08.00 Uhr Dixon kommt ins Schlafzimmer gestürmt und animiert mich, endlich aufzustehen. Missmutig rolle ich mich aus dem Bett und ärgere mich, weil meine Augen brennen. Als ich in den Garten spähe und gelben Blütenstaub auf der Fensterbank erblicke, wird mir klar, dass ich schon wieder an einer Allergie leide – wie furchtbar.
08.30 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und führe an der frischen Luft die Morgengymnastik durch. Unterdessen nehme ich die hochgewachsene Petersilie in Augenschein und ringe mich dazu durch, heute im Garten zu arbeiten – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
Die hochgewachsene Peterilie
09.00 Uhr Zuvor entspanne ich mich jedoch bei einem erfrischenden Wirbelbad und rufe kurzentschlossen bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an. Maria meldet sich prompt zu berichtet, dass ihr Ehemann vom Hexenschuss genesen ist und sich entschlossen hat, den Tag mit Herrn Wang auf dem Golfplatz zu verbringen. Ich seufze laut und lade Maria ein, in den Willoughby Drive zu kommen und mir bei der Gartenarbeit zu helfen.
10.00 Uhr Just als ich mich anziehe, klingelt es an der Türe. Ich eile spornstreichs zur Pforte und freue mich, Frau Pontecorvo vor der kleinen Villa anzutreffen. Meine Nachbarin präsentiert ein Tablett mit selbstgebackenen Keksen und meint, dass wir gemeinsam frühstücken sollten. Ich zucke mit den Schultern und mache es mir zur Aufgabe, die leistungsstarke DeLonghi Kaffeemaschine knopfdrückend in Betrieb zu nehmen.
Mein Zuhause unter Palmen
10.30 Uhr Wenig später fährt der schwarze JEEP meiner Verwandten vor und wir haben das Vergnügen, Maria in meinem Zuhause begrüssen zu können. Wie es sich gehört, hole ich eine weitere Tasse aus dem Schrank und serviere meiner Verwandten ebenfalls einen kräftigen Bohnentrunk. Währenddessen plappert Frau Pontecorvo ohne Unterlass und erzählt, dass sie gestern bei Herrn Fisher eingeladen war. Ich erhebe den Zeigefinger und weise meine Schwägerin darauf hin, dass der Heini Anfang Mai am Ende des Willoughby Drives ein Bestattungsunternehmen eröffnet hat. Frau Pontecorvo gibt mir Recht und sagt, dass Herr Fisher vor vier Jahren seine Ehefrau bei einem Autounfall verloren hat und seitdem alleine lebt – das ist mir Wurst.
Herr Fisher leitet ein Bestattungsunternehmen
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten klatsche ich in die Hände und gebe zu Protokoll, dass wir nun mit der Gartenarbeit beginnen sollten. Maria ist begeistert und meint, dass sie die hochgewachsenen Mangroven zustutzen wird. Ich eile wildgestikulierend in die Garage und merke an, dass ich den Rasen mähen werde. Auch Frau Pontecorvo macht sich nützlich und zögert nicht, die Petersilie abzuernten – da kommt Freude auf.
11.45 Uhr Während ich mit dem benzinbetriebenen Rasenmäher meine Runden über das satte Grün drehe, gesellt sich Herr Booth an die Grundstücksgrenze und wünscht uns einen schönen Morgen. Ich reiche dem Vietnamveteran die Hand und vernehme, dass am kommenden Montag der “Memorial Day” gefeiert wird. Mein Nachbar schenkt mir ein Lächeln und informiert, dass er den im Krieg gefallenen amerikanischen Soldaten selbstverständlich Tribut zollen und an einem Umzug in Fort Myers teilnehmen wird. Ich werde sogleich hellhörig und verspreche, dass ich ebenfalls in die Nachbargemeinde reisen und mir die Militärparade ansehen werde.
12.15 Uhr Nachdem ich das Gras abgemäht habe, eile ich in die Küche und hole drei Flaschen COORS Light (löblich: Leicht) aus dem Eiskasten. Völlig verschwitzt lade ich die Damen zu einem Umtrunk ein und erwähne, dass mein Magen nach einer Brotzeit verlangt. Als ich Maria auffordere, ein Gulasch zu kochen, zeigt mir die Perle den Vogel und meint, dass es schlauer wäre, den DOMINOS Pizzabringdienst anzurufen.
Wir fressen Pizza
13.00 Uhr Fünfundvierzig Minuten später rollt endlich ein verrosteter Honda Civic vor und ich kann die bestellten Speisen in Empfang nehmen. Da Lieferanten bekanntlich auf Trinkgelder angewiesen sind, gebe ich mich spendabel und händige dem Knecht 50 Zents aus – davon kann er sich ein Eis kaufen.
13.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, kommt Frau Pontecorvo erneut auf Herrn Fisher zu sprechen und beteuert, dass der Bestatter ein Freund klassischer Musik ist. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und vernehme, dass der Depp meiner Bekannten sogar einen Theaterbesuch in Tampa schmackhaft gemacht hat – wie unlöblich.
14.00 Uhr Nach der Jause verfrachten wir die Petersilie in praktische Tupper Dosen und Maria macht den Vorschlag, dass ich neben Kräutern auch Radieschen anbauen könnte – das ist gar keine schlechte Idee.
14.30 Uhr Weil meine Schwägerin einen Frisörtermin vereinbart hat, verabschiede ich die Gäste händeschüttelnd. Danach bette ich mich in der klimatisierten Wohnstube zur Ruhe und entspanne mich redlich.
15.30 Uhr Leider wird die Ruhe bald durch lautes Telefonläuten unterbrochen. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert im Rohr und erkundigt sich, ob ich ihn zu einer spannenden Ausstellung in die “City Hall” (löblich: Stadthalle) begleiten möchte. Als ich genauer nachfrage, rückt der schlaue Mann mit Fakten heraus und sagt, dass während dieser Woche über das Leben des Unternehmers Rocky Patel informiert wird. Edelbert ist bestens unterrichtet und sagt, dass der indischstämmige Herr Patel Anno 2002 in Naples die weltbekannte “Rocky Patel Premium Cigars” Zigarrenfabrik eröffnet hat – diesen Unsinn muss man gehört haben.
Bitte nicht rauchen
16.00 Uhr Nachdem ich das Telefonat kopfschüttelnd beendet habe, greife ich zur Hundeleine und breche mit dem Haustier zu einem Spaziergang auf. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen schlendere ich durchs Wohngebiet und treffe am Ende der Strasse auf Herrn Fisher. Selbstverständlich würdige ich dem Heini keines Blickes und ziehe es vor, Dixon ein Stöckchen zuzuwerfen.
17.00 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und sorge in der Küche für ein prima Abendessen. Fachmännisch hantiere ich mit dem Kochlöffel und zaubere im Handumdrehen Spinat mit Bratkartoffeln und Spiegelei – wie das duftet.
18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich verfrachte das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und lege dann im Wohnzimmer die Beine hoch – das tut gut.
19.00 Uhr Nach den FOX Nachrichten (unlöblich: FOX News) und einer langweiligen Call In (löblich: Ruf herein) Sendung, wähle ich den Bezahlsender FX aus, um mir einige Episoden der spannenden Kriminalserie “Sons of Anarchy” anzuschauen. Ich öffne eine Packung Lay’s Kartoffelchips und werde Zeuge, wie der Motorradverein “Sons of Anarchy” (löblich: Söhne der Anarchie) von gewaltbereiten Neonazis bedroht wird – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach einer weiteren Episode beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.