08.00 Uhr Beschwingt durch stimmungsvolle RADIO ARABELLA Musik stehe ich auf und öffne das Fenster. Weil ich längst nicht zum alten Eisen zähle, führe ich an der frischen Luft die Morgengymnastik durch und mache es mir zur Aufgabe, neugierig ins Schlafzimmerfenster des Nachbaranwesens zu glotzen.
08.30 Uhr Im Anschluss lasse ich die Seele bei einer Dusche baumeln und wasche mir die Haare mit einem Pflegeprodukt aus dem Hause Procter&Gamble – immerhin ist Sauberkeit heutzutage sehr wichtig.
09.15 Uhr Wenig später werde ich in der Küche vorstellig und sehe, wie Sandra meinem Haustier ein Stück Käse ins Maul stopft. Selbstverständlich erhebe ich augenblicklich den Zeigefinger und weise das Kind auf die Tatsache hin, dass Hunde keine Milcherzeugnisse essen dürfen. Anstatt sich zu entschuldigen, zuckt Sandra mit den Schultern und erkundigt sich, ob uns Elsbeth beim Frühstück Gesellschaft leisten wird. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass ich meine Verwandte gegen 11 Uhr vom Hotel Birkenhof abholen werde. Ferner merke ich an, dass wir anschliessend zum Friedhof krusen werden, um das Grab unserer Eltern zu besuchen.
Hund Dixon bekommt ein Stück Käse
09.45 Uhr Nachdem endlich Ruhe eingekehrt ist, greife ich zum Telefon und rufe bei Edelbert an. Der Professor meldet sich nach dem zweiten Tuten und unterbreitet, dass er sich gleich mit einem Mitarbeiter der Asylbehörde treffen und den Mietvertrag für sein Eigenheim in trockene Tücher bringen wird. Ich schnalze mit der Zunge und lerne, dass der schlaue Mann sein Zuhause ab August an eine Asylantenfamilie vermieten und 1.950 Euros pro Monat einstreichen wird – das ist phantastisch.
10.15 Uhr Um Elsbeth nicht warten zu lassen, beende ich das Telefonat und nehme einen letzten Schluck aus der Kaffeetasse. Danach scheuche ich Dixon zum JAGUAR und kruse entspannt zum Hotel Birkenhof. Nebenher rede ich auf den Rüden ein und berichte, dass wir die Vormittagsstunden ausnutzen werden, um die letzte Ruhestätte meiner Eltern mit einer neuen Bepflanzung zu verschönern.
10.45 Uhr Ich treffe Elsbeth im Frühstücksraum an und werde prompt zu einem Kaffee eingeladen. Da man einem geschenkten Gaul sprichwörtlich nicht ins Maul schaut, setze ich mich dazu und öle meinen trocknen Hals mit brühfrischem Bohnentrunk. Unterdessen tratsche ich mit Elsbeth und gebe zu Protokoll, dass wir zuerst zur Gärtnerei rasen sollten. Meine Schwester schlägt in die gleiche Kerbe und beteuert, dass es sich anbieten würde, sogenannte Zwergsonnenblumen und Schneeflöckchen einzukaufen.
Wir rasen im Jaguar zur Gärtnerei
11.30 Uhr Redlichst gestärkt verlassen wir die Herberge und bemerken, dass sich in der Zwischenzeit dunkle Regenwolken vor die Sonne geschoben haben. Trotz alledem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und krusen zufrieden zur Gärtnerei Mooser am Stadtrand. Dort angekommen, schlendern wir staunend durch das Gewächshaus und kommen zu dem Schluss, dass wir ohne Fachberatung kaum die richtigen Pflanzen finden werden. Schlussendlich winke ich einer schüchternen Auszubildenden zu und bitte sie, uns bei der Auswahl behilflich zu sein. Die dralle 17jährige nimmt sich unseren Problemen an und legt uns nahe, für die Umrandung ein winterfestes Fliederpolster auszuwählen. Ferner verfrachtet die Maid ein Dutzend Zwergsonnenblumen in einen Karton und rechnet vor, dass wir ihr nun 37 Euros schulden – wie unlöblich.
