27. Januar 2014 – Rabatte im Baumarkt

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08.00 Uhr Ich begrüsse die fünfte Woche des Jahres mit dem Frühsport und erinnere mich, dass Frau Lilith Lobesam in der kommenden Woche ihren 71. Geburtstag feiert. Obgleich ich längst keinen Kontakt mehr zu der aus Zürich stammenden Dame habe, entschliesse ich mich, ihr trotzdem eine kleine Freude zu bereiten.
08.30 Uhr Als ich die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln lasse, nehme ich das praktische iPad in Betrieb und zögere nicht, auf der FLEUROP Heimseite eine noble Orchidee auszusuchen. Anschliessend gebe ich meinen Namen preis und wähle als Zustellungsdatum den 5. Februar aus – ich bin mir ziemlich sicher, dass die Schweizerin vor Begeisterung auf und ab hüpfen wird.
09.30 Uhr Nach dem löblichen Wirbelbad statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab und gebe vor, dass ich grossen Hunger mitgebracht habe. Die Perle bittet mich zuvorkommend herein und macht es sich zur Aufgabe, Rühreier zu servieren. Während ich kraftvoll zubeisse, deutet die Gute in den Garten und sagt, dass sie mit dem Gedanken spielt, einen Obstbaum anzupflanzen. Ich nicke eifrig und lege meiner Nachbarin nahe, sich für einen Zwetschgenbaum zu entscheiden. Darüber hinaus gebe ich zu Protokoll, dass wir uns eine Destillieranlage zulegen und im Herbst einen süffigen Schnaps brennen könnten. Meine Nachbarin legt ihren Kopf schief und unkt, dass das Schwarzbrennen in Amerika unter Strafe steht – na und.

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Das beste Getränk der Welt: Coca Cola

10.30 Uhr Ich verabschiede mich redlichst gestärkt und gebe meinem Haustier zu verstehen, dass es viel zu heiss ist, um einen Spaziergang zu unternehmen. Stattdessen stelle ich die Klimaanlage etwas höher und trinke eine Dose Diät Cola. Nebenher mache ich mir meine eigenen Gedanken und komme zu dem Schluss, dass das Esszimmer stark renovierungsbedürftig ist. Ich nehme die vergilbte Zimmerdecke in Augenschein und lasse Dixon wissen, dass es ein leichtes werden wird, die Decke mit frischer Farbe zu bepinseln.
11.00 Uhr Weil sämtliche Home Depot Filialen während dieser Woche 25 % Rabatt auf Alles gewähren, hüpfe ich voller Elan in den Chevrolet und rase in Richtung Süden davon – da kommt Freude auf.
11.45 Uhr Im “Home Depot” angekommen, schlendere ich mit dem Rüden in die Farbenabteilung und mache grosse Augen. Ich kratze mich am Haaransatz und bringe heraus, dass eine Dispersionsfarbe 24 Dollars pro Gallone kosten soll. Obwohl ich finanziell keineswegs auf Rosen gebettet bin, verfrachte ich neben der Innenfarbe auch eine Farbrolle, Klebestreifen sowie eine Schutzplane in den Einkaufswagen.
12.45 Uhr Kurz nachdem die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, verlasse ich den Baumarkt und kehre in eine neueröffnete “Hardee’s” Schnellgaststätte ein. Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, werde ich an der Essensausgabe vorstellig und ordere zwei vitaminreiche “Frisco Thickburger” (löblich: Frisco Dickburger) mit Kartoffelstäben – da läuft einem doch glatt das Wasser im Munde zusammen.
13.30 Uhr Nachdem ich den Waschraum aufgesucht und mich frisch gemacht habe, kruse ich zügig nach Hause. Nebenbei lausche ich der aktuellen Scotty McCreery Komapaktscheibe “See You Tonight” (löblich: Sehe dich am Abend) und bemerke, dass es heute schon zu spät ist, um mit dem Renovieren zu beginnen.

14.30 Uhr Zurück im Willoughby Drive bette ich mich auf dem bequemen Wohnzimmersofa zur Ruhe und träume von meiner nervenaufreibenden Forschungsreise quer durch den amerikanischen Kontinent – das war eine Gaudi.
15.30 Uhr Ich öffne die Augen und habe eine ganz ausgetrocknete Kehle. Weil Flüssigkeitszufuhr besonders im Alter sehr wichtig ist, giesse ich mir ein gesundes Budweiser ein. Im Anschluss setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Seelsorger nach. Auch heute rufe ich Hilferufe ab und helfe einer unterbelichteten Mutter aus Hannover. Frau K. berichtet, dass ihr Sohn Lukas (12) Zigaretten verfallen ist und täglich eine Schachtel Camel (löblich: Kamel) raucht. Ich schlage entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und fordere die Dame auf, mit dem Jugendamt in Kontakt zu treten und das garstige Kind zur Adoption freizugeben – alles kann man sich auch nicht gefallen lassen.
16.30 Uhr Nachdem alles abgearbeitet ist, greife ich zum Telefonhörer und rufe bei Edelbert an. Natürlich berichte ich von meinen Renovierungsabsichten und bitte den schlauen Mann, mir zur Hand zu gehen. Leider windet sich mein Bekannter aus der Verantwortung und meint, dass er für Morgen einen Arzttermin vereinbart hat – wie schade.
17.00 Uhr Kopfschüttelnd beende ich das Gespräch und laufe in die Küche, um eine TOMBSTONE Tiefkühlpizza ins Ofenrohr zu schieben. Zudem zaubere ich einen farbenfrohen Beilagensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen und Oliven aus dem Glas – das gibt ein Festessen.
17.30 Uhr Ich lasse mir das Nachtmahl auf der Terrasse schmecken und werde Zeuge, wie Dixon mit Nachbarshund Joey spielt. Lachend winke ich die Vierbeiner herbei und stecke ihnen lustige Kauknochen ins Maul.

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Lustige Kauknochen für Dixon

18.00 Uhr Zu guter Letzt sorge ich in der Küche für Sauberkeit und fülle Kartoffelchips in eine Glasschale. Anschliessend gebe ich mich den FOX Nachrichten hin und lerne, dass heute der Holocaust Gedenktag stattfindet.
19.00 Uhr Ich schaue mir eine Sondersendung zu diesem Thema auf dem History Channel (löblich: Geschichtskanal) an und erfahre, dass während der Zeit des Nationalsozialismus nicht nur Juden, sondern auch Christen, Zigeuner, Behinderte, Homosexuelle, politisch Andersdenkende, Wissenschaftler, Künstler und Journalisten in Zwangslager interniert und systematisch ermordet wurden – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der neumodernen Fernbedienung und scheuche Dixon noch einmal an die frische Luft. Danach lösche ich das Licht und gehe nachdenklich ins Bett. Gute Nacht.