küche und nehme die wichtigste Mahlzeit des Tages ein. Bei dieser Gelegenheit mache ich mir meine eigenen Gedanken und informiere Dixon, dass wir neben dem Grillfleisch auch Kelloggs Flocken und Erdnussbutter besorgen müssen – was das wieder kostet.
10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten klatsche ich in die Hände und gebe Frau Gomez zu verstehen, dass ich nun zum WINN DIXIE rasen werde. Die Mexikanerin nickt eifrig und sagt, dass das Reinigungsbenzin ausgegangen ist. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und helfe dem Vierbeiner auf die Ladefläche des PS-strotzenden Chevrolets.
11.30 Uhr Am Ziel angekommen, lasse ich den Rüden bei laufendem Motor im Auto zurück und mache einem etwa achtzigjährigen Rentner mit perfekter Dauerwelle einen Einkaufswagen streitig. Im Anschluss schlendere ich durch den klimatisierten Flachbau und lade nicht nur das von Frau Gomez gewünschte Reinigungsbenzin, frisches Obst und gesundes Grillfleisch, sondern auch weitere Waren des täglichen Bedarfs in das klapprige Gefährt.


Ich besorge gesundes Grillfleisch

12.00 Uhr Just als ich mich der Kasse nähere, plärrt mir plötzlich jemand die Worte “Hands Up” (löblich: Hände hoch) ins Ohr. Ich schrecke spornstreichs herum und sehe mich mit Scherriff Bradfort konfrontiert. Der Ordnungshüter klopft sich lachend auf die Schenkel und meint, dass es immer wieder Spass macht, gute Freunde zu erschrecken. Ich atme tief durch und entgegne, dass mich beinahe der Schlag getroffen hätte. Herr Bradfort strahlt übers ganze Gesicht und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er in der letzten Woche vom Bürgermeister der Stadt Naples belobigt wurde und nun genötigt ist, seinen Deputies Donuts zu spendieren – wie lustig


Der Scherriff spendiert Donuts

12.45 Uhr Nachdem wir uns verabschiedet haben, händige ich einer WINN DIXIE Mitarbeiterin meine Meisterkarte (unlöblich: Mastercard) aus. Die übergewichtige Maid schiebt die Plastikkarte fachmännisch durch den Kassenschlitz und rechnet vor, dass nun 77 Dollars von meinem Konto abgebucht werden – wie unlöblich.
13.00 Uhr Da mein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt, gleite ich kurzentschlossen nach Osten und statte der “Bob Evans” Gaststätte am Northbrooke Plaza Drive einen Besuch ab. Ich fackle nicht lange und halte eine Kellnerin an, einen köstlichen “Farm Burger” (löblich: Bauernhof Burger) für mich, sowie etwas angebratenen Speck für meinen tierischen Begleiter zu servieren.
13.45 Uhr Mit vollem Magen begleiche ich die Rechung und zögere nicht, mir die Beine zu vertreten und Dixon etwas Auslauf zu verschaffen. Nebenher telefoniere ich mit dem Professor und erfahre, dass seine Klingel noch immer nicht repariert wurde. Selbstverständlich spende ich dem guten Mann Trost und rate ihm, ein Bier zu trinken.
14.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zurückzukehren. Ich hüpfe pfeifend ins Auto und habe während der Reise das Vergnügen, ein schönes Lied aus Maggie Baughs Feder zu hören – da kommt Freude auf.

15.15 Uhr Zurück im Willoughby Drive, falle ich erschöpft aufs Kanapee und lege die Beine hoch. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner Reise entlang der amerikanischen Ostküste – das war spannend.
16.15 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre wegen der Hitze wenig Lust, die Anschnurseelsorge zu erledigen. Stattdessen schenke ich mir ein Weissbier ein und mache es mir in der guten Stube gemütlich. Leider wird die himmlische Ruhe bald durch aggressives Telefonschellen unterbrochen. Zu meiner Überraschung meldet sich Maria in der Leitung und berichtet, dass wir uns bald wiedersehen werden. Meine Schwägerin kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und kündigt an, dass sie Anfang März nach Florida ausfliegen und mindestens 4 Wochen bleiben wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.


Es gibt eine Thunfischpizza – das schmeckt

17.00 Uhr Nach dem Gespräch mache ich mich in der Küche nützlich. Ich verfrachte eine Thunfischpizza in den Backofen und zaubere ausserdem einen Gurkensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.
18.00 Uhr Schlussendlich nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und verabschiede mich in den wohlverdienten Fernsehabend. Um auf den neuesten Stand zu kommen, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich auf den Filmkanal HBO und schaue mir den nervenaufreibenden Spielfilm “Citizen X” aus dem Jahre 1995 an. Die amerikanische Produktion erzählt aus dem Leben eines russischen Kommissars, der einen Serienmörder in Rostow zur Strecke bringen muss.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze aus und lösche sämtliche Lichter. Anschliessend rufe ich Dixon ins Haus und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.