21. Mai 2015 – Marco Island

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und erkläre meinem Haustier, dass wir heute nach Marco Island fahren und schöne Stunden am Strand verbringen werden. Dixon ist ganz ausser sich und rennt kläffend in den Garten – wie lustig.
08.30 Uhr Während der Mischling zum Nachbarhaus läuft, um seinen vierbeinigen Freund Joey zu besuchen, führe ich die Morgengymnastik durch. Ausserdem winke ich Frau Pontecorvo zu und lasse sie wissen, dass ich von meiner Familie nach Marco Island eingeladen wurde. Meine Nachbarin strahlt über das ganze Gesicht und meint, dass sie uns gerne begleiten würde – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
09.00 Uhr Nachdem ich meine müden Glieder gelockert habe, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad. Darüber hinaus rufe ich im Ferienhaus an und mache meinen Bruder auf den Umstand aufmerksam, dass sich Frau Pontecorvo unserem Ausflug anschliessen wird. Georg ist einverstanden und sagt, dass Edelbert gegen halb Elf im Lowbank Drive sein wird – das klappt wieder wie am Schnürchen.

marcoisland
Hurra, wir krusen nach Marco Island

09.45 Uhr Weil die Zeit drängt, beende ich den Badespass und eile in die Küche, um ein kleines Frühstück zu verzehren. Danach fülle ich Dixons Napf mit Futter auf und informiere, dass er die nächste Jause erst am Abend erwarten kann. Der Rüde legt seinen Kopf schief und zögert nicht, die Brotzeit im Handumdrehen zu verschlingen.
10.15 Uhr Endlich pocht Frau Pontecorvo an die Haustüre und drängt zur sofortigen Abfahrt. Ich scheuche Dixon wildgestikulierend zum Auto und erwähne, dass wir uns sputen müssen. Ruckzuck schwinge ich mich hinters Lenkrad und rase hupend aus dem Wohngebiet – diesem Stress steht nicht einmal der stärkste Rentner stand.
10.45 Uhr Mit kurzer Verspätung komme ich im Lowbank Drive zum stehen und bemerke, dass Edelbert bereits vor Ort ist. Meine Verwandten lassen nicht lange auf sich warten und vertreten die Meinung, dass wir in zwei Autos nach Marco Island krusen sollten. Ich nicke eifrig und biete Maria an, sich den Rücksitz mit Dixon zu teilen.

georghaus2
Das Ferienhaus meiner Familie

11.00 Uhr Pünktlich zum Elfuhrläuten lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung in der D Stellung einrasten und ziehe es vor, der Interstate 90 nach Osten zu folgen. Während Frau Pontecorvo und Maria ohne Unterlass über belanglose Frauenthemen tratschen, fröne ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und entschliesse mich, nach 16 Meilen auf die Florida State Road (löblich: Staatsstrasse) 951 zu wechseln.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, überquere ich die Goodland Bridge (löblich: Brücke) und stelle klar, dass wir in fünfzehn Minuten unser Ziel erreichen werden. Maria macht grosse Augen und behauptet, dass die Häuser wunderschön aussehen. Ich nicke eifrig und entgegne, dass pro Jahr bis zu einer Million Besucher nach Marco Island kommen, um Ausflüge in die nahegelegenen Everglades zu unternehmen. Meine Nachbarin gibt mir Recht und wirft ein, dass die Stadt auch für seine zahlreichen Einkaufszentren bekannt ist – wie wahr.
12.30 Uhr Nach kurzer Suche erblicke ich zwei Stellplätze direkt vor dem “Esplanade” Einkaufszentrum. Mit quietschenden Pneus stosse ich in die Parklücke ein und hüpfe dann vom Fahrersitz, um meinen Begleitern eine Einkehr in ein schönes Restaurant schmackhaft zu machen. Maria tippt sich jedoch an die Schläfe und sagt, dass sie zuerst im “Esplanade” nach einem schicken Strandkleid Ausschau halten wird. Da Widerworte keine Wirkung zeigen, drückt Georg seiner Ehefrau ein Bündel Geldscheine in die Hand und meint, dass wir unterdessen in die kaufhauseigene Wirtschaft “CJ’s on the Bay” einkehren werden.

