5. September 2016 – Sleepy Eye und New Ulm

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08.00 Uhr Pünktlich zum Achtuhrläuten springt der Radiowecker an. Ich rolle mich gähnend aus dem Bett und vernehme, dass in den Vereinigten Staaten heute der “Labor Day” gefeiert wird – wie aufregend.

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08.30 Uhr Nachdem ich am Nachbarzimmer geklopft und Edelbert einen guten Morgen gewünscht habe, ziehe ich mich ins Bad zurück und wasche mich ordentlich. Währenddessen macht es sich Hund Dixon auf dem kühlen Fliesenboden bequem und streckt alle Viere von sich – da kommt Freude auf.
09.30 Uhr Sechzig Minuten später schleppe ich mein Gepäck nach draussen und gebe dem Professor zu verstehen, dass wir nun der “Lake Shetek Lodge” Lebewohl sagen und nach Osten krusen sollten. Mein Bekannter nickt eifrig und sagt, dass wir am heutigen Feiertag nach Sleepy Eye fahren werden. Ich nicke eifrig und erinnere daran, dass die Kleinstadt im 19. Jahrhundert eine wichtige Durchgangsstation für die ersten Siedler war.
10.00 Uhr Schlussendlich werden wir an der Rezeption vorstellig und händigen einer freundlichen Angestellten unsere Zimmerschlüssel aus. Danach werfen wir unsere Koffer auf die Ladefläche des JEEP COMPASS und nehmen uns das Recht heraus, die 8 Meilen entfernte “Sweet Treats & More” Bäckerei in der Kleinstadt Currie anzusteuern. Als ich den Mietwagen auf schwindelerregende 45 Meilen pro Stunde beschleunige, blickt Edelbert ein letztes Mal auf die Valhalla Insel zurück und meint, dass unser Aufenthalt in der “Lake Shetek Lodge” sehr schön war – wie wahr.
10.30 Uhr Endlich sind wir am Ziel und werden von einer mehlverstaubten Verkäuferin begrüsst. Da mein Magen knurrt, deute ich spornstreichs in die Auslage und ordere zwei schmackhafte “Bearpaw” (löblich: Bärentatzen). Edelbert folgt meinem Beispiel und bestellt ausserdem frisch aufgebrühten Kaffee. Anschliessend machen wir es uns an einem Fenstertisch bequem und kommen überein, dass die Plundertaschen ganz vorzüglich munden.
11.15 Uhr Nach der Brotzeit schlendern wir zum Auto und setzen unsere Reise fort. Ich folge dem Highway 30 in östlicher Richtung und habe das Vergnügen, auf der Frequenz von “K102” christliche Countrymusic (löblich: Landmusik) zu hören. Der Radiosprecher legt beste Laune an den Tag und lässt es sich nicht nehmen, drei Lieder des nagelneuen Hillary Scott Albums “Love Remains” (löblich: Liebe bleibt) zu spielen.


Hillary Scott – Love Remains

12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, rasen wir durch die 108 Einwohner zählende Gemeinde Darfur und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Edelbert knipst Photos am laufenden Band und setzt mich darüber in Kenntnis, dass es hier weder Geschäfte noch Wirtschaften gibt – wie unlöblich.
12.45 Uhr Fünfundvierzig Minuten später erreichen wir unser Ziel. Ich trete beherzt auf die Bremse und berichte dem Professor, dass Laura Ingalls Schwester Mary in Sleepy Eye einst eine Blindenschule eröffnet hat. Edelbert gibt mir Recht und meint, dass auch Charles Ingalls hier oft zu Gast war, um Einkäufe zu tätigen.

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Charles Ingalls war oft in Sleepy Eye zu Gast