12.30 Uhr Um ein kleines Vermögen erleichtert, setzen wir unsere Ausfahrt fort und preschen in Richtung Friedhof davon. Elsbeth plappert währenddessen ohne Unterlass und sagt, dass wir am morgigen Abend eine kleine Abschiedsfeier im Waldweg ausrichten könnten – das ist eine hervorragende Idee.
13.00 Uhr Am Ziel angekommen, nehme ich Dixon an die Leine und bitte ihn, auf dem Friedhofsgelände brav zu sein. Im Anschluss schleppen wir die Pflanzen zum Familiengrab und spucken in die Hände. Während Elsbeth die verblühten Blumen auf dem friedhofseigenen Komposthaufen entsorgt, pflanze ich das Fliederpolster sowie die Zwergsonnenblumen fachmännisch ein – das soll mir erst mal einer nachmachen.
14.00 Uhr Eine Stunde später haben wir unser Werk vollbracht und können die Pflanzen mit Wasser versorgen. Darüber hinaus vergessen wir auch nicht, ein Gebet zu Ehren unserer im Jahre 1989 bzw. 1990 verstorbenen Eltern zu sprechen – da bleibt kein Auge trocken.
14.45 Uhr Bevor wir zum Auto zurückkehren, führe ich Elsbeth zu Herrn Ochsenbichlers Grab und erzähle, dass der im Jahre 2002 verstorbene Mann für viele Jahrzehnte ein treuer Freund war.
15.30 Uhr Um meiner Schwester etwas Gutes zu tun, steuere ich als nächstes den Wilden Esel an und stelle eine nahrhafte Brotzeit in Aussicht. Meine Verwandte ist hellauf begeistert und sagt, dass sie sich eine Portion Spargel sowie ein süffiges Erdinger Weissbier gönnen wird – das hört man gerne.
Spargel schmeckt lecker
16.00 Uhr Hungrig und durstig finden wir uns im Biergarten ein und registrieren, dass Admiral a.D. Bürstenbinder, Frederick von Braustein und Prof. Kuhn den Tisch unter dem schattenspendenden Kastanienbaum in Beschlag genommen haben. Um keinen Sonnenstich zu bekommen, setzen wir uns kurzerhand dazu und ordern bei Wirt Willy vitaminreiche Spargelgerichte. Zudem frage ich Edelbert bezüglich seines Termins aus und vernehme, dass der Leiter der örtlichen Asylbehörde den Mietvertrag ohne zu Zögern unterzeichnet hat – wie aufregend.
17.00 Uhr Nachdem wir als Nachspeise Käsekuchen gegessen haben, verabschieden wir uns und laufen zum Auto zurück. Elsbeth gähnt in einer Tour und meint, dass nun die Zeit gekommen ist, um sich in den Feierabend zu verabschieden. Ich nicke eifrig und bringe die Perle sicher zum Hotel zurück.
18.00 Uhr Fix und foxi stosse ich die Haustüre zur alten Villa auf und werde von Frau Bärbel und Sandra begrüsst. Die Frauenzimmer lotsen mich in die Küche und servieren eine selbstzubereitete Pizza. Obgleich ich von der Brotzeit immer noch gesättigt bin, nehme ich Gabel und Messer zur Hand und beisse kraftvoll zu. Nebenbei bringe ich heraus, dass die Mädchen gleich ins Lichtspielhaus gehen wollen – das soll mir Recht sein.
19.00 Uhr Nach der Hausarbeit mache ich es mir in der guten Stube bequem und schaue in Gesellschaft der Katzen und des Hundes fern. Ich gebe mich den ZDF Nachrichten hin und wechsle dann auf den “Hessischen Rundfunk”, um einer Natursendung mit dem Titel “Unentdeckte Mosel” zu frönen.
21.00 Uhr Weil mir langsam die Augen zufallen, beende ich den Fernsehabend und begleite Dixon ein letztes Mal in den Garten. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.