3. Juli 2014 – Verschwundene Rollbretter, Big Boobs Magazin und ein Strandspaziergang

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Noch bevor ich aufstehe, greife ich zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und rufe in Toronto an. Mein Bruder wünscht mir einen guten Morgen und gibt zu Protokoll, dass sein Flugzeug am Samstag gegen 17 Uhr in Fort Myers landen wird. Ich bin begeistert und lasse mir spornstreichs die Flugnummer durchgeben. Ferner verspreche ich, dass ich pünktlich am “Southwest Florida Airport” sein und ihn abholen werde.
08.30 Uhr Nachdem ich Dixon in den Garten gelassen habe, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad. Unterdessen telefoniere ich mit Edelbert und bringe für Sonntag eine Überraschungsfeier für meine Liebsten zur Sprache. Der Professor schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir auch morgen den 4th of July (löblich: 4. Juli) begiessen müssen. Ich nicke eifrig und entgegne, dass in Fort Myers ein “Freedom Fest” (löblich: Freiheitsfest) mit Musik und Tanz stattfindet. Mein Bekannter kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und meint, dass wir den amerikanischen Unabhängigkeitstag in der Nachbargemeinde erleben sollten – das ist phantastisch.

usa
Morgen wird der 4. Juli gefeiert

09.30 Uhr Nach dem Ortsgespräch beende ich das Badevergnügen und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Im Anschluss decke ich den Terrassentisch und lasse mir das Frühstück an der frischen Luft schmecken.
10.15 Uhr Wenig später stösst der freche Nachbarsbube Francis die Terrassentüre auf und erkundigt sich, ob ich sein Rollbrett (unlöblich: Skateboard) gesehen habe. Ich wische mir die Fresse an einer Seidenserviette ab und erkläre dem Kleinen, dass es sich nicht gehört, einen redlichen Rentner beim Frühstück zu stören. Bei dieser Gelegenheit erhebe ich den Zeigefinger und informiere, dass das Rollbrettfahren sehr gefährlich ist. Der Bube blickt traurig drein und unkt, dass sein Skateboard gestohlen wurde – das ist mir Wurst.
11.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb gesetzt und ein vitaminreiches Snickers gegessen habe, scheuche ich Dixon zum Chevrolet und verkünde, dass wir nun ans Meer krusen werden. Der Vierbeiner wird sogleich hellhörig und hüpft bellend auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV.
11.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner Armbanduhr auf halb Elf deutet, erreiche ich den “Vanderbilt Beach” und kann das Auto auf einem bewachten Parkplatz abstellen. Ich überreiche dem Parkwächter etliche Münzen und lasse ihn wissen, dass er während meiner Abwesenheit die Frontscheibe putzen kann. Anstatt der Bitte nachzukommen, zeigt mir der Heini den Vogel und wirft ein, dass er es sich im klimatisierten Wachhäuschen bequem machen und im Herrenmagazin “Big Boobs” (löblich: Grosse Brüste) blättern wird – das ist ja allerhand.

naplesstrand
Diese Idylle muss man erlebt haben

12.00 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und laufe mit dem Vierbeiner im Schlepptau zum Strand. Ruckzuck schlüpfe ich aus den bequemen Flip Flops und bade meine Füsse im azurblauen Golf von Mexiko – das tut gut.
12.45 Uhr Nach einem beschwerlichen Marsch entlang des schönsten Strandabschnittes in Naples, kehre ich kurzerhand in eine TIKI Bar ein und ordere ein grosses Glas Coors Light (löblich: Leicht) sowie einen Korb Hühnerflügel (unlöblich: Chicken Wings). Die leichtbekleidete Bardame serviert die Spezialität in Windeseile und erfreut Dixon ausserdem mit etwas Speck. Ich beisse kraftvoll zu und nehme mir das Recht heraus, mit der Blondine (23) zu flörten. Das Kind stellt sich mir als Fräulein Valerie vor und sagt, dass sie an der “Florida Gulf Coast University” Sportwissenschaften studiert – das soll mir auch Recht sein.

lustigeseis
Ein kleines Eis

13.30 Uhr Ich runde das Mittagessen mit einem kleinen Eisbecher ab und beschere der Maid ein stattliches Trinkgeld. Im Anschluss kehre ich zum Auto zurück und freue mich auf einen ruhigen Nachmittag in der kleinen Villa.
14.30 Uhr Wegen des Nachmittagsverkehrs brauche ich für die Rückfahrt eine geschlagene Stunde. Ich schleppe mich mit letzter Kraft in die kleine Villa und falle erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und träume von Georg und Maria – wie schön.
15.30 Uhr Nach der Pause nehme ich den Heimrechner in Betrieb und kümmere mich um Probleme verzweifelter Eltern. Während Dixon im Garten mit Nachbarshund Joey spielt, studiere ich die Depesche einer 47jährigen Hausfrau aus Göttingen, deren Sohn (8) total durchgedreht ist. Anstatt brav zu sein, zieht es der Bengel vor, die Nachtmittage auf dem Spielplatz zu verbringen und andere Kinder zu verprügeln. Ich setze augenblicklich ein Antwortschreiben auf und rate dazu, den Rüpel zur Adoption freizugeben.
16.15 Uhr Nachdem ich die Einträge im Gästebuch überflogen habe, gehe ich von der Leine und schaue nach den Hunden. Joey hüpft auf und ab und freut sich, als ich einen Tennisball in den Teich werfe. Dummerweise schnellt die handzahme Echse Billy aus dem trüben Wasser hoch und zwickt den Nachbarsrüden ins Bein. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und halte es für besser, schnell im Haus zu verschwinden.
17.00 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schwenke ich Butter in der Pfanne und dünste gesunde Putenleber an. Mein Haustier weicht währenddessen nicht von meiner Seite und fordert ebenfalls eine Brotzeit heraus. Ich streichle dem Tier über den Kopf und verspreche, dass wir uns das Abendessen teilen werden – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Zufrieden stelle ich das Geschirr in die Spüle und setze mich dann ins Wohnzimmer, um die Nachrichten zu sehen. Weil ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeit (unlöblich: Breaking News) vorliegen, schalte ich zeitnah auf den Bezahlsender SHOWTIME um.

19.00 Uhr Dank der vielen Unterprogramme finde ich einen sehenswerten Streifen und fröne der kanadischen Produktion “Timecrimes”. Bei einem eiskalten Bier und schmackhaften Kartoffelchips werde ich Zeuge, wie Herr Hector im Garten seines Anwesens von einem Unbekannten angegriffen wird – wie schrecklich.
20.30 Uhr 90 Minuten später flimmert der Abspann über die Mattscheibe und ich kratze mich nachdenklich an der Schläfe. Letztendlich betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der neumodernen Fernbedienung und gebe dem Vierbeiner zu verstehen, dass ich selten einen grösseren Schmarrn gesehen habe. Danach lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.