31. August 2015 – Der letzte Augusttag

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Der letzte Augusttag beginnt und ich hüpfe gähnend aus dem Bett. Zu allem Überfluss stürmt der Vierbeiner ins Schlafzimmer und schleckt mir über das Gesicht. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und erkläre dem Rüden, dass in drei Wochen Robert Pfaffenberg zu Besuch kommen wird. Ferner erinnere ich daran, dass in zwei Wochen auch Georg und Maria nach Florida kommen werden.
08.30 Uhr Weil mich mein Bruder gebeten hat, in regelmässigen Abständen im Ferienhaus nach dem Rechten zu sehen, entschliesse ich mich, gleich nach dem Frühstück zum Lowbank Drive zu krusen. Zuvor stelle ich jedoch die Kaffeemaschine ein und vergesse auch nicht, Edelbert über mein Vorhaben in Kenntnis zu setzen. Mein Bekannter ist begeistert und verspricht, eine kleine Brotzeit zu besorgen und mich im Ferienhaus zu treffen.

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Meine praktische Schwarzbeere

09.00 Uhr Pfeifend verabschiede ich mich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem prima Wirbelbad. Unterdessen tippe ich die Nummer meiner Liebsten in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und erfahre von meinem Bruder, dass in der kommenden Woche eine Fachfirma im Lowbank Drive anrücken wird, um den Pool zu reinigen – das soll mir auch Recht sein.
10.00 Uhr Nachdem ich mich in Schale geworfen und ein kleines Frühstück verzehrt habe, lotse ich Hund Dixon zum Chevrolet und schicke mich an, ohne Umwege zum Lowbank Drive zu rasen. Nebenher lausche ich den angesagten Schlägen (unlöblich: Hits) auf WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und vernehme, dass die Südstaatencombo “Alabama” am 18. September ein neues Studioalbum mit dem Titel “Southern Drawl” (löblich: Südliche Sprache) veröffentlichen wird – das ist phantastisch.


Alabama – Southern Drawl

10.45 Uhr Wenig später komme ich vor der Villa meines Bruder zum Stehen und freue mich, Edelbert und Herrn Wongler anzutreffen. Der Tattergreis heisst mich herzlich Willkommen und zögert nicht, uns zu einem kleinen Umtrunk in sein Zuhause einzuladen. Wir folgen dem alten Mann spornstreichs in die Villa und werden Zeugen, wie er eine Flasche Gin aus dem Eiskasten holt. Während Edelbert grosse Augen macht, erhebe ich Einspruch und stelle klar, dass ich vor dem Mittagsläuten keine hochprozentigen Getränke konsumieren werde. Herr Wongler blickt traurig drein und serviert stattdessen durstlöschendes Budweiser – wie schön.

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Wir trinken Budweiser – das tut gut

11.30 Uhr Während wir unsere trockenen Hälse durchspülen, komme ich auf meine Verwandten zu sprechen und verrate Herrn Wongler, dass Georg und Maria bald nach Naples kommen werden. Der hochdekorierte Vietnamveteran leckt sich den Bierschaum von der Oberlippe und animiert uns, doch einen Schluck Gin zu probieren – gleich platzt mir der Kragen.
12.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach nebenan zu gehen. Wir wünschen Herrn Wongler alles Gute und eilen dann zum Nachbarhaus. Während Edelbert die mitgebrachten Sandwiches auf einem Teller anrichtet, öffne ich die Terrassentüre und sehe, wie ein frecher Waschbär durch den Garten flitzt. Wildgestikulierend scheuche ich Dixon an die frische Luft und trage ihm auf, dem Petz den Gar auszumachen. Der Professor rückt seine MIAMI DOLPHINS Mütze zurecht und setzt mich darüber in Kenntnis, dass Waschbären messerscharfe Zähne haben. Ich lege meine Stirn in Falten und ziehe es vor, den Vierbeiner zurückzurufen und ganz schnell die Türe zu schliessen.
13.00 Uhr Nachdem ich den Rasensprenger eingestellt und die Klimaanlage reguliert habe, setze ich mich zu Edelbert in die Küche und lasse mir ein Wurstbrot schmecken. Währenddessen redet Edelbert ohne Unterlass auf mich ein und erzählt, dass der Waschbär nach dem nordamerikanischen Kontinent mittlerweile auch in grossen Teilen Asiens und in Europa Fuss gefasst hat. Der schlaue Mann ist bestens informiert und fährt fort, dass der sogenannte “Laurasiatheria” stets die Nähe zum Menschen sucht und meist nachtaktiv ist – das soll mir Recht sein.

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Ein gefährlicher Waschbär

13.45 Uhr Nach der Brotzeit wische ich die Küchenplatte mit einem nassen Lappen ab und gebe zu Protokoll, dass ich nun nach Hause fahren werde. Mein Bekannter gibt mir Recht und lässt die Pforte ins Schloss fallen.
14.00 Uhr Nachdem ich Edelbert einen ruhigen Nachmittag gewünscht habe, helfe ich Dixon auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV und trete radiohörend die Heimfahrt an – da kommt Freude auf.
14.45 Uhr Zuhause angekommen, schlüpfe ich aus den modischen Flip Flips und fülle Dixons Fressnapf mit gesundem Trockenfutter auf. Danach lege ich die Beine im Wohnzimmer hoch und schlummere bald ein.
15.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und registriere beim Blick auf meine goldene Armbanduhr, dass der Nachmittag schon fast vorüber ist. Trotzdem nehme ich am Schreibtisch Platz und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Ich schufte hart und rate verzweifelten Erziehungsberechtigten, sich von der vorlauten Jugend nichts gefallen zu lassen – wo kämen wir denn da hin.
16.45 Uhr Kurz vor dem Fünfuhrläuten fahre ich den Heimrechner mausdrückend herunter und eile in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Fachmännisch brate ich tiefgefrorene Kartoffelspalten in Butterschmalz heraus und zaubere ausserdem vitaminreiche Fischstäbe – wie das duftet.

18.00 Uhr Nach dem feinen Nachtmahl entkorke ich eine Flasche Rotwein und mache es mir neben Hund Dixon auf dem Kanapee bequem. Während ich den köstlichen Rebensaft schlürfe, fröne ich auf AMC dem Fernsehspiel “Halt and Catch Fire” und stelle wohlwollend fest, dass diese Eigenproduktion sehr spannend ist. Ich lehne mich zufrieden zurück und tauche in das Leben eines Menetschers ein, der zu Anfang der 1980er Jahre die Vision hat, einen mobilen Heimrechner in die Wohnstuben der Menschen zu bringen – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach vier Folgen beende ich den Fernsehabend und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.