11. Mai 2016 – Sankt Anna Eck

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08.00 Uhr Der vierte Tag in meiner alten Heimat bricht an und ich fühle mich angesichts der vielen Feierlichkeiten gar nicht wohl. Missmutig hüpfe ich aus dem Bett und fasse den Entschluss, heute keinen Tropfen Alkohol zu trinken. HEUREKA – dieses Lotterleben wirft sogar den stärksten Rentner aus der Bahn.
09.00 Uhr Nach einer heissen Dusche schlüpfe ich in eine modische Tschienshose sowie einen wärmenden Pullover und nehme mir das Recht heraus, Hund Dixon einen Kauknochen ins Maul zu stecken. Anschliessend laufe ich pfeifend nach unten und freue mich, in der Küche Sandra, Prof. Kuhn sowie meine Schwester anzutreffen. Während Fräulein Corte echten Bohnenkaffee aufbrüht, wende ich mich Edelbert zu und erfahre, dass er den heutigen Tag gerne in der bayerischen Landeshauptstadt verbringen würde. Auch Hildegard ist euphorisch und meint, dass es eine Gaudi wäre, ins “Deutsche Museum” zu gehen – das hat gerade noch gefehlt.

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Dixon bekommt einen Kauknochen

09.30 Uhr Als ich mich über ein Müsli hermache, belehre ich die lieben Leute eines besseren und stelle klar, dass ich ganz bestimmt kein Museum betreten werde. Stattdessen verweise ich auf die wunderschöne Pfarrkirche St. Anna und stelle klar, dass ich es vorziehen würde, den Stadtteil Lehel zu besuchen. Hildegard schnäuzt kraftvoll in ein besticktes Taschentuch und erinnert daran, dass im Lehel unser Onkel Franz bis zum Jahre 1956 gewohnt hat. Ich schlage in die gleiche Kerbe und lasse Edelbert und Sandra wissen, dass der Bruder meines Vaters bis zu seinem überraschenden Ableben Kellner in der bekannten Gaststätte “Sankt Anna Eck” war.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten verfrachte ich das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und frage meine Mieterin, warum sie heute nicht im Kreisverwaltungsreferat arbeitet. Sandra tippt auf ihre SWATCH Armbanduhr und vertellt, dass sie Überstunden abbauen muss – das ist wieder typisch.

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Mein schöner JAGUAR

10.45 Uhr Nachdem wir der Maid einen schönen Tag gewünscht haben, eile ich zum JAGUAR und gebe Edelbert zu verstehen, dass er sich den Rücksitz mit dem Vierbeiner teilen muss. Ferner helfe ich Hildegard auf den Beifahrersitz und schicke mich an, hupend aus dem Wohngebiet zu gleiten. Um nicht auf einer verstopften Landstrasse reisen zu müssen, fahre ich kurzerhand auf die Autobahn 92 auf und erkläre den Mitreisenden, dass wir spätestens gegen halb 12 am Ziel ankommen werden. Hildegard hält sich prompt die Augen zu und fordert mich eindringlich auf, nicht zu schnell zu fahren.
11.15 Uhr Während der Fahrt passieren wir die Heimat des FC Bayern und Edelbert kommt auf die spannenden Halbfinalspiele der diesjährigen Champions League (löblich: Meisterliga) zu sprechen. Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und unterbreite, dass der deutsche Rekordmeister dem spanischen Vertreter von Atletico Madrid haushoch überlegen war.
11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit gleite ich mit knapp 30 Stundenkilometern über die Leopoldstrasse und bemerke, dass sich Schwabing seit meinem letzten Besuch stark verändert hat. Der Professor gibt mir Recht und meint, dass München gänzlich seinen Flair verloren hat – wie wahr.