13.30 Uhr Mit Hund Dixon im Schlepptau spazieren wir durch den Stadtkern und registrieren, dass die Backsteinhäuser entlang der Main Street (löblich: Hauptstrasse) wie aus einer anderen Zeit anmuten. Weil unsere Mägen knurren, laufen wir kurzerhand in ein “Hardee’s” Restaurant und entscheiden uns für “Spicy Chicken Sandwiches” (löblich: Pikante Hühnerbrote). Nebenher plaudern wir angeregt und vereinbaren, dass wir als nächstes nach New Ulm weiterfahren sollten.
14.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommen wir mit einer Kellnerin ins Gespräch und lernen, dass das örtliche “W.W. Smith House” im “National Register of Historic Places” (löblich: Nationales Verzeichnis historischer Stätten) verzeichnet ist. Wir machen grosse Augen und versprechen der übergewichtigen Dame, gleich zur Linden Street zu krusen, um das im Jahre 1901 gebaute Haus zu beäugen.
15.00 Uhr Nachdem wir feststellen mussten, dass das Gebäude eine “Bed & Breakfast” (löblich: Bett und Frühstück) Pension beherbergt, verlassen wir Sleepy Eye und rasen zügig gen New Ulm davon. Bei dieser Gelegenheit versorgt mich Edelbert mit wissenswerten Fakten und erzählt, dass New Ulm von deutschen Einwanderern im Jahre 1850 gegründet wurde. Ich schnalze mit der Zunge und bringe ausserdem heraus, dass die Stadt wenig später von Sioux Indianern überfallen wurde. In Folge dessen mussten 2.000 Menschen die Flucht ergreifen und sich ins 30 Meilen entfernte Mankato retten – das ist ja allerhand.

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Das Historische Museum in New Ulm, MN

16.00 Uhr Als wir durch New Ulm gleiten, passieren wir unter anderem das “Hermann Heights Monument”, das dem im Teutoburger Wald stehenden Hermannsdenkmal nachempfunden wurde. Ferner weiss die 14.000 Bürger zählende Kleinstadt im Brown County ausserdem durch ein freistehendes Glockenspiel sowie reich verzierte Holzhäuser zu überzeugen – das ist phantastisch.

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Der Glockenturm von New Ulm, MN

16.30 Uhr Da New Ulm eine wunderschöne Stadt ist, entschliessen wir uns, hier das Nachtlager aufzuschlagen. Nach kurzer Suche stossen wir in der Broadway Street auf eine einladende Pension mit dem Namen “Beyer Haus Bed & Breakfast”. Ruckzuck eilen wir zur Pforte und vernehmen, dass uns die Inhaber zwei Räumlichkeiten mit Frühstück zu je 70 Dollars pro Nacht vermieten würden. Selbstverständlich gehen wir auf das Angebot ein und schleppen unser Gepäck in die zwei nebeneinanderliegenden Zimmer im ersten Stock.
17.15 Uhr Nachdem ich mich frisch gemacht habe, kehre ich ins Parterre zurück und treffe Edelbert in der Küche an. Der schlaue Mann redet mit erhobenem Zeigefinger auf den bierbäuchigen Hausbesitzer ein und vertellt, dass er zwar in Florida lebt, aber ursprünglich aus München stammt. Herr Beyer ist begeistert und entgegnet, dass sein Opa in den frühen 1920er Jahren aus Duisburg nach Minnesota immigriert ist – wie aufregend.
18.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 6 deutet, stehen wir endlich auf der Strasse und verschaffen Dixon etwas Auslauf. Nebenbei navigiert Edelbert mit seinem Smartphone (löblich: Schlautelefon) durchs Internetz und sagt, dass es in New Ulm eine Wirtschaft namens “Veigel’s Kaiserhoff” gibt. Ich pfeife laut und stelle klar, dass ich ein kühles Bier sowie eine warme Mahlzeit vertragen könnte – immerhin darf das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen.

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Das tut gut …

18.30 Uhr Nach einem entspannten Spaziergang kehren wir in die gutbesuchte Gaststätte ein und bestellen einen Pitcher (löblich: Krug) Schell’s Bier sowie Spare Rips (löblich: Schälrippchen) mir würziger Sauce. Der Kellner lässt nicht lange auf sich warten und setzt unserem tierischen Begleiter eine Portion Schinken vor. Wir greifen augenblicklich zu Messer und Gabel und kommen zu dem Schluss, dass diese Spezialität hervorragend mundet.
20.00 Uhr Leicht beschwipst treten wir den Heimweg an und vereinbaren, dass wir Morgen früh zum “Minnesota Valley State Recreation Area” fahren und etwas Wandern sollten.
20.30 Uhr Im Hotel angekommen, fülle ich Dixons Näpfe mit Wasser und Trockenfutter auf. Anschliessend ziehe ich die Vorhänge zu und informiere mich auf einem lokalen Nachrichtensender über den “Labor Day”. Doch nach wenigen Augenblicken fallen mir die Augen zu und ich sehe mich genötigt, den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung zu betätigen. Gute Nacht.