3. Januar 2017 – Geburtstag

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und erfreut mich an meinem Ehrentag mit einem Lied aus Neil Diamonds Feder. Weil meine Verwandten sicher ein prima Frühstück vorbereitet haben, schlüpfe ich spornstreichs in den Morgenmantel und eile nach unten. Maria begrüsst mich überschwänglich und zögert nicht, mir alles Gute zum Geburtstag zu wünschen. Ausserdem erfahre ich, dass Georg und Edelbert mit Hund Dixon zur “Nadege Patisserie” gefahren sind, um feinste Backwaren einzukaufen – wie schön.

08.30 Uhr Wenig später poltert Sandra verschlafen in die Küche und erkundigt sich, ob es Kaffee gibt. Ich nehme das Mädchen skeptisch ins Visier und bringe heraus, dass es bis halb 3 fern geschaut hat. Darüber hinaus wünscht mir das Kind alles Gute und überreicht mir als kleine Aufmerksamkeit eine Kompaktscheibe der amerikanischen Bande REM. Meine Mieterin schwärmt in den höchsten Tönen und kündigt an, dass wir “Out of Time” (löblich: Ausserhalb der Zeit) während unserer Reise nach Florida anhören können.


Mein Geburtstagsgeschenk

09.00 Uhr Endlich kommen Georg und Edelbert von ihrem Ausflug zurück. Während Dixon unentwegt mit der Rute wedelt und sich von mir hinter den Ohren kraulen lässt, präsentiert mein Bruder die Mitbringsel aus Torontos bester Bäckerei. Ich mache grosse Augen und freue mich, zur Feier des Tages einen Mango Kuchen vorgesetzt zu bekommen. Ferner hält mir der Professor ein Croissant unter die Nase und vertellt, dass es in der “Nadege Patisserie” nicht nur feinsten Kuchen, sondern auch ausgefallene Brotspezialitäten zu kaufen gibt – wie aufregend.
10.00 Uhr Während der wichtigsten Mahlzeit des Tages kommt Maria auf den Abend zu sprechen und unterbreitet, dass wir nicht nur Amanda, James und David, sondern auch Laura mit Sohn Paul zu Gast haben werden. Zudem erhalte ich von meinen Verwandten einen Gutschein und lerne, dass ab sofort einmal pro Woche ein Gärtner im Willoughby Drive anrücken wird, um den Garten auf Vordermann zu bringen. Selbstverständlich bedanke ich mich und bin erleichtert, die Gartenarbeit nicht mehr selbst erledigen zu müssen.


Bald habe ich einen Gärtner – wie aufregend

11.00 Uhr Da die Geburtstagsgäste erst in fünf Stunden eintrudeln werden, ziehe ich mich auf mein Zimmer zurück und lasse die Seele bei einem Vollbad baumeln. Währenddessen erhalte ich einen Anruf aus der alten Heimat und freue mich sehr, Geburtstagsgrüsse von Admiral a.D. Friedbert Bürstenbinder, Frederick von Braustein, Herrn Xaver Ollmann und Harald Töpfer übermittelt zu bekommen – da bleibt kein Auge trocken.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit kehre ich redlichst in Schale geworfen ins Parterre zurück und vernehme, dass wir nun zum “Hendon Park” rasen und einen Spaziergang unternehmen werden. Ich nicke eifrig und scheuche den Vierbeiner juchzend zum GRAND CHEROKEE – da kommt besonders grosse Freude auf.


In Toronto ist es eiskalt

12.30 Uhr Am Ziel angekommen, kämpfen wir uns dick in Winterjacken, Schals und Mützen eingepackt durch den eiskalten Polarwind. Trotz des widrigen Wetters lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und werfen dem Rüden Stöckchen zu. Nebenher plaudere ich mit meinen Begleitern über die bevorstehende Abreise und stelle klar, dass wir uns erst am Freitag auf den Weg nach Süden machen werden. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir als erstes bei Laura in Hamilton einen Zwischenstopp einlegen und die Niagarafälle besuchen sollten – das ist phantastisch.
13.30 Uhr Sechzig Minuten später hüpfen wir wieder ins Auto und treten die Heimfahrt an. Währenddessen friere ich wie ein Schlosshund und kann es kaum erwarten, einen Kaffee zu trinken und den Kuchen zu kosten.


Ein rauchiger Whiskey – das tut gut

14.15 Uhr Zurück im Eigenheim meiner Verwandten, mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und kippe mir nicht nur einen Bohnentrunk, sondern auch einen edlen Whiskey hinter die Binde. Auch Sandra nippt am süffigen Getreidedestillat und sagt, dass der “Glen Breton” ganz vorzüglich mundet. Georg schnalzt mit der Zunge und setzt uns darüber in Kenntnis, dass dieses kanadische Erzeugnis nach alter schottischer Tradition hergestellt wird.
15.00 Uhr Als Maria in der Küche mit den Kochtöpfen klappert, werfe ich prüfende Blicke auf die Schwarzbeere und überfliege eine Nachricht von Frau Pontecorvo. Die Dame übermittelt mir per Kurzdepesche liebe Geburtstagsgrüsse und schreibt, dass sie mich telefonisch leider nicht erreichen konnte – wie schade.
16.00 Uhr Endlich treffen die Gäste ein. Ich heisse James, Amanda, David, Laura und Paul herzlich Willkommen und höre, dass Herr William leider nicht mitkommen konnte.
17.00 Uhr Wir verbringen einen schönen Abend und haben das Vergnügen, einen Schmorbraten mit Kartoffeln und Chiantisosse vorgesetzt zu bekommen. Während der Mahlzeit löchert mich David (11) mit Fragen und lotet aus, wie lange wir bis nach Naples unterwegs sein werden. Ich zucke mit den Schultern und rechne vor, dass wir frühestens in zwei Wochen unser Ziel erreichen werden. Sandra gibt mir Recht und sagt, dass wir unter anderem New York und Washington ansteuern und uns den Sehenswürdigkeiten hingeben werden.

18.00 Uhr Zum Nachtisch fährt Maria Mangokuchen mit Sahne auf. Ich greife sogleich zur Gabel und komme zu dem Ergebnis, dass die Süssspeise hervorragend mundet. Georg schmunzelt in einer Tour und versorgt uns mit italienischem Milchkaffee (unlöblich: Cappuccino) – schmeckt prima.
19.00 Uhr Weil Laura und Paul eine lange Heimfahrt bevorsteht, beschliessen wir den Abend. Zu guter Letzt reiche ich meiner Nichte die Hand und erinnere daran, dass wir uns am Freitag wiedersehen werden. Die junge Frau ist hellauf begeistert und verspricht, dass sie uns mit einem Mittagessen überraschen wird – wie schön.
20.00 Uhr Als endlich Ruhe im Stadthaus meines Bruders Einzug gehalten hat, lege ich in der guten Stube die Beine hoch und trinke ein letztes Bier. Sandra gesellt sich zu mir aufs Kanapee und sagt, dass sie morgen gerne ins “Royal Ontario Museum” gehen würde. Ich stimme prompt zu und verspreche, mich dem Ausflug anzuschliessen.
21.00 Uhr Nachdem wir uns die Nachrichten auf CBC angeschaut haben, verabschiede ich mich gähnend ins Gästezimmer und dusche noch schnell. Danach falle ich erschöpft ins Bett und döse schnell ein. Gute Nacht.