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Das Siegestor

12.15 Uhr Endlich finden wir unweit der St. Anna Kirche einen Parkplatz und können auf Schusters Rappen zu der im Jahre 1737 erbauten Rokokokirche laufen. Unterdessen beäuge ich argwöhnisch eine bettelnde Zigeunerin, die es sich zigarettequalmend auf einer Bank bequem gemacht hat. Natürlich stosse ich Edelbert sogleich in die Seite und merke an, dass man an fast jeder Strassenecke Gesindel findet. Der schlaue Mann nickt eifrig und erwidert, dass dieses Land am Rande des Abgrunds steht.
13.00 Uhr Beeindruckt schlendern wir durch das Gotteshaus und nehmen den Hochaltar in Augenschein, der von Johann Baptist Straub um 1735 erschaffen wurde. Hildegard bekreuzigt sich mehrmals und belehrt, dass das Altarbild die heilige Anna mit ihrer keuschen Tochter Maria zeigt – wie aufregend.
13.45 Uhr Nachdem wir etwas Kleingeld in den Opferstock geworfen haben, verlassen wir die Pfarrkirche und folgen der Sankt Anna Strasse nach Norden. Währenddessen steckt sich Edelbert seine Pfeife an und meint, dass nun ein warmes Mittagessen nicht schaden kann. Ich lecke mir die Lippen und biege in die Christophstrasse ein, um nach dem “Sankt Anna Eck” Ausschau zu halten. Leider stellen wir bald fest, dass die Traditionsgaststätte längst abgerissen wurde und gegen einen Neubau ersetzt wurde, in dem sich heute ein “Service Zentrum” befindet.
14.30 Uhr Nach einem Spaziergang entlang des Karl-Scharnagl-Rings entschliessen wir uns, ins Hofbräuhaus einzukehren. Voller Vorfreude stosse ich einen gaffenden Touristen aus China beiseite und weise Hildegard auf die Tatsache hin, dass das Platzl nur wenige Minuten entfernt liegt. Meine Schwester ist den Tränen nahe und entgegnet, dass ihre Knie schmerzen.

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Wir kehren ins Hofbräuhaus ein

15.00 Uhr Hungrig und durstig betreten wir Münchens bekannteste Wirtschaft und bekommen von einer freundlichen Bedienung mit enormer Oberweite einen Tisch im Bräustüberl zugewiesen. Wir fackeln nicht lange und ordern drei süffige Vollbiere sowie Krustenschweinebraten mit hausgemachten Kartoffelknödeln.
16.00 Uhr Weil ich heute die Spendierhosen angezogen habe, spendiere ich meinen Begleitern ausserdem köstliche Apfelstrudel mit Vanillesauce und Kaffee. Schlussendlich sehe ich mich genötigt, der Kellnerin samt Trinkgeld knapp 80 EUROS zu überlassen – wo soll das noch hinführen.
16.30 Uhr Redlichst gesättigt stehen wir wieder auf der Strasse und nehmen uns das Recht heraus, in ein neuwertiges VW Taxi mit Lederausstattung einzusteigen. Der gepflegte Droschkenführer heisst uns herzlich Willkommen und bringt uns im Handumdrehen zum Auto. Selbstverständlich zeige ich mich abermals mit einem stattlichen Obolus erkenntlich und ermutige den Fahrer, sich eine Apfeltasche bei McDonalds zu gönnen.

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Eine Apfeltasche

17.00 Uhr Erschöpft steigen wir in den JAGUAR ein und treten zu prima RADIO ARABELLA Musik die Heimreise an. Wegen des Feierabendverkehrs kommen wir nur langsam voran und nutzen die Gelegenheit, um uns die Neubauten anzuschauen, die während der letzten Jahre entlang der Ludwig- bzw. Leopoldstrasse entstanden sind. Darüber hinaus kommt Hildegard auf den Donnerstag zu sprechen und schlägt vor, dass wir nach dem Frühstück nach Eichstätt aufbrechen könnten – das soll mir Recht sein.
18.00 Uhr Sechzig Minuten später komme ich mit quietschenden Bremsen vor dem “Hotel Birkenhof” zum Halten und wünsche Hildegard eine gute Nacht. Danach bringe ich Edelbert sicher in den Haselnussweg zurück und freue mich auf ruhige Stunden in der alten Villa.
18.30 Uhr Zuhause angekommen, werde ich von Sandra mit einer Gemüsesuppe überrascht. Das Kind serviert dazu köstliches Krustenbrot und erzählt, dass Frau Bärbel erst ganz spät nach Hause kommen wird. Ich tunke das Brot in die Brühe ein und registriere, dass dem Süppchen eine vitaminreiche Fleischeinlage fehlt.
19.30 Uhr Ein langer Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich leiste Sandra beim Fernsehschauen Gesellschaft und gebe mich auf dem Sendeplatz des BR der lächerlichen Serie “Dahoam is dahoam” hin. Im Anschluss wechseln wir ins ZDF und frönen dem nervenaufreibenden Sendeformat “Aktenzeichen XY.. ungelöst”.
21.45 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, reiche ich die neumoderne Fernbedienung an Sandra weiter und verabschiede mich ins Gästezimmer. Gute Nacht.