08.00 Uhr Die elfte Woche des Jahres beginnt und ich habe mit hämmernden Kopfschmerzen zu kämpfen. Seufzend laufe ich ins Bad und nehme zwei ASPIRIN Tabletten ein. Unterdessen fällt mir ein, dass heute der Vorarbeiter der “ABC Painting” Malerfirma anrücken und mich bezüglich einer Renovierung beraten wird.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik greife ich zum Telefon und lasse es mir nicht nehmen, bei meinen Verwandten anzurufen. Als ich auf die anstehenden Malerarbeiten zu sprechen komme, schnalzt Georg mit der Zunge und meint, dass er in zwei Stunden auf der Matte stehen und mich mit Ratschlägen versorgen wird.
09.00 Uhr Weil man heutzutage stets eine saubere Figur abgeben muss, nehme ich noch vor dem Frühstück ein löbliches Wirbelbad. Ich wasche mich ordentlich heraus und vergesse auch nicht, mir die Haare mit einer duftenden Pflegelotion aus dem Hause SCHWARZKOPF zu waschen – da kommt Freude auf.
10.00 Uhr Im Anschluss stelle ich die Kaffeemaschine ein und hole die Farbproben aus der Garage. Nebenbei rede ich auf den Rüden ein und kündige an, dass demnächst Handwerker anrücken und die kleine Villa verschönern werden. Hund Dixon legt seinen Kopf schief und zieht es vor, sich mit einem Tennisball in den Garten zu verabschieden.
Die kleine Villa muss schöner werden
10.15 Uhr Wenig später klingelt es an der Pforte und ich kann Georg und Maria herzlich begrüssen. Mein Bruder schiebt mich plappernd zur Seite und macht es sich zur Aufgabe, die Farbproben, die ich in im Baumarkt besorgt habe, zu begutachten. Nebenbei überreicht mir Maria eine Tüte mit köstlichen Croissants und erwähnt, dass sie noch nicht gefrühstückt hat. Ich nicke eifrig und kredenze der kleinen Frau einen Becher Bohnentrunk.
10.45 Uhr Just als ich Dixon etwas Schinken abgebe, fährt ein silbergrauer Lieferwagen vor. Ich eile neugierig nach draussen und sehe mich mit einem Mann in einer blauen Latzhose konfrontiert. Der Knecht stellt sich mir als Herr Lofgrund vor und behauptet, dass er vor 16 Jahren die “ABC Painting” Malerfirma gemeinsam mit seinem Bruder gegründet hat. Ich reiche dem Herren die Hand und gebe zu Protokoll, dass ich mit dem Gedanken spiele, mein Eigenheim zu renovieren.
Bald rücken die Maler an – wie schön
11.30 Uhr Natürlich gesellt sich prompt Georg an unsere Seite und stellt die Behauptung auf, dass sich die Farbproben aus dem HOME DEPOT Baumarkt kaum für einen Innenanstrich eignen. Herr Lofgrund schüttelt ebenfalls den Kopf und sagt, dass Latexfarben die Schimmelbildung fördern können – wie unlöblich.
12.00 Uhr Nach einer halben Stunde habe ich den Handwerker durch sämtliche Räume geführt und lerne, dass es angesichts der verbauten Dämmplatten angebracht wäre, mineralische Naturfarben zu verwenden. Ich lege den Zeigefinger an die Unterlippe und erkundige mich, wie viel mich das Streichen des Wohnzimmers, des Eingangsbereichs und des Schlafzimmers kosten wird. Mein Gegenüber wackelt mit dem Daumen und meint, dass ich mit 1.500 Dollars rechnen muss. Mein Bruder schnalzt mit der Zunge und nötigt mich, prompt auf das günstige Angebot einzugehen. Obgleich ich finanziell keineswegs auf Rosen gebettet bin, willige ich ein und lote aus, ob wir die Malerarbeiten während meines New York Aufenthalts im April durchführen können. Herr Lofgrund schenkt mir ein Lächeln und verspricht, dass die Arbeiten bis zum 6. April erledigen sein werden.
Budweiser, schmeckt einfach prima
12.45 Uhr Nachdem ich mich durchgerungen habe, die Wände mit einem gelben Farbton streichen zu lassen, verabschiede ich Herrn Lofgrund und lade meine Verwandten zu einem Umtrunk auf der Terrasse ein. Bei milden Temperaturen stossen wir mit Budweiserflaschen an und ölen unsere Kehlen mit süffigem Hopfensaft.
13.30 Uhr Als ich in der Küche schufte und Sandwiches (löblich: belegte Brote) vorbereite, surrt plötzlich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry). Zu allem Überfluss meldet sich Prof. Kuhn und erinnert daran, dass morgen vor 151 Jahren Ludwig II. zum König von Bayern gekrönt wurde. Edelbert legt beste Laune an den Tag und schlägt vor, dass wir diesen Freudentag am Meer verbringen könnten. Ich gebe meinem Bekannten Recht und bringe einen Spaziergang am Golf von Mexiko ins Spiel.
14.15 Uhr Nachdem wir Wurstbrote verzehrt haben, erheben sich meine Verwandten aus den Liegestühlen und wünschen mir einen schönen Nachmittag. Ich begleite die lieben Menschen zum Auto und falle dann gähnend aufs Kanapee. Schon bald döse ich ein und sehe mich im Traum an den New Yorker Times Square versetzt – wie schön.
15.15 Uhr Leider wird die Ruhe zeitnah durch einen Telefonanruf gestört. Ich nehme das Gespräch augenreibend an und bin überrascht, Herrn Lofgrunds Stimme zu hören. Der Handwerker verweist noch einmal auf den Auftrag und bittet mich, ihm vor meiner Abreise in den grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) den Haustürschlüssel vorbeizubringen – das soll mir Recht sein.
15.45 Uhr Im Anschluss schenke ich mir einen Kaffee ein und beginne mit der Anschnurseelsorge. Mit flinken Fingern navigiere ich durchs Internetz und studiere Hilferufe besorgter Eltern. Unter anderem rate ich einer Mutter (59) aus Eschweiler, ihrem Sohn Giuliano (17) Hartfelsenkonzertbesuche zu verbieten. Immerhin schädigt laute Felsenmusik das Trommelfell und kann laut einer Studie des Forschungsinstituts Kuschmelka bei Jugendlichen sogar Gehirnbrand auslösen.
16.45 Uhr Nach getaner Arbeit schalte ich die neuen Einträge im Gästebuch frei und gehe von der Leine. Da ich keinen grossen Hunger habe, erwärme ich tiefgefrorenes Buttergemüse in der Pfanne und brate ein kleines T Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) heraus – wie gut das duftet.
17.45 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb genommen haben, mache ich es mir fernsehschauend in der guten Stube gemütlich. Ich folge den FOX Nachrichten und fröne ausserdem einer Quizshow (löblich: Ratesendung) namens “Hot Button” (löblich: heisser Knopf) – da kommt Spannung auf.
19.00 Uhr Zur sogenannten Prime Time (löblich: beste Fernsehzeit) schalte ich auf den Bezahlsender HBO um, wo gerade der Vorspann zur Eigenproduktion “Behind the Candelabra” läuft. Ich lehne mich erdnussessend zurück und tauche in die schillernde Welt des amerikanischen Entertainers Liberace ein.
21.00 Uhr Nach neunzig unterhaltsamen Minuten beende ich den Fernsehabend und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre sorgsam und gehe ins Bett. Gute Nacht.