30. Juni 2016 – Walnut Grove

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08.00 Uhr Der letzte Junitag bricht an und ich greife spornstreichs zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry), um bei Georg anzurufen. Mein Bruder meldet sich völlig verschlafen und erzählt, dass der gestrige Tag in St. Petersburg sehr schön war. Darüber hinaus bringe ich in Erfahrung, dass meine Verwandten am Abend im luxuriösen “Loews Don CeSar Hotel” abgestiegen sind und den heutigen Tag ausnutzen wollen, um das “Museum of Fine Arts” (löblich: Museum der feinen Küste) zu besichtigen. Der gute Mann legt beste Laune an den Tag und verspricht, dass er am frühen Abend die Heimreise antreten und gegen 22 Uhr in Naples zurück sein wird – wie unlöblich.

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Ich greife zur Schwarzbeere

08.30 Uhr Nach dem Gespräch schleppe ich mich hängendem Kopf ins Bad. Während ich mich ordentlich herauswasche, klingelt das Telefon und Edelbert kündigt sich zum Frühstück an. Ich nicke eifrig und beauftrage den Professor, leckere Schmankerl aus der Biscotti Farrugia Italienbäckerei mitzubringen.
09.30 Uhr Um den Professor nicht vor dem Haus warten zu lassen, hüpfe ich aus der Badewanne und schlüpfe in farbenfrohe Freizeitkleidung. Anschliessend schlendere ich in den Garten und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass Edelbert in wenigen Minuten vorbeikommen wird. Die Perle schnalzt mit der Zunge und nimmt sich das Recht heraus, sich ebenfalls zur wichtigsten Mahlzeit des Tages einzuladen – wie schön.
10.00 Uhr Pünktlich auf die Minute kommt Edelberts schneeweisser JEEP vor der kleinen Villa zum halten. Natürlich begrüsse ich Prof. Kuhn per Handschlag und führe ihn als perfekter Gastgeber auf die schattige Terrasse. Ich fülle die Tassen mit duftendem Bohnentrunk auf und bemerke, dass Edelbert nicht nur Croissants (löblich: französische Hörnchen), sondern auch mit Sahne und Erdbeeren gefüllte Cannolis mitgebracht hat.

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Wir fressen Cannolis

10.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf den Ausflug meiner Verwandten zu sprechen und informiere, dass ich nicht mitkommen durfte. Ich seufze laut und erkläre meinen Tischnachbarn, dass ich mich manchmal wie das fünfte Rad am Wagen fühle. Frau Pontecorvo spendet mir Trost und beteuert, dass meine Verwandten auch einmal etwas Ruhe benötigen – papperlapapp.
11.00 Uhr Just als ich frischaufgebrühten Kaffee in die Porzellantassen schütte, wechselt Edelbert das Thema und meint, dass es angebracht wäre, im August zu verreisen. Der Professor überreicht mir einen Heimrechnerausdruck und schlägt vor, dass wir im heissesten Monat des Jahres nach Minneapolis ausfliegen könnten, um auf den Spuren der weltbekannten Schriftstellerin Laura Ingalls Wilder zu wandern. Als ich mich am Kinn kratze, versorgt mich der schlaue Mann mit Infos und sagt, dass Frau Wilder in den 1860er Jahren mit ihrer Familie von Wisconsin gen Westen gezogen ist und ihre Erlebnisse viele Jahre später niedergeschrieben hat. Ich nicke eifrig und stelle klar, dass ich “Unsere kleine Farm” selbstverständlich gelesen habe. Edelbert ist begeistert und sagt, dass es eine Gaudi wäre, in Minneapolis ein Auto zu mieten und die Schauplätze anzusteuern, die Frau Wilder in ihrem Welterfolg in aller Ausführlichkeit besprochen hat – das hört sich spannend an.

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Laura Ingalls Wilder

11.30 Uhr Während ich noch ein Cannoli fresse, nehme ich die ausgedruckten Blätter in Augenschein und lerne, dass Familie Ingalls einst in Walnut Grove gelebt hat. Aus diesem Grund haben sich die Stadtväter vor vielen Jahren entschlossen, ein stattliches Museum zu Ehren Laura Ingalls Wilder zu eröffnen.
12.00 Uhr Schlussendlich nehme ich das praktische iPad zur Hand und segle auf Expedia.com. Prompt erfahren wird, dass die “Sun Country” Fluggesellschaft einen Direktflug ab Fort Myers anbietet. Ich zeige mich interessiert und verspreche Edelbert, dass ich mir die Sache durch den Kopf gehen lassen werde.
12.30 Uhr Weil Dixon seit einer Stunde verschwunden ist, sehe ich nach dem Rechten und finde den Rüden mit Nachbarshund Joey auf den Grundstück von Familie Crane vor. Ich stecke den Rackern lustige Kauknochen ins Maul und fordere mein Haustier mit erhobenem Zeigefinger auf, brav zu sein und vom Teich fern zu bleiben.
13.00 Uhr Danach kehre ich in die kleine Villa zurück und serviere vitaminreiche Wurstbrote sowie eisgekühlte Budweiser. Edelbert prostet mir redlichst zu und unterbreitet, dass in Minneapolis zahlreiche Brauereien und Schnapsbrennereien beheimatet sind – wie aufregend.

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In Minneapolis gibt es zahlreiche Brauereien

14.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 2 zugeht, verabschiede ich die Gäste und lege in der guten Stube ein kleines Päuschen ein. Schon nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und sehe mich im Traum in den Mittleren Westen versetzt.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und verfrachte einen Silberling mit den grössten George Strait Hitparadenerfolgen in die Musikanlage. Nebenher recherchiere ich im Internets und bringe heraus, dass in den späten 19. Jahrhundert unzählige Familien der Ostküste Lebwohl gesagt und im Mittleren Westen ihr Glück gesucht haben. Zudem erhalte ich die Auskunft, dass jedes Jahr im Juli in der Kleinstadt Walnut Grove Theateraufführungen stattfinden, die auf den Büchern der Laura Ingalls Wilder basieren – das hört man gerne.

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Hund Dixon

16.00 Uhr Nachdem ich mich über das Hotelangebot in Minneapolis schlau gemacht habe, gehe ich von der Leine und unternehme mit Dixon einen Spaziergang zum La Playa Golfplatz. Unterdessen überlege ich ganz genau und komme zu dem Schluss, dass eine Forschungsreise in den Bundesstaat Minnesota nicht schaden kann.
17.00 Uhr Ich treffe völlig verschwitzt zu Hause ein und fülle den Napf meines Haustieres mit Trockenfutter auf. Danach richte ich mir eine Wurst- und Käseplatte an und lasse mir das Abendessen zu einer kühlen Hopfenkaltschale im geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer schmecken.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich sorge in der Küche für Ordnung und lege dann die Beine hoch, um die Nachrichten sowie die JEOPARDY Ratesendung auf FOX zu verfolgen.

19.00 Uhr Da auf den anderen Programmen nur Unsinn läuft, greife ich auf das Amazon Prime Angebot zurück und fröne dem Serienspiel “Unsere kleine Farm” (auf englisch: “Little House on the Prairie”). Wie jedes Kind weiss, wurden Laura Ingalls Wilders Erzählungen zwischen 1974 und 1983 von NBC verfilmt und mit grossem Erfolg ins Fernsehen gebracht.
21.00 Uhr Nach drei Episoden beende ich den Fernsehabend und begleite den Vierbeiner ein letztes Mal in den Garten. Im Anschluss reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.