9. Februar 2015 – Frühschoppen mit Herrn Wongler

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Die siebte Woche des Jahres beginnt und ich forderte Dixon auf, zu mir ins Bett zu hüpfen. Der Rüde kommt meiner Bitte anstandslos nach und freut sich, als ich sein krauses Fell kraule. Ausserdem erzähle ich dem Vierbeiner, dass in der nächsten Woche Georg und Maria zu Besuch kommen werden – das wird spitze.

dixon
Ich streichle Hund Dixon ordentlich heraus

08.30 Uhr Weil mich meine Schwägerin gebeten hat, im Laufe der Woche Getränke zu besorgen und im Ferienhaus nach dem Rechten zu sehen, schwinge ich mich aus dem Bett und absolviere die Morgengymnastik. Ausserdem telefoniere ich mit Prof. Kuhn und erzähle, dass ich gegen halb Zwölf im Lowbank Drive sein und den Eiskasten mit Diät Cola und O-Saft bestücken werde. Edelbert schnalzt mit der Zunge und verspricht, in der “Satreales” Italienmetzgerei eine Brotzeit zu besorgen und mich im Ferienhaus zu treffen.
09.00 Uhr Voller Vorfreude verabschiede ich mich ins Bad und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Unterdessen tippe ich die Nummer meines Bruders in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und bringe heraus, dass die lieben Leute bereits am Sonntag in Florida eintreffen werden. Georg ist hellauf begeistert und bittet mich, nicht nur Limonade, sondern auch etliche Flaschen Wein zu besorgen.

rotwein
Ich muss Wein einkaufen!

10.00 Uhr Nachdem ich mich angezogen und ein Nutellebrot verzehrt habe, scheuche ich Dixon zum Chevrolet und schicke mich an, Bob’s Liquor Store an der Vanderbilt Beach Road anzusteuern. Nebenher lausche ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und komme in den Genuss, ein neues Lied der Landmusikcombo “The Lone Bellow” (löblich: Das einsame Brüllen) zu hören.
10.30 Uhr Wenig später betrete ich das Alkoholgeschäft meines Vertrauens und wundere mich über die vielen Kunden. Herr Bob rollt mit den Augen und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sich eine australische Reisegruppe seit einer Stunde in seinem Geschäft tummelt. Der Ladenbesitzer redet in einer Tour und sagt, dass die Deppen sehr trinkfest sind und bereits gestern Dutzende Schnapsflaschen sowie Bier eingekauft haben – wie unlöblich.
11.15 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und entschliesse mich, neben etlichen Dosen Limonade und zwei Sechserpacks Budweiser auch sechs Flaschen “Woodward Merlot” zu erwerben. Danach schleppe ich die Getränke zum Auto und kruse in Richtung Ferienhaus weiter.

georghaus2
Georg und Marias Ferienhaus im Lowbank Drive

11.45 Uhr Mit kurzer Verspätung komme ich vor der Villa zum Halten und freue mich, Edelberts Hand schütteln zu können. Als wir die Haustüre mit dem Zweitschlüssel aufsperren, gesellt sich Herr Wongler an unsere Seite und begrüsst uns herzlich. Ich klopfe dem alten Knacker auf die Schulter und lade ihn ein, uns beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten. Edelbert nickt eifrig und bestätigt, dass er zehn italienische Wurstbrote (unlöblich: Tramezzini) gekauft hat – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
12.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und meine Kehle mit einer braunen Brause aus Atlanta öle, berichte ich von meinem Zusammentreffen mit den Australiern. Herr Wongler wird sogleich hellhörig und vertellt, dass er in den 60er Jahren quer durch den fünften Kontinent gereist ist, um den Ayers Rock zu besuchen. Auch Edelbert weiss Wissenswertes über Australien beizutragen und plappert davon, dass “Waltzing Matilda” die inoffizielle Nationalhymne des Staates ist.

13.00 Uhr Bevor ich antworte kann, geben meine Tischnachbarn das Lied aus vollem Hals zu besten: “There once was a swagman camped in the Billabong; Under the shade of a Coolibah tree”. (löblich: Da war einmal ein Vagabund, der sein Lager unter dem Schatten eines Eukalyptusbaumes in einem Wasserloch aufschlug). Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und erkundige mich, warum ein Herumtreiber sein Lager in einem Wasserloch aufschlagen soll. Herr Wongler nippt schmunzelnd am Bier und entgegnet, dass der Verfasser womöglich einen in der Krone hatte – wie wahr.
13.30 Uhr Nachdem sich der alte Wongler verabschiedet hat, komme ich in die Gänge und sorge im Garten für Sauberkeit. Edelbert folgt meinem Beispiel und öffnet im Haus sämtliche Fenster. Darüber hinaus wische ich den Kühlschrank mit einem nassen Lappen aus und vergesse auch nicht, die Getränkeflaschen auf Eis zu legen.

bierkrug
Noch ein Bier – wo soll das noch hinführen

14.30 Uhr Nach getaner Arbeit wische ich mir die Schweissperlen von der Stirn und informiere, dass es langsam Zeit wird, nach Hause zu fahren. Edelbert stibitzt sich jedoch noch eine Hopfenkaltschale aus dem Eiskasten und animiert mich, mir ebenfalls ein Bier hinter die Binde zu kippen – wie schön.
15.00 Uhr Nachdem ich Edelbert einen schönen Abend gewünscht habe, helfe ich Dixon auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV und trete die Heimfahrt an. Um schneller voran zu kommen, hupe ich in regelmässigen Abständen und setze zu waghalsigen Überholmanövern an – da kommt Freude auf.
15.45 Uhr Zurück in meinem kultivierten Zuhause, schlüpfe ich aus den Kuhjungenstiefeln und fülle Dixons Napf mit ROYAL CANIN Trockenfutter auf. Im Anschluss entspanne ich mich im Wohnzimmer redlichst und döse bald ein.
16.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und bemerke beim Blick auf die Wanduhr, dass der Nachmittag fast schon vorüber ist. Ich laufe seufzend in die Küche und bereite zu stimmungsvoller Clint Black Musik das Abendessen vor. Fachmännisch schwenke ich Butter in einer Pfanne und brate tiefgefrorene Kartoffelspalten heraus. Dazu gibt es Spinat sowie ein deftiges Cheeseomelett (löblich: Käseomelett) – wie gut das duftet.
17.45 Uhr Strotzend vor Zufriedenheit und Cholesterin entkorke ich ein Fläschchen Veuve Clicquot Schaumwein und mache es mir in der guten Stube bequem. Ich folge gespannt den FOX Nachrichten und lerne, dass vor fast genau vier Jahren der ägyptische Präsident Mubarak gestürzt wurde. Der Nachrichtensprecher legt seine Stirn in Falten und beteuert, dass die ägyptische Revolution der Bevölkerung grosses Leid beschert hat.


Lucy – gibt es auch bei Amazon

18.45 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, stecke ich den Zukunftsfilm “Lucy” ins Abspielgerät und tauche in das Leben der Amerikanerin Lucy ein. Die hübsche Dame erklärt sich bereit, für einen Freund einen Koffer mit unbekanntem Inhalt an den koreanischen Gangster Mr. Jang zu übergeben – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden flimmert der Abspann über die Mattscheibe und ich beende den Fernsehabend10. Laut gähnend rufe ich Dixon ins Haus und lege mich dann schlafen. Gute Nacht.