15. Dezember 2014 – Ein edler Likör für Frau Pontecorvo

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08.00 Uhr Ich hüpfe zu prima Wade Bowen Musik aus dem Bett und komme zu dem Schluss, dass ich in vier Tagen nach Toronto ausfliegen werde. Während ich meine Muskeln auf der Terrasse stähle, fasse ich den Entschluss, in Julies Restaurant zu frühstücken und der Wirtin ein frohes Fest zu wünschen.
08.30 Uhr Wenig später nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe bei Edelbert an. Als ich meinen Bekannten ins Gasthaus unseres Vertrauens einlade, freut sich der Professor sehr und verspricht, pünktlich gegen halb 11 vor Ort zu sein – wie schön.

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Meine praktische Schwarzbeere

09.00 Uhr Bevor ich losfahre, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad. Ausserdem segle ich mit dem iPad auf N-TV.de und lerne, dass die Bundesregierung zum 1. Dezember neue Gesetze erlassen hat. Zum einen hat sich die grosse Koalition dazu durchgerungen, Asylbewerbern den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Ich mache grosse Augen und lasse Dixon wissen, dass viele der sogenannten Flüchtlinge gar kein Interesse an geregelter Arbeit haben. Stattdessen kommen viele nach Deutschland, um Sozialleistungen einzustreichen und sich auf Kosten der Steuerzahler ein schönes Leben zu machen.
10.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, um in die Gänge zu kommen. Voller Vorfreude scheuche ich den Rüden zum Auto und helfe ihm auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV. Danach brause ich mit quietschenden Pneus von dannen und steuere das Auto zielsicher zur Vanderbilt Beach Road.
10.30 Uhr Pünktlich auf die Minute finde ich mich im einladenden Gasthaus wieder und kann den Professor per Handschlag begrüssen. Mein bester Freund bietet mir einen Platz an und setzt mich darüber in Kenntnis, dass Frau Julie leider verreist ist. Ich seufze laut und ordere bei Bedienung Peggy ein grosses Frühstück sowie eine Kanne Kaffee. Ferner fühle ich der Rothaarigen auf den Zahn und bringe heraus, dass die Wirtin nach Puerto Rico geflogen ist, um für drei Wochen die Seele baumeln zu lassen. HEUREKA – solche Luxusreisen kann ich mir nicht leisten.

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Frau Julie urlaubt in Puerto Rico

11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten wische ich mir den Mund an einer Serviette ab und erkläre Edelbert, dass ich nun zu Bob’s Liquor Store krusen und einen edlen Likör für Frau Pontecorvo kaufen werde. Der schlaue Mann nippt ein letztes Mal am Kaffeebecher und entgegnet, dass er ins Zentrum rasen und Familie Satesh zum Stadtbummel treffen wird – das soll mir auch Recht sein.
11.30 Uhr Als nächstes fahre ich hupend gen Norden und fröne dem Programm von WCKT CAT COUNTRY. Der Moderator spielt das weltbekannte Lied “Come on Over” aus Shania Twains Feder und meldet, dass die 49jährige im Januar ein “Best-Of” (löblich: Das Beste von) Album veröffentlichen wird – wie aufregend.

12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, betrete ich Bob’s Liquor Store und werde vom Ladeninhaber persönlich begrüsst. Ich schenke Herrn Bob ein Lächeln und gebe zu Protokoll, dass ich einen Weihnachtstrunk für meine Nachbarin benötige. Der Alkoholexperte nickt eifrig und legt mir nahe, einen süffigen Rotwein auszuwählen. Ich gebe mich jedoch skeptisch und merke an, dass Frau Pontecorvo gerne Liköre trinkt. Daraufhin führt mich der gute Mann zu einem Schnapsregal im hinter Teil des Geschäfts und meint, dass ich die Dame mit einem “Bruadar” überraschen könnte. Ich gebe mich interessiert und erfahre, dass es sich hierbei um die schottische Variante des englischen “Sloe Gin” handelt. Herr Bob redet ohne Unterlass auf mich ein und verdeutlicht, dass das schottische Nationalgetränk aus aromatischem Wacholder und Schlehen gebrannt wird.
12.45 Uhr Letztendlich zücke ich meine prall gefüllte Golden Head Geldbörse und ringe mich dazu durch, 60 Scheine in ein Fläschchen zu investieren. Herr Bob freut sich und prophezeit, dass meine Nachbarin aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr herauskommen wird.
13.30 Uhr Nachdem ich Hund Dixon etwas Auslauf verschafft habe, fahre ich eine McDonalds Schnellessgaststätte an und nehme mir das Recht heraus, zwei Big Macs, eine Tüten French Fries (löblich: französische Fritten) sowie einen XXL Becher Diät Cola per Sprechdurchsage zu bestellen. Im Anschluss steuere ich burgerverzehrend das Auto nach Hause und kann es kaum noch erwarten, im Wohnzimmer die Beine hochzulegen.
14.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, schlüpfe ich aus den Kuhjungenstiefeln (unlöblich: Cowboyboots) und gönne mir in der guten Stube eine wohlverdiente Pause.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und stelle fest, dass sich das Haustier an der Terrassentüre eingefunden hat. Um dem Rüden etwas Gutes zu tun, öffne ich die Pforte und animiere ihn, die handzahmen Echse Billy zu besuchen.
15.30 Uhr Während sich Dixon im Garten vergnügt, gehe ich an die Leine (unlöblich: Online) und arbeite Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab. Ich schufte hart und registriere, dass es die junge Generation in meiner alten Heimat derzeit besonders bunt treibt – wo soll das noch hinführen.
16.30 Uhr Zu guter Letzt überprüfe ich den Warenbestand im Andenkenladen und bestelle von fleissigen Kindern in Handarbeit gefertigte Produkte nach. Der indonesischer Grosshändler Bambang bestätigt die Order und legt mir nahe, die schönen Waren mit mindestens 1000% Aufschlag in meinem Anschnurkaufhaus zu veräussern.

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Fischstäbe mit Karotten und Fritten

17.15 Uhr Weil mein Magen knurrt, eile ich in die Küche und brate in einer Pfanne mit Teflonbeschichtung vitaminreiche Fischstäbe heraus. Ausserdem gebe ich den Inhalt einer Konserve in einen Topf und bereite als Beilage ein nahrhaftes Karottengemüse zu – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Endlich beginnt der Feierabend. Ich lasse den nervenaufreibenden Tag vor dem überdimensionalen Farbfernsehgerät ausklingen und mache mich bei den Nachrichten über die Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wähle ich zur besten Sendezeit den Filmsender HBO aus und entspanne mich beim Kriminalfilm “Beneath the Dark” (löblich: Unter der Dunkelheit). Die Billigproduktion handelt von einem Liebespaar, welches sich nach einer stundenlangen Autofahrt auf ein warmes Bett freut. Dummerweise mieten sich die jungen Leute in ein düsteren Motel ein und werden bald von übernatürlichen Phänomenen heimgesucht. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Langeweile flimmert der Abspann über den Bildschirm. Ich betätige kopfschüttelnd den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und gebe Dixon zu verstehen, dass wir gerade den schlechtesten Film aller Zeiten gesehen haben. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und lege mich schlafen. Gute Nacht.