steak
Porterhouse Steaks mit Kräuterbutter

13.15 Uhr Während die Frauen dem Konsumwahn verfallen, legen wir eine Pause in der gutbesuchten Gaststätte ein und ordern süffiges Bud Light (löblich: Leicht) sowie vitaminreiche Porterhouse Steaks mit Kräuterbutter. Edelbert gibt sich spendabel und verspricht, für das Essen und die Getränke zu bezahlen. Ich gebe mich erleichtert und nehme mir das Recht heraus, als Nachspeise einen grossen Eisbecher mit Sahne zu bestellen.
14.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach dem Damen zu sehen und Dixon etwas Auslauf zu ermöglichen. Wir treffen Maria und Frau Pontecorvo in der Schmuckabteilung an und werden Zeugen, wie Georgs Ehefrau ihre AMERICAN EXPRESS Bezahlkarte zückt und sich eine sündteure Brosche leistet – das ist ja allerhand.

bezahlkarten
Plastikgeld – Nein Danke

14.30 Uhr Tütenbepackt verlassen wir Einkaufszentrum und schlendern zum Boardwalk (löblich: Strandweg). Bei schweisstreibenden 85°F (29°C) lasse ich den Vierbeiner von der Leine und werfe ihm ein Stöckchen zu. Unterdessen kommt Georg auf die nächste Woche zu sprechen und kündigt an, dass er am Dienstag nach Miami krusen wird. Als ich genauer nachfrage, berichtet Georg, dass er mit seiner Liebsten das Theaterstück “Betrayal” im “Adrienne Arsht Center” anschauen wird – wie langweilig.
15.30 Uhr Nach der beschwerlichen Wanderung kehren wir verschwitzt ins Stadtzentrum zurück und gönnen uns in einem Eiskaffee eine Abkühlung. Weil ich schon ein Eis hatte, bestelle ich neben einem grossen Glas Eistee ausserdem ein Stück Käsekuchen – schmeckt gar nicht schlecht.

kaesekuchen
Käsekuchen ist sehr vitaminreich

16.15 Uhr Zu guter Letzt setzen wir unseren Spaziergang durch die Innenstadt fort und nehmen die Auslagen in den Schaufenstern in Augenschein. Nebenbei fällt mir auf, dass die Strassen von unzähligen Touristen bevölkert wird. Edelbert stösst einen spanischen Rucksacktouristen beiseite und meint, dass es bei diesem Andrang keinen Spass macht, durch die Einkaufspassagen zu laufen – wie wahr.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 zugeht, hüpfen wir in die Autos und freuen uns auf Zuhause. Weil Edelberts JEEP noch im Lowbank Drive steht, steigt der Professor kurzerhand bei meinen Verwandten zu. Ich wünsche den lieben Leuten einen angenehmen Abend und spreche für Morgen eine Einladung zum Frühstück aus. Im Anschluss lasse ich den Motor aufheulen und rase zufrieden nach Norden zurück.
18.00 Uhr Nach einer sechzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt treffen wir endlich in Naples ein. Ich schäle mich gähnend vom Fahrersitz und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann.
19.00 Uhr Nachdem ich Dixon gefüttert und selbst mit reichbelegten Wurstbroten Vorlieb genommen habe, schalte ich die Glotze ein und entspanne mich bei der Serie “Sons of Anarchy”. Ich fröne den letzten drei Episoden der zweite Staffel und sehe, wie die Teller-Morrow Motorradbande mit hochrangigen Mitgliedern der rassistischen Bewegung “Liga der amerikanischen Nationalisten” kurzen Prozess macht – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzen beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.